Starnberg:"König Ludwig" und "Titanic III" versinken im See

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Beim 4. Starnberger Papierboot-Rennen starten 24 Teams, doch manche erreichen nur schwimmend das Ziel.

Agnes Fuchsloch

Es gibt im Juli keine Eisberge auf dem Starnberger See, die "Titanic" ist dort am Samstag dennoch untergegangen: Das Boot der Mittelschule mit dem programmatischen Namen schaffte es beim 4. Papierbootrennen nur in Einzelteilen ins Ziel. Der Schwimmlehrer von Chiara und Marcel, die Besatzung der "Titanic III", feuert die beiden auf der Zielgeraden an. "Ich bin echt stolz auf sie. Aber die Disziplin heute lautete eigentlich Bootfahren." So ganz stimmt das nicht, denn die Wettkampfregel besagt: Gewertet wird die Strecke, wenn die Mannschaft wenigstens mit einem Teil des Bootes die Zielgerade durchschwimmt. Da sich Papier in Wasser naturgemäß sehr dünnhäutig verhält, hatten die Verantwortlichen des Kreisjugendrings Starnberg, des Eltern-Kind-Programms sowie des Malraums Söcking vorgesorgt: Boote der Wasserwacht und fünf Schwimmer begleiteten die Teilnehmer bei ihren Jungfernfahrten im 19 Grad kalten Wasser.

Papierbottrennen auf dem Starnberger See Starnberg Papierbootrennen auf dem Starnberger See vor der Seepromenade, wo rund 1500 Zuschauer die 24 teilnehmenden Mannschaften anfeuerten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Schicksal der beiden Mittelschüler teilten viele der 24 Teilnehmer: Zu dünne Böden oder zu abenteuerliche Konstruktionen, die sich als nicht steuerbar erwiesen und schon auf den ersten Metern Schlagseite bekamen. So auch die "König Ludwig" der Mittagsbetreuung am Starnberger Gymnasium. Das Stadtjubiläum war Inspiration zum Bau eines historischen Prachtschiffs, berichtet Marie-Luise Hahn, die die Konstruktion gemeinsam mit Irene Lange betreute. Der König selbst sitzt vorm Rennen als Gallionsfigur auf dem Bug. Auch er muss später dran glauben, nur sein Rumpf kann gerettet werden: "Das Problem war: Mast und Baum waren im Weg, ich konnte nicht mehr ausgleichen", erzählt Marie-Isabel Praß-Cuenca, die das Schiff gesteuert hat. Auf halber Strecke war die Papierpracht gekentert. Rettung nahte in Person von Frank Elsinger und Merlein Dingemanse: Die zwei Schüler, die das Boot schwimmend begleiteten, schaffen es gemeinsam, die "König Ludwig" ohne den Gekrönten aufzurichten und mit ihr ins Ziel zu paddeln. "Besser eine schlechte Zeit, als gar keine", gibt sich Frank nach dem Rennen pragmatisch. Enttäuschung ist den Schülern aus der fünften und sechsten Klasse jedenfalls nicht anzumerken: "Spaß ist alles", sagt Merlein.

Die Disziplin, die im Vorfeld am meisten Zeit beansprucht hatte, ist das Bootsbauen selbst. "Wir haben die Rennstrecke fast verdoppelt, weil die Boote technisch immer besser werden", berichtet KJR-Vorsitzender Ralph Wagner. Nicht nur technisch sind Besonderheiten dabei - etwa ein indianisches Birkenrindkanu aus Karton und Papier - auch optisch beeindrucken die Boote. So sieht die "MS Seeshaupt" nicht nur aus wie ihr großes Vorbild, sie fährt sogar die zweitschnellste Zeit. Und es funktioniert - im Gegensatz zum Original - bei der Jungfernfahrt sogar die Steuerung. Die "Mädchenrolle" der Mittagsbetreuung Stockdorf macht ihrem Namen ebenfalls alle Ehre. "Man durfte malen, was man wollte", erklärt Besatzungsmitglied Hannah zur Gestaltung. Das Floß, übersät mit Punkten und Strichen, ist ein echter Augenschmaus. Bei aller Schönheit dürfe aber die Schnelligkeit nicht zu kurz kommen, weiß die vierköpfige Mädchen-Crew.

Vor dem Rennen war die Leistung aller Teilnehmer in den Kategorien Kreativität, Wettkampftauglichkeit, Bootsbautechnik und Zukunftsorientierung gewürdigt worden. In der Altersklasse bis 10 Jahre siegten die Tutzinger Nachrichten mit Boot "Elke", in der AK 10 bis 13 Jahre die Karton-Kanuten auf "Starli 100" und in der Ü13-Klasse ebenfalls die Karton-Kanuten auf "Standard 1".

© SZ vom 23.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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