Noch ist der Zusammenschluss nicht offiziell besiegelt, aber die Richtung ist klar: Die Volkshochschulen Starnberger See und Herrsching werden fusionieren. Einen entsprechenden Richtungsbeschluss haben die Starnberger Mitglieder am Dienstag einstimmig befürwortet. Herrsching hat bereits in der vergangenen Woche zugestimmt. Die endgültige Entscheidung fällt im Oktober, wenn der Verschmelzungsvertrag unterschrieben wird. Voraussichtlich von Januar 2023 an könnten die beiden Volkshochschul-Leiterinnen Christine Loibl und Michaela Wirries ihre Arbeit in der gemeinsamen Volkshochschule Starnberg-Ammersee aufnehmen.
So lassen sich die Ressourcen besser bündeln
Loibl zufolge steigen die Anforderungen an die Erwachsenenbildung stetig an, beispielsweise beim Datenschutz, im Bereich politische Bildung oder bei den Integrationskursen. Man habe bereits in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich mit Herrsching zusammengearbeitet. Die beiden Volkshochschulen erwarten von der Fusion - diese wurde übrigens von den Herrschingern vorgeschlagen - Synergieeffekte und eine bessere Bündelung von personellen Ressourcen. Nur so könne man zukunftsfähig bleiben, erklärte die VHS-Leiterin. Künftig könnten die Kurse nach Teilbereichen geordnet und ohne größeren Aufwand für beide Standorte gleichzeitig geplant werden. Auch die Auslastung könnte verbessert und Ausfälle minimiert werden. Loibl hofft darüber hinaus, das Angebot aufstocken und häufiger Garantien geben zu können, Kurse durchgehend anzubieten. Dadurch könnte die Nachfrage um bis zu 20 Prozent gesteigert werden. Die Erwachsenenbildung leidet nach ihren Erfahrungen unter dem Mangel an Fachkräften. Insbesondere während der Coronazeit seien einige Kursleiter abgesprungen. Durch ein attraktiveres Angebot könnten vielleicht neue Kursleiter zu den bisher 200 Kräften in Starnberg hinzugewonnen werden.
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Die VHS-Starnberger See ist doppelt so groß wie die Herrschinger Einrichtung. Sie hat mit fünf Vollzeitstellen doppelt so viele Mitarbeiter und auch auf die Anzahl der Teilnehmerstunden trifft dies zu. Da beide Einrichtungen als Verein geführt werden, empfahl der beauftragte Berater Stefan Weßling eine Verschmelzung beider Vereine. Das sei nicht nur die gebräuchlichste Form in der VHS-Landschaft, da kämen auch "zwei wirtschaftlich gesunde Vereine zusammen", sagte Weßling, der bereits die Fusion von sechs Volkshochschulen im Landkreis Miesbach unterstützt hatte. Allerdings räumte er ein, dass eine Fusion erst nach etwa drei Jahren endgültig abgeschlossen sei. Sie verlaufe auch nicht ohne Risiken, wenngleich sie in diesem Fall eher gering seien.
Diskussionen werden bei der Finanzierung erwartet
Wie bisher wird die Mitgliederversammlung das oberste Organ sein, das den Aufsichtsrat bestellt. Dieser ist mit Vertretern der Mitgliedsgemeinden Starnberg, Herrsching, Tutzing, Berg, Feldafing, Pöcking, Seefeld und Andechs besetzt. Die VHS-Leiterinnen werden als Vorstände die Geschäfte im jeweiligen Standort führen. Änderungen wird es jedoch bei der Mitgliederstruktur geben. So darf beispielsweise der Förderverein der Starnberger VHS weiterhin beraten, wird aber kein Stimmrecht mehr haben. Der Fördervereinschef Wolfgang Pusch bemängelte die "völlig unklare Situation", wenn der Verein nicht mehr richtig verankert sei. Herrsching hat 70 fördernde Mitglieder, die aber nicht in einem Förderverein zusammengeschlossen sind. Nun soll bis zum Herbst, wenn über die Satzung abgestimmt wird, auch Funktion und Struktur des Fördervereins geklärt sein. Bis dahin soll zudem entschieden werden, wie die fördernden Mitglieder aus Herrsching integriert werden können.
Diskussionen wird es sicherlich auch bei der Finanzierung geben. Laut dem VHS-Vorsitzenden Tim Weidner liegen die Starnberger Beiträge mit vier Euro pro Einwohner sowie die Herrschinger mit 4,50 Euro bayernweit im untersten Bereich. "Einsparungen können nicht der Anspruch sein", warnte Weßling. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es günstiger wird." Aber man könne davon ausgehen, dass sich die Beiträge ohne Fusion schneller verteuern würden.
Zusammenschlüsse von Volkshochschulen liegen im Trend. Sie werden vom Bayerischen VHS-Verband empfohlen und auch bezuschusst. Loibl zufolge ist die Anzahl der bayerischen Volkshochschulen durch die Fusionen bereits von 200 auf 150 geschrumpft. Ob sich die VHS-Würmtal zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls für eine Fusion entscheidet, ist derzeit nicht im Gespräch. "Offenheit ist von unserer Seite auf jeden Fall gegeben", sagte Loibl.