Fünfseen-Filmfestival:"Der entscheidende Schritt vom Wissen zum Handeln fehlt"

Lesezeit: 3 min

Unter dem Motto "Kino & Klima" versuchen Anne und Alex Eichberger, das Publikum des Filmfestivals mit fünf Dokumentarfilmen sensibler zu machen für umweltrelevante Themen. (Foto: Georgine Treybal)

Anne und Alex Eichberger sind Sponsoren des Filmfestivals in Starnberg. Ihr Ziel: Den Klimawandel zumindest zu bremsen, wenn er schon nicht zu stoppen ist

Von Katja Sebald, Seefeld

Auch in diesem Jahr gehören Anne und Alex Eichberger mit ihrer unabhängigen Initiative "unserklima.jetzt" wieder zu den Hauptsponsoren des Fünfseen-Filmfestivals (FSFF) in Starnberg. Vor jedem Film des Festivals läuft ein neuer Spot, mit dem die Eichbergers zum Handeln gegen die weltweite Klimakrise auffordern wollen. In der Reihe "Kino & Klima" werden dieses Jahr fünf Dokumentarfilme gezeigt, die sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. Das Publikum entscheidet, welcher dieser Beiträge den mit 3000 Euro dotierten Preis erhält. Im Jahr 2021 hatten sich die Eichbergers verpflichtet, das Filmfestival drei Jahre lang zu unterstützen, doch seither hat sich vieles auch verändert.

Die Klimakrise und ihre Folgen in die Köpfe der Menschen zu bringen - das war das ursprüngliche Ziel von Anne und Alex Eichberger. "Dieses Ziel ist erreicht", muss Anne Eichberger heute feststellen, "aber das ist nicht unser Verdienst". Mittlerweile könne man die Folgen des Klimawandels nahezu täglich in den Nachrichten sehen. "Wir dachten, wenn die Menschen Bescheid wissen, ändern sie ihr Verhalten", sagt sie. "Aber der entscheidende Schritt vom Wissen zum Handeln fehlt", ergänzt ihr Mann: "Wir sehen immer noch kaum Verhaltensänderung."

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Die notwendigen Technologien seien zwar vorhanden, um den Klimawandel zumindest noch abzuschwächen, aufzuhalten sei er ohnehin nicht mehr. "Aber wir setzen sie immer noch viel zu wenig ein." Die Eichbergers unterstützen deshalb mittlerweile auch Klimaklagen, für die Klimaaktivisten haben sie ebenfalls viel Verständnis: "Diese jungen Menschen gehen ein hohes persönliches Risiko ein", sagt Alex Eichberger, "sie verdienen unseren Respekt".

Anne und Alex Eichberger, Initiatoren der Festivalreihe "Kino & Klima", demonstrieren gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel. (Foto: Anne und Alex Eichberger)

Der Maschinenbauingenieur Alex Eichberger beschäftigte sich früher mit seiner Softwarefirma unter anderem mit Windkraftanlagen. Seit dem Verkauf des Unternehmens im Jahr 2014 engagiert er sich ehrenamtlich für die Energiewende und hält Vorträge zum Thema E-Mobilität. Zusammen mit seiner Frau Anne gründete er 2021 die Initiative "unserklima.jetzt". Im vergangenen Jahr habe er mit seinen Vorträgen rund tausend Menschen erreicht, berichtet er. Mittlerweile spricht er auch in verschiedenen Gymnasien in der Region - vormittags vor den Schülern und abends dann vor den Eltern.

Anne und Alex Eichberger gehen auch selbst auf die Straße, um zu demonstrieren. Vor allem aber verstehen sie sich als Multiplikatoren: Die Website "unserklima.jetzt" soll in erster Linie eine Informationsplattform sein: Sie verweist auf Bücher und Podcasts zum Thema und erklärt, wie und was jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen kann. "Eine Stunde auf unserer Homepage, dann kann man qualifiziert mitreden", sagt Alex Eichberger.

Fünf Landtagskandidaten und die Frage, ob ihre Politik zum Klimawandel passt

Weit mehr als 500 Besucher haben im vergangenen Jahr die Filme der Reihe "Kino & Klima" gesehen. Unser aller Leben müsse sich ändern, vor allem aber sei die Politik gefragt, wenn es um ein entschiedenes Handeln gegen die Klimakrise geht, betont Alex Eichberger. Im Zentrum des Programms wird deshalb auch in diesem Jahr wieder eine Podiumsdiskussion mit Politikern stehen: Die fünf Landtagskandidaten aus dem Stimmkreis Starnberg müssen sich am Samstag, 26. August, um 11 Uhr im Starnberger Kino Breitwand der Frage stellen, ob ihre Politik zum Klimawandel passt.

Anlässlich der Bundestagswahl 2021 diskutierten im Starnberger Kino unter anderem (v.li.) Carmen Wegge (SPD), Britta Hundesrügge (FDP), die Moderatoren Matthias Helwig und Alex Eichberger, Martina Neubauer (Grüne) sowie Michael Kießling (CSU) über die Folgen des Klimawandels. (Foto: Georgine Treybal)

Einen Lösungsansatz für die Krise der Landwirtschaft will der Film "Ernte teilen" von Philipp Petruch aufzeigen: Er plädiert für einen lokalen Versorgungskreislauf nach den Werten von Ökologie und Gemeinwohl. Der Regisseur kommt zum Filmgespräch. Zum Handeln aufrufen will der Film "Finite. The Climate of Change" aus Großbritannien, der nicht nur auf die verheerenden Folgen des Klimawandels hinweist, sondern auch die Arbeit von Umwelt- und Klimaaktivisten vorstellt.

Um Klimaaktivismus und seine juristischen Folgen geht es in "State of Necessity" aus der Schweiz. Die Allgegenwärtigkeit des Mülls, auch in scheinbar unberührten Landschaften, zeigt die österreichische Dokumentation "Matter out of Place" von Nikolaus Geyrhalter. Und um Plastikmüll geht es in dem deutschen Beitrag "Plastic Fantastic". Isa Willinger, die ebenfalls zum Filmgespräch in Starnberg anwesend sein wird, zeigt darin auf, dass Klientelpolitik ein entschiedenes Vorgehen gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel verhindert oder zumindest verzögert. Längst gebe es 500 mal mehr Plastikpartikel im Meer als Sterne in unserer Galaxie, sagt sie.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fünfseen-Filmfestival
:Neun Tage im Kinofieber

Zum 17. Mal lockt das Filmfest die Besucher in die Kinosäle des Landkreises. In diesem Jahr stehen 130 Filme auf dem Programm, von denen siebzig von den Filmschaffenden selbst präsentiert werden.

Von Katja Sebald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: