Ein historisches Bootshaus ist am Montagabend im Berger Ortsteil Leoni komplett ausgebrannt. Dabei wurden auch zehn Elektroboote mit Bleiakkus und zwei Motorboote völlig zerstört, die die Familie Gastl überwiegend an Ausflügler und Urlauber am Starnberger See vermietet hatte. Der durch die Flammen entstandene Gesamtschaden beträgt laut Polizei zirka 400 000 Euro. Von dem rund 120 Jahre alten Holzbootshaus, das sich gegenüber dem Haus Buchenried der Münchner Volkshochschule (VHS) befindet, blieb nur noch eine verkohlte Ruine übrig; lediglich der Steg blieb weitgehend unbeschädigt. Verletzt wurde niemand. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck geht derzeit von einem technischen Defekt in der Elektroinstallation im Bootshaus aus, der den Brand gegen 21 Uhr ausgelöst hat. Acht Feuerwehren sowie Wasserwachten, DLRG und Technisches Hilfswerke waren im Einsatz und hatten das Feuer nach etwa zwei Stunden unter Kontrolle.
Fassungslos steht am Dienstagvormittag Franz Gastl vor dem Gebäude an der Assenbucher Straße, das die Feuerwehr nicht mehr retten konnte. Er ist der Onkel des Bootshaus-Pächters und berichtet, dass sein eigenes Elektroboot für vier Personen verschmort sei. Es habe einen Wert von etwa 45 000 Euro gehabt. "Es ist eine Katastrophe, ein Super-Gau, was hier passiert ist", klagt er. Der Bootsbesitzer erzählt, dass er am Montag gegen 18 Uhr im See vor dem Bootshaus gebadet habe. "Mir ist da nichts Verdächtiges aufgefallen", sagt er und sieht hinüber zu den Brandermittlern.
In der Hütte gab es elektronische Kettenzüge, damit die Boote auf drei Ebenen eingestellt werden konnten.
Zwei Spaziergänger bemerkten zuerst die Flammen im Bootshaus und alarmierten Polizei und Feuerwehr. Dann liefen die beiden Zeugen hinüber zum Technik- Hausmeister des VHS-Gebäudes und klopften an seine Wohnungstür. "Ich nahm einen Feuerlöscher und rannte hinüber zum Bootshaus", erzählt der Mitarbeiter der Münchner VHS-Dependance. "Aber ich hatte keine Chance, es brannte schon lichterloh", sagt der 52-Jährige.
Zur selben Zeit hörten Kursteilnehmer einen Knall. "Zuerst dachte ich an ein Feuerwerk und sah dann aber den Brand", erinnert sich Anna Dreyer, die schnell zu ihrem Zimmer lief, um ihre Papiere für den Notfall zu sichern. Im selben Block in Nähe der Brandstelle verbrachte Carmen Dullinger-Oßwald ihren ersten Abend im Haus Buchenried. Sie habe Angst gehabt, dass die Flammen über die nahen Bäume auf das Anwesen übergreifen könnten. "Ich dachte auch an die Waldbrände in Brandenburg, sagt die 66-jährige Münchnerin. Zum Glück sei aber niemanden etwas passiert, betont Christian Haager, Verwaltungsleiter des Hauses Buchenried. Ob nun aber ein neues Bootshaus errichtet werde, wisse er noch nicht, sagte er der SZ.
Nach dem Brandunglück wurde auch das Wasserwirtschaftsamt Weilheim eingeschaltet, das am Dienstag die Öl- und Schwimmsperre auf dem See vor der Ruine enger gezogen hat. Es seien Wasserproben genommen worden, um zu prüfen, ob "relevante Schadstoffe in den See gelangt sind", so Katrin Knief, Leiterin der technischen Gewässeraufsicht.
Der Pächter des abgebrannten Bootshauses, Peter Gastl, war am Dienstag nicht erreichbar.