Stadt Starnberg:20 Euro gegen den Fachkräftemangel

Lesezeit: 2 min

Der Fall habe laut Staatsanwaltschaft wegen des Alters der Opfer und der Tatbegehung im Kindergartenalltag eine besondere Bedeutung. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Bis zum Jahr 2030 könnten bundesweit bis zu eine Million Fachkräfte im öffentlichen Dienst fehlen. Der Starnberger Haupt- und Finanzausschuss hat nun ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um die Stadt als Arbeitgeber attraktiver zu machen.

Von Linus Freymark, Starnberg

Der bundesweite Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst ist enorm. Bis zum Jahr 2030 könnten nach einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC in Deutschland bis zu eine Million qualifizierte Beschäftigte fehlen. Besonders dramatisch ist der Mangel bei Erziehern und Kinderpflegern. Die Möglichkeiten der Kommunen, dagegen vorzugehen, sind begrenzt: Es fehlt schlicht an gut ausgebildeten Bewerbern. Zudem ist der finanzielle Spielraum vielerorts begrenzt. Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Starnberg hat nun mehrere Möglichkeiten diskutiert, wie man dem Fachkräftemangel wirksam entgegenwirken könnte. Dabei orientiert sich das Gremium an einer siebenstufigen Handlungsempfehlung, durch die der öffentliche Dienst für Bewerber attraktiver werden soll. Das besondere Augenmerk gilt der Situation in den Kindertagesstätten. Wie drängend das Problem ist, zeigt sich am Beispiel des Irmgard-Stadler-Kindergartens: Hier musste wegen der Personalnot bereits eine Gruppe vorübergehend geschlossen werden. Ein Überblick über das Maßnahmenpaket.

20 Euro für Teambuilding

Um den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern zu stärken, schlägt der Ausschuss vor, jedem Beschäftigten alle zwei Monate 20 Euro zur Verfügung zu stellen, damit diese gemeinsam essen gehen können. Von diesem Schritt erhofft sich die Stadtverwaltung zusätzliche Motivation bei ihren Angestellten, die Kompensation von Personalausfällen sowie höhere Identifikation mit ihrem Arbeitgeber. Die Stadt möchte so attraktiver für neue Bewerber werden sowie bereits eingestellte Fachkräfte enger an sich binden. Durch den freiwilligen Zuschuss entstehen Kosten von rund 44 000 Euro pro Jahr. Eine zunächst in der Beschlussvorlage vorgesehene Zeitgutschrift von zwei Stunden pro Mitarbeiter für das gemeinsame Essen lehnten die Mitglieder des Ausschusses mit Verweis auf die daraus resultierenden hohen Kosten dagegen ab.

Umwandlung von Kinderpflegerstellen

Anspruchsvolle Ausbildung, anstrengende Tätigkeit bei geringer Bezahlung - das Jobprofil von Kinderbetreuerinnen und -betreuern ist nicht sonderlich ansprechend. Auch die Starnberger Stadtverwaltung konstatiert: "Offene Kinderpflegerstellen können nicht nachbesetzt werden." Deshalb will der Ausschuss nun rund 23 Kinderpflegerstellen in potenzielle Erzieherstellen umwandeln. Das bedeutet im Klartext: Gelingt es nicht, für eine freie Stelle Kinderpfleger zu finden, hätte die Stadt auch die Möglichkeit, einen Erzieher einzustellen und ihn dementsprechend zu bezahlen. Wird ein Kinderpfleger eingestellt, erhält dieser aber das ursprüngliche Tarifgehalt eines Kinderpflegers. Die Kosten hierfür lassen sich im Vorfeld nicht genau beziffern, da unklar ist, in wie vielen Fällen tatsächlich Erzieher eingestellt werden müssten. Im für die Stadt ungünstigsten Fall - also wenn alle rund 23 Stellen mit Erziehern besetzt werden müssten - würden sie sich auf bis zu 115 000 Euro pro Jahr belaufen.

Springergruppe

Um das Kita-Personal bei krankheitsbedingten Ausfällen zu entlasten, plädiert der Haupt- und Finanzausschuss für die Schaffung einer Springergruppe. Die soll auch zum Einsatz kommen, wenn Beschäftigte im Urlaub sind. Anstelle der in der Beschlussvorlage ursprünglich vorgesehenen vier Stellen soll sie jedoch nur aus zwei Mitarbeitern bestehen. Zwar sei die Bindung zu den Kindern natürlich geringer, wenn das Betreuungspersonal nur sporadisch in den Einrichtungen vor Ort sei, erklärte Starnbergs geschäftsleitender Beamter Ludwig Beck. Doch hierbei ginge es um eine bewährte "Feuerwehrtaktik": bei kurzfristigem Bedarf akute Brände löschen. Personalengpässe sollen also kurzfristig ausgeglichen werden könne. Wird die Springergruppe nicht gebraucht, soll sie in den städtischen Kitas hospitieren und so die Kinder zumindest ein bisschen kennenlernen. Für die ursprüngliche Fassung mit vier Stellen veranschlagte die Stadtverwaltung die Kosten mit jährlich 242 000 Euro, bei zwei Stellen dürfte sich dieser Betrag in etwa halbieren.

Anrechnung der Vorbeschäftigungen

Um die Bezahlung attraktiver zu machen, sollen die Hürden für eine Höhergruppierung der Angestellten bei der Bezahlung gesenkt werden. So muss es sich bei der Anrechnung der Berufsjahre nicht mehr zwingend um die gleiche Tätigkeit handeln. Vielmehr reicht es, wenn die vorherigen Aufgaben bei der Ausübung "der übertragenen Tätigkeit nützlich sind". Dies ermöglicht der Stadt einen größeren Spielraum bei der Eingruppierung. Die Kosten dafür können laut Stadtverwaltung jedoch nicht abgeschätzt werden, da es sich hierbei meist um Einzelfallentscheidungen handelt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMusiker Ricardo Weininger
:"Rap ist cool - und Schlager, naja, meistens auch"

Rapper Ricardo Weininger wollte gerne ein größeres Publikum haben - und singt deshalb nun auch schmalzige Schlagersongs. Ist das Verrat?

Interview von Pauline Graf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: