Fünfseen-Filmfestival:"Alle müssen den Gürtel enger schnallen"

Lesezeit: 3 min

Moderiert von Alex Eichberger (links) diskutieren (v.li.) Daniel Liebetruth (SPD), Britta Hundesrügge (FDP), Andrea Schulte-Krauss (Grüne), Matthias Vilsmayer (FW) und Ute Eiling-Hütig (CSU). (Foto: Katja Sebald)

Bei einer Podiumsdiskussion über Politik und Klimaschutz in Starnberg gehen die Meinungen der Landtagskandidaten auseinander.

Von Katja Sebald, Starnberg

Passt die Politik zum Klimawandel? Dieser Frage mussten sich am Samstagvormittag die Landtagskandidaten aus dem Stimmkreis Starnberg bei einer Podiumsdiskussion im Kino Breitwand in Starnberg stellen. Eingeladen hatten Anne und Alex Eichberger, Initiatoren der Sektion "Kino & Klima" auf dem Fünfseen-Filmfestival. Alex Eichberger diskutierte mit Ute Eiling-Hütig, die für die CSU wieder in den Landtag einziehen will, mit Matthias Vilsmayer von den Freien Wählern, Andrea Schulte-Krauss von den Grünen, Britta Hundesrügge von der FDP und Daniel Liebetruth aus dem Stimmkreis Fürstenfeldbruck. Er vertrat die Starnberger SPD-Kandidatin Christiane Feichtmeier, die ihre Teilnahme aus familiären Gründen abgesagt hatte.

Der Freistaat Bayern hat ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 65 Prozent pro Einwohner im Vergleich zu 1990 gesenkt werden, bis 2040 soll Bayern klimaneutral sein. Alle fünf Landtagskandidaten versprachen zwar unisono am Ende der Diskussionsrunde, sich für die Umsetzung dieser Ziele einzusetzen. Auf Eichbergers Fragen zu den konkreten Maßnahmen, mit denen sie das erreichen wollen, aber hatten sie zuvor recht unterschiedliche und manchmal auch erstaunliche Antworten gegeben.

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Eiling-Hütig war der Meinung, dass "alle den Gürtel enger schnallen" und "bewusster mit den Ressourcen umgehen" müssten. Gleichzeitig räumte sie ein: "Viele Maßnahmen funktionieren nicht, wenn wir die Menschen nicht mitnehmen." Vilsmayer vertrat die Ansicht, dass man nicht nur verbieten dürfe, sondern vielmehr mittels Rahmenprogrammen und Fördermaßnahmen Anreize schaffen müsse. "Der größte Anreiz für uns alle müsste es doch sein, dass wir weiter hier leben können", konterte Schulte-Krauss. Dieselprivileg und Kerosinsubventionen seien ihrer Meinung jedenfalls nach die falschen Anreize.

Hundesrügge sprach sich für einen Ausbau der Windenergie und eine Beschleunigung der bürokratischen Prozesse aus. Liebetruth sah eine Lösung in Geothermieprojekten und forderte auch hier schnellere Genehmigungsverfahren und Unterstützung für die Kommunen. Um eine Spaltung der Gesellschaft zu vermeiden, sei das "Klimageld" für einkommensschwache Haushalte unabdingbar.

Daniel Liebetruth (2.v.l.) aus Fürstenfeldbrück war kurzfristig für die SPD-Kandidatin Christiane Feichtmeier eingesprungen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auf die Frage nach ihren Plänen zum Schutz von Menschen und Tieren vor den Folgen von Hitze, Dürre und Flut und nach konkreten Maßnahmen für Städte verwies Vilsmayer auf die Eigenverantwortung des Einzelnen. Eiling-Hütig sah eine Lösung darin, Grünflächen zu schaffen und möglichst viele Bäume zu pflanzen. Daraufhin fragte Eichberger, warum in Bayern immer noch täglich Flächen in der Größe von zwölf bis 15 Fußballfeldern versiegelt würden. Das Ziel der Staatsregierung, die Flächenversiegelung zu halbieren, sei verfehlt worden, musste auch Vilsmayer zugeben. Dennoch sei er unbedingt für die Ausweisung von weiteren Gewerbegebieten, um die Wirtschaft in der Region zu stärken.

"Ein toter Planet ist auch nicht gut für die Wirtschaft", konterte Schulte-Krauss. Schon jetzt schwinde im globalen Süden der Lebensraum auf dramatische Weise: "Den Preis für unsere Verschwendung zahlen die Menschen anderswo", betonte sie. Allein in Deutschland müsse man durch die Folgen der Klimakrise bis zum Jahr 2050 mit Schäden in Höhe von 900 Milliarden Euro rechnen, rechnete Eichberger vor.

Auf seine Frage, ob es denn entsprechende Rückstellungen für kommende Generationen geben solle, antwortete Hundesrügge, das glaube sie nicht, aber sie würde gerne beim Klimaschutz globaler denken: "Länder wie China und Indien beuten Ressourcen in Afrika aus", erläuterte sie. Und zog daraus den Schluss: "Wir brauchen eine Bildungsoffensive für Frauen, damit es weniger Kinder in armen Ländern gibt."

"Mein Gott, ist dieser Film langweilig", lästert ein Zuschauer

Anne und Alex Eichberger wollen mit ihrer Initiative "unserklima.jetzt" über die Klimakrise aufklären und möglichst viele Menschen dazu bringen, Verantwortung zu übernehmen. Im Gespräch berichtete Eiling-Hüting unter anderem von Bürgern, die gegen das Pflanzen von Bäumen seien, weil dann im Herbst so viel Laub herunterfalle. Schulte-Krauss bezeichnete die schiere Zahl der zu erwartenden Klimaflüchtlinge als ein "Thema mit Sprengkraft". Liebetruth äußerte die Befürchtung, dass die Kosten des Klimaschutzes "ein gefundenes Fressen für Populisten" seien. "Der Klimawandel wird sich nicht an die Politik anpassen, so viel ist sicher", hatte Eichberger zu Beginn der Veranstaltung gesagt.

Mit dem Dokumentarfilm "Stille Wasser", den Kevin Koch fünf Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal gedreht hatte, wollte er vor der Diskussion auf die Dringlichkeit des Themas hinweisen. Gezeigt wurden erschütternde Bilder von Menschen, die ihre gesamte Existenz verloren hatten. Irgendwo aus dem dunklen Kinosaal war zu sehr deutlich zu hören: "Mein Gott, ist dieser Film langweilig."

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