Haushaltsberatungen:Schlechte Aussichten für Starnbergs Feste

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Der "Eiszauber" auf dem Starnberger Kirchplatz ist zuletzt im Januar 2020 abgehalten worden. Das kleine Kunsteisstadion wurde nicht nur zum Eislaufen, sondern auch zum Eisstockschießen genutzt - und bescherte der Stadt ein jährliches Defizit bis zu 60 000 Euro. (Foto: Georgine Treybal/Starnberger SZ)

Die Kreisstadt lockt mit ihren Veranstaltungen viele Besucher auch außerhalb der Landkreisgrenzen an. Das kostet viel Geld. Allzu gern hätte die Rathausverwaltung drei defizitäre Events gestrichen, doch der Stadtrat ist sich in dieser Frage uneinig.

Von Peter Haacke, Starnberg

"Sparen" lautet das Gebot der Stunde nicht nur für Privathaushalte, sondern auch für die allermeisten Kommunen. Corona, Krieg und Krisen wirken sich vielerorts massiv auf die aktuellen Haushaltsberatungen aus: Die Einnahmen sinken, die Ausgaben steigen, die Inflation ist allgegenwärtig. Was liegt da näher, als zu streichen, was als entbehrlich und zu teuer erscheint? In Starnberg gibt es dazu erste Überlegungen: Angesichts einer angespannten Haushaltslage stehen diverse gesellschaftliche Veranstaltungen auf dem Prüfstand mit der Frage, was sich die Kreisstadt noch leisten will und kann. Braucht es einen "Eiszauber", ein kulinarisches Wochenende oder ein Schlossfest? Wie wichtig sind Christkindlmarkt, Faschingstreiben oder Französische Woche? Muss Starnberg womöglich zur "Schlafstadt" verkommen?

Vorerst jedenfalls blieb es nur beim Versuch einer Zäsur. Der Haupt- und Finanzausschuss befasste sich am Montag öffentlich mit diesem Thema. In den bisher ausschließlich intern geführten Haushaltsberatungen der Stadtverwaltung für 2023 zeigte sich aber, dass die Haushaltslage in Starnberg eine grundsätzliche Entscheidung über kostenintensive Veranstaltungen notwendig macht. Drei Events stehen nun auf der Streichliste: Der "Eiszauber" auf dem Kirchplatz, das kulinarische Wochenende "Wein am See" sowie 2024 das "Schlossfest". Zwar hatte der Stadtrat erst im Oktober ein üppiges Veranstaltungspaket beschlossen, doch die Haushaltslage zwingt nun zum Umdenken.

Manko aller städtischen Veranstaltungen: Sie kosten Geld und binden Personal im Rathaus

Entscheidendes Manko all dieser Events: Sie kosten Geld, erwirtschaften Defizite, erfordern erheblichen Organisationsaufwand und binden Personal im Rathaus. Nur allzu gern hätte die Verwaltung daher den "Eiszauber" - eine Kunsteisbahn auf dem Kirchplatz -, "Wein am See" als Nachfolger des glücklosen Pfälzer Weinfestes und auch das Schlossfest, ein Mittelalter- und Renaissancemarkt im zweijährigen Turnus, gestrichen. Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) brachte es auf den Punkt: Die Verwaltung sei keine städtische Veranstaltungsagentur. "Wir haben tatsächlich Besseres zu tun". Doch zu einer endgültigen Entscheidung konnte sich das Gremium aus vielerlei Gründen nicht durchringen. Vorerst.

Die "Französische Woche" auf dem Kirchplatz ist eine der beliebtesten Veranstaltungen in Starnberg, erfordert aber hohen Organisationsaufwand. Für die Gastronomen besteht wetterbedingt stets ein unkalkulierbares unternehmerisches Risiko. (Foto: Franz Xaver Fuchs/STA Franz X. Fuchs)

Einigkeit herrscht dagegen zum Glück im Hinblick auf die "Französische Woche" Mitte Mai auf dem Kirchplatz: Im städtischen Etat sind für die Neuauflage des überaus beliebten Festes insgesamt 16000 Euro inklusive 3000 Euro "Ausfall-Komponente" bei Schlechtwetter vorgesehen - ein üppiger Anreiz. Der Zuschuss an die Arbeitsgemeinschaft der Organisatoren deckt Mietkosten für Zelte, Security-Dienst, Müllentsorgung, Werbung und Kulturprogramm. Zwar wurde die Summe im Gremium kritisch hinterfragt, zumal bislang unklar blieb, wie hoch Gewinne oder Defizite für die beteiligten Gastronomen sind. Doch Janik verdeutlichte, dass die Stadt froh sein könne, wenn sich überhaupt ein Organisator findet. Zuletzt hatte sich Oliver Lutz aus Pöcking um das Event gekümmert. "Keine Französische Woche - daran hat auch keiner Interesse", verdeutlichte Janik. "Machen wir es selbst, wird es noch teurer." Sollte das noch ausstehende Gespräch mit Metzgermeister Lutz "in die falsche Richtung laufen, müsste der Ausschuss erneut beraten", mahnte der Bürgermeister.

Selbstläufer: Bei der "Nacht der langen Tafel" gehört die Starnberger Innenstadt den Starnbergern, der organisatorische und finanzielle Aufwand ist überschaubar. (Foto: Georgine Treybal/Starnberger SZ)

Bestandsschutz scheinen derzeit die "Nacht der langen Tafel" (15. Juli), "Starnberg bewegt" (8. Oktober) und der Christkindlmarkt zu genießen, der auf vier Wochenenden ausgedehnt werden soll. Auch das Faschingstreiben auf dem Kirchplatz (21. Februar) soll dieses Jahr wie gewohnt stattfinden. Als Veranstalter trägt bislang die Stadt die Kosten in Höhe von 7000 Euro. Künftig aber sollen die beteiligten Vereine - Faschingsgesellschaft Perchalla, Wasserwacht und Sportschützen der FT Starnberg - verstärkt in die Organisation eingebunden werden; Faschingsreferent könnte Ludwig Jägerhuber (CSU) werden, der mit Inbrunst für die Veranstaltung warb.

Seit fünf Jahrzehnten ein "Klassiker" unter städtischer Regie mit Hilfe der Starnberger Faschingsgesellschaft Perchalla: Das närrische Treiben am Faschingsdienstag. (Foto: Georgine Treybal/Starnberger SZ)

Ungewiss bleibt derweil eine Neuauflage des "Eiszaubers": Das Kunsteisstadion, das zuletzt im Januar 2020 am Kirchplatz aufgestellt wurde, entpuppte sich in den Vorjahren als wahrer Energiefresser. Das Defizit aus städtischer Sicht betrug bis zu 60 000 Euro. Während sich Grüne und SPD im Gremium einig waren, auf den Eiszauber aus ökologischen Gründen zu verzichten, drängte die CSU auf eine Neubewertung unter Berücksichtigung der allgemeinen wirtschaftlichen und weltpolitischen Lage im Sommer. Offen bleibt auch, ob es 2024 das Schloss- und Weinfest am See geben wird, zumal auch der Landkreis angesichts eigener finanzieller Nöte kaum Interesse an einer Beteiligung haben dürfte. Der Kompromiss im Ausschuss: Die Starnberger Stadtverwaltung soll neue Organisationsstrukturen für Faschingstreiben, Wein- und Schlossfest entwickeln.

Der Höhepunkt der Starnberger Spar-Wochen dürfte damit aber längst noch nicht erreicht sein: Verwaltung und Stadtrat müssen noch über die bislang stets üppigen Etats für Kunst und Kultur, Sport und Soziales sprechen.

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