Starnberger Gewerbegebiet:Nächster Meilenstein fürs "Moosaik"

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Freuen sich auf ein Projekt, das Starnberg verändern wird: (v.li.) die "Moosaik"-Initiatoren Rainer Scherbaum, Rudolf Houdek und Robert Houdek. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Umbau des Gewerbegebietes im Norden der Kreisstadt will völlig neue städtebauliche Maßstäbe setzen. Vorab muss das Projekt aber den vorgeschriebenen Weg durch die Institutionen gehen.

Von Peter Haacke, Starnberg

Gut Ding will Weile haben, lautet ein altes deutsches Sprichwort. Das bedeutet so viel wie: Neben dem Einsatz von Zeit spielen auch Fleiß und Mühe eine wichtige Rolle, um ein Ziel zu erreichen. Das dürfte auch für das Projekt "Moosaik - das verbindende Quartier" gelten.

Im Norden Starnbergs soll ein Teil des Gewerbegebietes im Bereich Petersbrunner Straße, Moosstraße und Münchener Straße (Bundesstraße 2) komplett umgekrempelt werden. Der seit den 1950-er Jahren entstandene Wildwuchs mit einer bunten Ansiedlung von Unternehmen soll auf einer Fläche von 3,5 Hektar einem hochmodernen Quartier weichen, das Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Urbanität vereint. Starnberg wird durch das größte private Bauvorhaben, das die Stadt jemals gesehen hat, am östlichen Ortseingang ein völlig neues Gesicht bekommen - und will damit neue Maßstäbe setzen.

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Bereits Ende 2019 hatten die Bauherren, die Familien Houdek, Baasel und Scherbaum, erste Vorstellungen zur Umgestaltung des Areals präsentiert. Mittlerweile sind die Pläne erheblich weiter gediehen: Der städtische Bauausschuss befasste sich am Montagabend zum Jahresabschluss in einer Marathonsitzung mit dem komplexen Thema, bei dem es in erster Linie um Einwendungen gegen Änderungen des Flächennutzungs- und Bebauungsplans ging.

Die Ergebnisse der Beratungen waren bis Redaktionsschluss zwar nicht bekannt. Dennoch gehen die Initiatoren davon aus, dass das Gremium dem Vorhaben im Grundsatz weiterhin zustimmt: Das Moosaik hat höchste Priorität bei der Bauverwaltung. Nächster Schritt wäre dann eine öffentliche Auslegung der Planungen zum Jahresbeginn 2024, um alle Betroffenen am Prozess zu beteiligen.

Die Eckdaten des Projekts, das nach einer ersten vorsichtigen Prognose bis zu 400 Millionen Euro kosten soll: Auf einer Grundfläche von fünf Fußballplätzen sind insgesamt 16 unterschiedlich gestaltete fünf- und sechsstöckige Gebäude mit 20 Metern Einheitshöhe geplant. Im Herzen des Quartiers zwischen Münchener Straße und Leutstettener Moos sollen zwei Häuser mit 38 und 32 Metern Bauhöhe (zehn Geschosse) Akzente setzen. Im Untergrund soll eine Tiefgarage mit 800 Stellplätzen entstehen, in den oberen Etagen insgesamt nur noch 270 Wohneinheiten. Das gesamte Quartier soll durchgrünt sein und verschiedene Ansprüche unter Berücksichtigung nachhaltiger Aspekte erfüllen.

Freiraum und Licht für Grün- und Aufenthaltsflächen: So oder so ähnlich soll es im Gewerbegebiet "Moosaik" einmal aussehen. (Foto: oh/Studio Blomen)
Das "Moosaik" soll unterschiedlichste Ansprüche erfüllen. Als Quartier der kurzen Wege stehen Arbeiten, Wohnen und durchgrünte Aufenthaltsflächen im Fokus. (Foto: oh/Studio Blomen)

Dabei ist der Bauherren-Gemeinschaft durchaus bewusst, dass man auf "schwierigem Grund" bauen wird, erklärte Rudolf Houdek. Die Schwierigkeiten seien aber allesamt beherrschbar, betonte Rainer Scherbaum im Rahmen eines Pressegesprächs. Insgesamt 19 Gutachten wurden erstellt zu den Themen Umwelt, Artenschutz, Sozialstruktur, Baugrund, Hydrologie, Altlasten, Verkehr sowie zu Abwasser oder Energie- und Wärmeversorgung. Bis ins kleinste Detail sei alles berücksichtigt.

Vereinte Hüttenwerke: Seit den Fünfzigerjahren entstand im Norden Starnbergs eine wild wuchernde Ansammlung von Gewerbebetrieben. Hier eine undatierte Luftaufnahme, die vermutlich in den 1960-er Jahren entstand. (Foto: oh)

Die Befürchtungen der Anlieger richten sich insbesondere auf Gefahren durch Starkregen und Hochwasser oder negative Auswirkungen auf den Grundwasserpegel. Gutachter entkräften die Argumente: Durch weitgehende Entsiegelung der bislang zugebauten Flächen trete sogar eine Verbesserung der aktuellen Situation ein, heißt es. Das Entwässerungskonzept sieht einen hohen Grad an grüner Infrastruktur in Form von Gründächern und Moosgärten vor, Niederschlagswasser werde in überdimensionierten Versickerungsanlagen, Zisternen und Rigolen zurückgehalten.

In der Houdek-Wurstfabrik im Starnberger Gewerbegebiet wird schon lange nichts mehr produziert. Die Firmenzentrale soll dennoch in der Kreisstadt bleiben. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bei der Stadt laufen die Initiatoren mit dem "Moosaik" offene Türen ein. Hier erhofft man sich vor allem höhere Einnahmen aus der Gewerbesteuer zur Verbesserung der prekären Haushaltssituation und eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt. Das wird allerdings dauern. 2024 sollen exakt abgestimmte Bauanträge bei der Stadt eingereicht werden und erste Abriss- und Erdarbeiten im Norden des Planungsgebiets starten. Die Umsetzung soll in drei oder vier Abschnitten erfolgen. Frühestens im Jahr 2026 könnten die ersten Gebäude fertiggestellt sein. 2028 soll das Projekt im Idealfall abgeschlossen sein - wenn alles gut läuft.

Nur eine zentrale Frage ist weiterhin offen: Der Bau einer Brücke über die B2 als "verbindendes Element" bleibt vorerst ungewiss. Bei der Vorstellung der überarbeiteten Planungen im vergangenen Sommer hatte dieses Detail in der Diskussion des Stadtrats großen Raum eingenommen.

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