Personalnot:Starnberger Feuerwehr bekommt drei Hauptamtliche

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Kommandant Markus Grasl zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Stadträte wollen die Personalnot bei den Brandrettern bekämpfen. Die Hauptforderung des Kommandanten wird jedoch vertagt.

Von David Costanzo, Starnberg

138 Feuerwehrleute sollte es in Starnberg geben, doch derzeit fehlen 67: Die Stadt hat den Alarm von Kommandant Markus Grasl gehört und kommt dessen Forderungen zumindest teilweise nach. Die Wehr soll drei Hauptamtliche für eine Ausbildungsoffensive gegen den Personalnotstand bekommen, die auch die Drehleiter besetzen können. Eine Assistenzkraft soll die Führung vom Papierkram entlasten. Und am Strandbad soll eine Bootshütte für die Brandretter entstehen, an der im Sommer ein Löschfahrzeug für einen ehrenamtlichen Bereitschaftsdienst stationiert wird. Das hat der Feuerwehrausschuss mehrheitlich in seiner ersten Sitzung am Mittwoch im Söckinger Gerätehaus beschlossen. Das letzte Wort wird jedoch der Stadtrat haben.

Die Diskussion verlief teils kontrovers, bei den Abstimmungen gab es etliche Gegenstimmen. Grasl pochte mehrfach auf das Feuerwehrgesetz, nach dem die Stadt für den Brandschutz verantwortlich sei. "Das sind Pflichtaufgaben, da gibt es normal gar keine Diskussion", sekundierte der Feuerwehr-Referent im Stadtrat, Franz Heidinger (Bürgerliste). Die Stadt könne froh sein, dass die Feuerwehr nicht immer nur Ausgaben fordere, sondern auch Einsparungen vorschlage. Angelika Kammerl (Parteifreie) bedauerte, "dass die Zustände bei der Feuerwehr zu wünschen übrig lassen". Die Verbesserungsvorschläge seien schon lange bekannt und könnten nicht immer aufgeschoben werden.

Vertagt wurde tatsächlich eine der Hauptforderungen. Der Kommandant schlägt vor, die vier städtischen, hauptamtlichen Gerätewarte der Feuerwehr am Betriebshof zu stationieren und die Mitarbeiter des Betriebshofs zu rekrutieren, damit diese werktags von sechs bis 18 Uhr ein Löschfahrzeug besetzen. Die Stadträte sahen sich nicht in der Lage, eine fundierte Entscheidung zu treffen, und kritisierten, dass die Stadtverwaltung nicht ausgearbeitet hatte, welche Umbauten am Betriebshof nötig seien, damit dort Feuerwehrautos auch gewartet und repariert werden können, und was diese kosten könnten. Das Rathaus plädierte stattdessen dafür, den Feuerwehrbedarfsplan abzuwarten, den ein Gutachter derzeit erstellt. Grasl rechnet jedoch frühestens in einem Jahr mit ersten Ergebnissen. Der Ausschuss beschloss zumindest eine Ortsbesichtigung.

Feuerwehr Starnberg
:Der Kommandant schlägt Alarm

Weil die Brandretter nicht einmal zur Hälfte besetzt sind, will Chef Markus Grasl 40 Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs einsetzen. Er schlägt einen Lösch-Unterricht an den Schulen vor und sucht Wohnungen für die Kameraden.

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Der Kommandant zeigte sich dennoch zufrieden. Die neuen Hauptamtlichen sollen Interessenten ausbilden, die in der Stadt arbeiten, etwa bei Behörden. Etliche wollen laut Grasl ihre Abende nicht für Lehrgänge opfern, könnten aber tagsüber von ihren Arbeitgebern freigestellt werden. Dann muss auch die Berufsschule aus dem Lehrsaal in der Wache ausziehen, den sie wegen Platzmangels derzeit mietet. Die Kosten für die drei Planstellen liegen bei etwa 120 000 Euro pro Jahr. Dazu kommt eine Schreibkraft auf 450-Euro-Basis, die Berichte der mehr als 400 Einsätze pro Jahr im Computer erfassen soll.

Die Bootshütte am Nepomukweg soll zusätzlich Ehrenamtliche motivieren, weil sie und ihre Familien während der Bereitschaft am Wochenende und an Feiertagen das Strandbad nutzen könnten. Die Entscheidung über das Löschboot, das in der Hütte stationiert werden soll, wurde vertagt. Die Feuerwehr will dem Landkreis das ausrangierte Katastrophenschutzboot abkaufen, um damit etwa in der Wassersportsiedlung löschen zu können.

Die Stadt lässt zudem prüfen, ob die Fußgängerbrücke über den Maisinger Bach, die Mozart- und Bismarckstraße zwischen Söcking und Neusöcking verbindet, für Rettungsfahrzeuge ertüchtigt werden kann. So würde die Feuerwehr wertvolle Minuten bei Einsätzen im künftigen Neubaugebiet am Wiesengrund oder an der südlichen Tunneleinfahrt gewinnen. Die Brücke liegt jedoch im Wasserschutzgebiet, in dem Eingriffe im Untergrund nicht zulässig sind.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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