Starnberg:Rochaden beim BRK

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Jan Lang ist nicht mehr BRK-Geschäftsführer. Der Vorsitzende Michael Kuffer und der neue Geschäftsführer Dirk Lorscheider lenken nun die Geschicke (von links). (Foto: BRK Starnberg)

Der Starnberger Kreisverband hat zuletzt große finanzielle Verluste eingefahren. Deshalb dreht nun das Personalkarussell seine Runden. Unter anderem verliert Jan Lang seinen Posten als Kreisgeschäftsführer.

Von Linus Freymark, Starnberg

Als Jan Lang Ende 2010 den Posten als Starnberger Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) übernahm, steckte die Organisation tief in der Krise. Der Kreisvorstand hatte sich mit Teilen des Landesverbandes überworfen, weil man sich unter anderem über dringend notwendige Reformen uneins war. Grund für die Umstrukturierungen: die angespannte Finanzlage des Kreisverbandes.

Knapp 14 Jahre später ist die Zeit von Jan Lang als BRK-Geschäftsführer in Starnberg zu Ende. Wie der Verband mitteilte, ist Lang mit sofortiger Wirkung seinen bisherigen Job los und fungiert künftig als Chef des Leitungsstabes des Vorstandes. Sein Stellvertreter Rainer Bertram bleibt im Amt. Die Stelle des Kreisgeschäftsführers übernimmt kommissarisch Dirk Lorscheider, der als externer Sanierungsmanager vom Kreisverband angeheuert wurde. Lorscheider gilt als Sanierungsfachmann für angeschlagene Betriebe. Denn in einem Punkt ähneln sich Langs Anfang und Ende als Kreisgeschäftsführer: Damals wie heute kämpft der Verband mit finanziellen Problemen.

Lang alleine ist das nicht anzulasten: Das BRK teilt mit, man habe "strukturelle und branchenübliche Probleme" - und meint damit insbesondere den Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung und der Pflege. Aufgrund der räumlichen Nähe zu München - Pflegekräfte erhalten in der Landeshauptstadt durch Zulagen bis zu 300 Euro mehr im Monat - und der hohen Lebenshaltungskosten im Landkreis Starnberg hat es das hiesige BRK besonders schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das hat Folgen: Wegen der Personalsituation sei es nicht möglich, die Altenpflegeheime in Gauting, Gilching und Garatshausen so auszulasten, dass sich der Betrieb der drei Einrichtungen wirtschaftlich rechnet.

Notwendig sei eine Belegung von 90 Prozent, aufgrund des Personalmangels seien jedoch nur 60 bis 70 Prozent möglich. "Deshalb hat das BRK in 2023 leider große Verluste hinnehmen müssen", erklären Lang und der Vorsitzende des Kreisverbands, Michael Kuffer. Das Minus liegt wohl im niedrigen einstelligen Millionenbereich.

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts kann man zwar auf staatliche Unterstützung bauen, allerdings sind die Finanzspritzen aus öffentlicher Hand mit Auflagen verbunden, die das BRK Starnberg erfüllen muss. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat sich der Verband mit Lorscheider Unterstützung von außen geholt. Doch im BRK kam man schnell zu dem Schluss, dass "eine kraftvolle Sanierung umfassende Vollmachten und damit ungeteilte Zuständigkeiten voraussetzt". Ergo: Der externe Sanierer kann seine Aufgabe ohne Lang als Kreisgeschäftsführer offenbar besser erfüllen.

Der Starnberger Kreisvorstand rund um den Vorsitzenden Kuffer dankten Lang dafür, "mit Klugheit und sehr viel Fleiß" dafür gesorgt zu haben, dass der Kreisverband nach den schwierigen Jahren ab 2010 wieder auf die Beine gekommen sei. Es sei zu großen Teilen Langs Verdienst gewesen, dass Projekte wie die Schlossparkresidenz Garatshausen oder der Mehrgenerationencampus Gauting realisiert werden konnten.

Doch nicht alle Vorhaben von Lang waren von Erfolg gekrönt. Immer wieder gab es Proteste gegen den Kurs des Kreisverbandes bei der Kinderbetreuung - in diesem Bereich ist das BRK Marktführer im Landkreis Starnberg. So zog die Organisation im vergangenen Sommer den Unmut der Elternschaft auf sich, nachdem in der Starnberger Kita "Zwergenglück" fast die gesamte Belegschaft gekündigt hatte und Mütter einspringen mussten, um eine Schließung der Einrichtung zu verhindern. Auch im Kindergarten "Regenbogen" im Gautinger Ortsteil Unterbrunn gab es vor zwei Jahren Bestrebungen der Elternschaft, das BRK als Träger loszuwerden. Der Vorwurf: Der Betreiber schaffe es wegen fehlenden Personals nicht, einen geregelten Betrieb zu gewährleisten.

Mit dem Wechsel in der BRK-Kreisgeschäftsführung gehen weitere personelle Wechsel einher. So übernimmt unter anderem Christoph Büchele die Leitung des Bereichs "Senioren & Pflege". Der bisherige Chef der Abteilung, Markus Wicke, geht in den Ruhestand. Zudem gibt es mehrere strukturelle Veränderungen, so wird etwa die Rolle der Bereichsleitungen weiter gestärkt. All diese Maßnahmen sollen dazu führen, den Kreisverband Starnberg "zukunftssicher" zu machen, wie Lang und Kuffer erklären. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie sich die finanzielle Situation des Verbands unter dem neuen Geschäftsführer entwickeln wird.

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