Wenn es um die Anschaffung mobiler Lüftungsgeräte im Kampf gegen das Coronavirus geht, klaffen die Meinungen der Bürgermeister wohl weit auseinander. So beschreibt es Landrat Stefan Frey (CSU) nach einer Dienstbesprechung mit den Rathauschefs am Mittwochvormittag in der "recht heterogen diskutiert worden ist", wie Frey sagt. Während in einige Gemeinden schon ohne die neuesten Richtlinien der Regierung zu diesem Thema Geräte angeschafft worden seien, sprechen andere von fest verbauten Luftfiltern. Einig seien sich jedoch alle, meint Frey: "An der Sinnhaftigkeit der Anschaffung bestehen erhebliche Zweifel, dennoch fühlt sich quasi jeder gezwungen, nun aktiv zu werden."
Frey kann die Haltung nachempfinden, denn er sieht es ähnlich. Für die Schulen, für die der Landkreis zuständig ist, will Frey daher dem Kreistag eine Art "Kompromiss zwischen Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit" vorschlagen: So sollen Geräte lediglich für die Fünfseenschule für alle ersten bis achten Klassen sowie für die Klassen fünf bis acht im Tutzinger Gymnasium angeschafft werden. Frey betonte, dass für alle älteren Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bestehe, sich impfen zu lassen: "Deshalb konzentrieren wir uns auf die Altersgruppen, die diese Chance nicht haben." Frey rechnet mit Kosten bis 400 000 Euro, wovon maximal die Hälfte gefördert werden könne. Eine Summe, die keine europaweite Ausschreibung nötig mache, was die Sache noch mehr komplizieren würde.
In Gilching hat sich der Gemeinderat am Dienstag fast einstimmig für die Anschaffung mobiler Lüftungsgeräte für mehr als 200 Räumen in Schulen und Kitas ausgesprochen. Damit folgte der Gemeinderat weitgehend einem Antrag der Grünen. Um den Kauf finanzieren zu können, werden die eigentlich heuer vorgesehenen Ausgaben von 250 000 Euro für den Umbau der Römerstraße ins kommende Jahr verschoben. Der Betrag wird aber nicht reichen, das Rathaus geht davon aus, mindestens eine halbe Millionen Euro für die Geräte und Nachrüstung sowie Wartung und Reparatur zu veranschlagen. Die technischen Vorgaben für die Filteranlagen seien inzwischen bekannt, die Ausschreibung müsse europaweit erfolgen, erklärte Geschäftsleiter Stefan Amon. Wegen des Zeitdrucks sei die Angebotsfrist um 15 Tage verkürzt worden, so dass man hoffe, Ende August den Auftrag an eine Firma vergeben könne. "Wir versuchen alles und sind guten Mutes, es zu schaffen", sagte er. Allerdings sei es nicht möglich, die Geräte schon zum neuen Schuljahr aufzustellen.
Davon gehen auch die Gautinger aus, denn die Beschaffung dieser Spezialgeräte ist gerade landesweit Thema, was entsprechende Auswirkungen auf das Angebot haben dürfte. "Ganz Bayern ist hinter Lüftungssystemen her. Dass wir das zu Beginn des neuen Schuljahres haben, wird nicht der Fall sein", sagte CSU-Gemeinderätin Eva-Maria Klinger in der Sitzung am Dienstag. Die Ausgaben liegen in einer Größenordnung wie in Gilching. Für die Ausstattung von 130 Klassenzimmern in der Mittelschule, zwei Grundschulen und dem Gymnasium rechnet Ahel Bergsoy vom Bauamt mit Investitionen von 650 000 Euro, wovon der Gemeinde 422 000 Euro blieben. Zudem kalkuliert er mit Folgekosten von 100 000 Euro pro Jahr. "Wir unterhalten uns hier nicht um Peanuts", betonte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU). Die Ausschreibung soll nun eine Firma aus Brunnthal vorbereiten, die sich im Auftrag der Kommune schon länger um das Gebäudemanagement kümmert. Bis zum Ferienausschuss im August soll dafür ein Konzept vorliegen.
Während viele Kommunen noch überlegen, ob sie Lüfter anschaffen, stehen sie in der Grundschule am Pilsensee in Seefeld längst. Schon im vergangenen Dezember hatte der Gemeinderat beschlossen, für die zwölf Klassenzimmer zunächst zehn Geräte anzuschaffen. Jetzt würden sieben nachgeordert, sagt Rathaus-Geschäftsführer Fritz Cording. Lehrer, Schüler und Eltern seien zufrieden damit, auch wenn natürlich weiter gelüftet werde. Mit CO₂-Messgeräten sind alle Räume bereits ausgestattet.