Starnberg:FDP will Innenstadt beleben

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Seit Dezember gesperrt - das marode Hotel Bayerischer Hof in Starnberg. "Es fällt uns auf die Füße, was jahrelang liegengelassen wurde", so Marc Fiedler. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Liberalen Anke Henniger und Marc Fiedler setzen auf Aktionen wie "Buy local", eine Lösung für den Seebahnhof und den Erhalt des Hotels Bayerischer Hof.

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein seltenes Kunststück ist den Starnberger Liberalen geglückt: Trotz kompletter Kehrtwende ihrer bisherigen Marschrichtung in der Stadtpolitik gilt die zweiköpfige FDP-Fraktion im Stadtrat weiterhin als treuer Unterstützer des Kurses aus dem Rathaus - allerdings unter neuen Vorzeichen: Die bisherige Amtsinhaberin Eva Pfister (vormals John) wurde nach nur einer Amtsperiode abgewählt, ihr Nachfolger Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) lenkt seit Mai 2020 die Geschicke der Kreisstadt. Die FDP-Stadträte Marc Fiedler und Anke Henniger - als Nachfolger von Iris Ziebart und Anton Wiesböck Neulinge im höchsten politischen Gremium Starnbergs - haben mit Blick auf die wichtigsten Themen im Rahmen einer Pressekonferenz eine erste Bilanz gezogen.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht für die FDP eine Belebung der Innenstadt: Henniger hat als Referentin für Handel, Gewerbe und Tourismus gemeinsam mit Stefan Kandler (BMS) und Rudi Zirngibl (CSU) neben einem "virtuellen Stammtisch" für Starnbergs Einzelhändler einen wöchentlich tagenden Arbeitskreis ins Leben gerufen, der mit "kurzfristigen Aktionen und langfristigen Konzepten" die Situation der Gewerbetreibenden entscheidend verbessern will. "Ich glaube wirklich, dass man da was anschieben kann", sagt Henniger, "diese Truppe macht jetzt was". Nachdem der Einzelhandel aus ihrer Sicht jahrelang sträflich vernachlässigt wurde und sich die Situation in Corona-Zeiten drastisch verschärfte, "müssen wir jetzt was tun". Der Stadtrat plant für April einen Workshop, der Arbeitskreis will durch Aktionen wie "Buy local" oder "Licht an statt Licht aus" zudem an Solidarität, Treue und Mitverantwortung der Kundschaft appellieren. Das Engagement soll durch Gastronomie, Musiker und Künstler unterstützt werden. Zur Innenstadtbelebung könnte auch der für den Sommer geplante Shared-Space-Testlauf zur Verkehrsberuhigung am Starnberger Bahnhofsplatz beitragen. Die FDP unterstützt die Vorschläge des interfraktionellen Arbeitskreises Innenstadt.

Ein Paket mit vielen Fragezeichen stellt das Thema Seeanbindung dar: "Wir wollen eine Einigung mit der Bahn", macht Fiedler deutlich, und liegt damit auf einer Linie mit Bürgermeister Janik und der Mehrheit im Stadtrat. Der Fokus richtet sich darauf, eine Schadenersatzklage des Konzerns über 170 Millionen Euro zu vermeiden sowie auf eine tragfähige, finanzierbare Lösung für den Umbau des Bahnhofbereichs am See. Als illusorisch erachtet Fiedler es, die Debatte auf die Aspekte Bahnsteigdächer und Barrierefreiheit zu beschränken, so wie sie auch von einigen Mitgliedern des FDP-Ortsverbands propagiert wird. Man hofft auf erste Gespräche mit der Bahn in diesem März.

Als Problemfall mit großem emotionalem Potenzial gilt das marode Hotel "Bayerischer Hof": Das 1865 erbaute Gebäude in städtischen Eigentum ist seit Dezember gesperrt. "Es fällt uns auf die Füße, was jahrelang liegengelassen wurde", sagt Fiedler. Die FDP möchte - unabhängig von Abriss oder Sanierung des denkmalgeschützten Hauses - an einer Hotelnutzung festhalten. Ideen gibt es viele, konkrete Vorschläge nicht. Der FDP schwebt ein "Interessebekundungsverfahren" vor. Zusammen mit der Alten Oberschule könnte das Hotel zum 180-Betten-Komplex erweitert werden. Gesucht wird ein Sponsor, der das Ensemble in Erbpacht übernimmt; einen Verkauf soll es nicht geben.

Als "richtigen Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet Fiedler den Ausbau des Gewerbegebietes Schorn. Angesichts der prekären Haushaltslage der Stadt sollte die Stadt im Hinblick auf die problematische Verkehrsanbindung dabei aber mehrstufig vorgehen.

Darüberhinaus loben Henniger und Fiedler das konstruktive und angenehme Arbeitsklima im Stadtrat. Der neue Kurs der FDP habe im 46 Mitglieder zählenden Ortsverein überwiegend positive Reaktionen auch mit dem FDP-Kreisverband hervorgerufen, auch wenn es vereinzelt kritische Stimmen gab und Forderungen hinsichtlich des Bahnhofs See "plakativ und nicht realistisch" seien. "Das muss die FDP aushalten", sagt Fiedler. Er wähnt sich und seine liberale Gruppierung auf dem richtigen Weg für Starnberg.

© SZ vom 08.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Bayerischer Hof in Starnberg
:Mal langsam mit der Abrissbirne

Ob das Hotel abgebrochen oder doch saniert wird, ist noch nicht entschieden. Wichtigstes Kriterium ist laut Denkmalamt, wie viel an historischer Bausubstanz erhalten bliebe, damit das Gebäude seinen Status als Baudenkmal nicht verliert.

Von Peter Haacke

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