Filmtipp des Tages:Der glücklichste Mann der Welt

Kann man ein Kriegsverbrechen vergeben? Asja (Jelena Kordić Kuret) muss sich dieser Frage stellen, als sie überraschend auf Zoran (Adnan Omerović) trifft. (Foto: Sisters and Brother Mitevski Company)

Wegen einer unerwarteten Begegnung muss Asja sich beim Speed-Dating ihrer Vergangenheit stellen - und vor allem ihrem Trauma.

Von Ella Adam, Filmtipp des Tages

Der glücklichste Mann der Welt ist in Wahrheit überhaupt nicht glücklich. Das stellt Asja (Jelena Kordić Kuret) beim Speed-Dating fest. Mit Mitte 40 will die Rechtsberaterin sich verlieben, vielleicht noch eine Familie gründen und überhaupt einfach mal neue Leute kennenlernen. Also befolgt sie den Rat ihrer Mutter und verbringt ihren freien Tag mit Speed-Dating in einem brutalistischen Hotel in Sarajevo. Dort wird ihr Zoran (Adnan Omerović) vorgesetzt. Er kommt zu spät, weicht Fragen aus und scheint einen inneren Kampf auszutragen. Der vermeintlich glücklichste Mann der Welt ist wortkarg, traurig und düster. Umgeben von anderen Singles jeglichen Alters arbeiten Asja und Zoran sich mühsam durch Fragespiele, Gruppenübungen und schlechtes Mittagessen. Mit jeder Frage erfährt Asja ein bisschen mehr über Zoran und warum er eigentlich zum Speed-Dating gekommen ist. Denn er ist nicht auf der Suche nach Liebe, sondern nach Vergebung. Sie sind sich schon einmal gegenüber gestanden. Anfang der Neunziger, im Jugoslawischen Krieg. Sie mit einer Teddybär-Decke um die Schultern, er mit Gewehr im Anschlag.

So entwickelt sich keine Romanze, sondern ein Drama um Kriegstraumata, Schuld und Vergebung. Die Filmemacherinnen Elma Tataragic und Teona Strugar Mitevska widmen sich mit "The Happiest Man in The World" autobiografischen Ereignissen und der Frage, wie man individuell, aber auch als Gesellschaft, mit der Vergangenheit umgeht.

"The Happiest Man in the World" läuft am 26. August um 20:15 Uhr in Gauting und am 27. August um 20:30 Uhr in Starnberg. Tickets gibt es jeweils ab 12 Euro.

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