Coronavirus:So impfen die Hausärzte im Landkreis Starnberg

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Die ersten Spritzen sind gesetzt - manche sogar bei den Senioren daheim. Bislang ist der Impfstoff begrenzt, doch die Listen mit den Patienten sind lang.

Von Christine Setzwein, Starnberg

Normalerweise ist die Hausarztpraxis von Dr. Ursula Eppinger und Dr. Roger Hofmann in Pöcking am Mittwoch von 16 bis 18 Uhr geöffnet. An diesem Nachmittag blieb sie geschlossen, "da wir mit der Corona-Impfung beginnen und damit zunächst Erfahrung sammeln müssen", teilen die Mediziner den Patienten auf ihrer Internetseite mit. Genau 1635 bayerische Hausärzte haben in dieser Woche insgesamt 33 600 Dosen Astra-Zeneca-Vakzin erhalten, damit sie am Mittwoch und Donnerstag mit der Immunisierung gegen Covid-19 beginnen können.

Wie viele es im Landkreis Starnberg sind, kann die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) laut einem Sprecher nicht sagen. Auch Dr. Bernhard Junge-Hülsing, Starnberger HNO-Arzt und Pandemie-Koordinator, weiß es nicht. Was er weiß: Dass er an diesem Donnerstag zwischen 8.45 und 12.15 Uhr alle zehn Minuten einen Patienten impfen kann. Er hat 20 Dosen Astra Zeneca bekommen.

Die 1635 Hausärzte wurden ausgelost. Kriterien waren, dass die Praxis im vierten Quartal 2020 mehr als 100 über 70-jährige Patienten hatte und eine hohe Impfziffer, erläutert Junge-Hülsing. Jeder impfwillige Arzt - laut KVB sind das von kommender Woche an 8500 in Bayern - kann zwischen 18 und 50 Dosen pro Woche bestellen. Geliefert werden sie über die Apotheken. In der Woche nach Ostern wird Biontech ausgegeben. Aus einem Fläschchen können sechs Spritzen aufgezogen werden.

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Die Weßlinger Hausärztin Felizitas Leitner bereitet sich längst darauf vor, in ihrer Praxis die Spritzen gegen das Coronavirus zu verabreichen. Sie kennt ihre Patienten und würde manche sogar vorziehen.

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Die Gilchinger Hausärztin Elke Sennefelder impft bereits. Auch sie hat 20 Dosen Astra Zeneca bekommen. Nach der neuen Schockmeldung über das Vakzin hätten vier Patienten abgesagt, berichtet sie. Dafür sei spontan eine 77-jährige Gilchingerin eingesprungen. Sennefelder spritzt den Impfstoff auch auf Hausbesuchen - wie zum Beispiel am Mittwochnachmittag bei der 91 Jahre alten Therese Stauber in Geisenbrunn.

Geimpft wird auch im Hausarztzentrum Gauting: Dort steht das Telefon nicht mehr still, auch E-Mails gehen ständig ein, berichtet das Praxisteam. Auf der Warteliste seien schon etwa 450 Impfwillige notiert. Gelistet werde zunächst nach Priorität und Geburtsjahr, teilt das Hausarztzentrum mit. Wegen der Debatte um Astra Zeneca hätten zwar einige Patienten abgesagt, sie würden aber deshalb nicht von der Impfliste gestrichen.

Der Wörthseer Hausarzt Dr. Albrecht von Schrader-Beielstein will kommende Woche mit den Impfungen beginnen. "Ich habe 50 Dosen bestellt, aber ob ich sie bekomme, oder 20 oder nur sieben oder gar keine, weiß ich nicht", sagt er am Mittwoch. Eine Liste, welcher Patient wann an der Reihe ist, gebe es noch nicht, "aber jeder will drauf". Wenn der Impfstoff da ist, soll an drei Vormittagen immunisiert werden.

Der Weßlinger Internist Dr. Alexander Bürger informiert auf seiner Homepage über das Prozedere. In seiner Praxis wird vom 7. April an geimpft. Es werde jedoch anfangs nur eine begrenzte Menge an Impfstoff geben. Daher würden zunächst ältere Patienten mit Vorerkrankungen kontaktiert, die im Fall einer Infektion mit Sars-CoV-2 einem hohen Risiko ausgesetzt wären. Und das entsprechend der vorgeschriebenen Impfreihenfolge. "Wir bitten Sie daher, zunächst von Impfanfragen abzusehen", appelliert Bürger an seine Patienten. Die Praxis werde einmal wöchentlich mit Vakzinen von Biontech oder Astra Zeneca beliefert. Welcher es sein wird, darauf "haben wird keinen Einfluss". Beide Impfstoffe müssten zügig verabreicht werden. "Daher kann und wird es zu kurzfristigen Impfangeboten kommen."

Kommenden Mittwoch oder Donnerstag, je nach Lieferung, wird in der Perchaer Praxis Grass/Goppel mit der Immunisierung begonnen. 50 Dosen Impfstoff wurden bestellt, sagt Allgemeinmediziner Dr. Jens Grass. Die Liste der Patienten, "entsprechend der Vorgaben sortiert", stehe. Grass: "Wir sind bereit, und wenn genügend Impfstoff da ist, geht das ratzfatz."

Davon geht auch Junge-Hülsing aus. Für Ende April/Anfang Mai rechnet er damit, dass im Impfzentrum Starnberg mit seinen Außenstellen pro Woche 3000 bis 3500 Spritzen verabreicht werden, in den 73 Hausarzt- und noch einmal so viel Facharztpraxen könnten es 5000 bis 7000 sein. "Im Juni bräuchte es das Impfzentrum nicht mehr", meint er. Die niedergelassenen Ärzte müssen jede Impfung an die KVB melden, im Übrigen auch die von Privatpatienten. Jeder Geimpfte sollte sich beim Impfzentrum Bayern abmelden, das ist Junge-Hülsing wichtig.

Von der KVB gehen die Zahlen wieder zurück zu den örtlichen Gesundheitsämtern. "Wie wir das in unsere Statistik einbauen, müssen wir sehen", sagt Landratsamtssprecherin Barbara Beck.

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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