Unwetter im Landkreis Starnberg:So leiden die Bauern unter Hagel und Regen

Lesezeit: 2 min

Der Bauer Hermann Albrecht bewirtschaftet im Andechser Ortsteil Machtlfing einen Biohof. Nun muss er mit einem kompletten Ernteausfall bei der Sommergerste rechnen. (Foto: Nila Thiel)

Einige Höfe wurden schwer getroffen. Biolandwirt Hermann Albrecht aus Machtlfing rechnet mit einem Ausfall von bis zu 100 Prozent - vor allem bei einer Sorte.

Von Sabine Bader, Andechs

Noch lässt sich der Schaden nur ungefähr beziffern. Aber er ist beträchtlich. Etliche Bauern im Fünfseenland hat es bei den Hagelunwettern in den vergangenen Tagen hart getroffen. Schließlich prasselten bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter auf die Felder und Wiesen nieder, es hagelte besonders stark mit Körnern von bis zu fünf Zentimetern Größe und Orkanböen mit mehr als 100 Stundenkilometern fegten über das Land. Neben Tutzing, Feldafing und Berg lag auch Andechs, und dort ganz besonders Machtlfing, vergangene Woche in der Unwetterschneise.

Bei Hermann Albrecht, der dort einen Biohof mit 63 Hektar Grünland und 46 Milchkühen betreibt, hat es die Sommergerste besonders schwer erwischt. Die 3,5 Hektar große Fläche hat er gleich abgemäht und zu Silage verarbeitet. "Als Getreide war die Gerste nicht mehr brauchbar", sagt der 53-Jährige. Auch die rund acht Hektar Kleegras, die der Biolandwirt regelmäßig auf den Ackerflächen pflanzt, um deren Nährstoffgehalt wieder auf Vordermann zu bringen, sind arg in Mitleidenschaft gezogen. Einen Teil davon hat er bereits zu Siloballen verarbeitet.

SZ PlusUnwetter
:So viel Hagel wie noch nie

Gab es jemals schon so heftige Unwetter wie in diesem Jahr? Der Physiker Christian Plaß-Dülmer erforscht auf der ältesten Bergwarte der Welt das Wetter und kann erklären, was da gerade los ist.

Interview von Carolin Fries

Auf dem ramponierten Maisfeld hat Albrecht inzwischen nachgesät. "Mal sehen was draus wird", sagt er. Auch beim Weizen hofft er auf nur geringe Schäden. "Der ist nicht so leicht beleidigt, wie die Gerste", sagt er. Seine geschätzte Bilanz: 100 Prozent Schaden bei der Sommergerste und auch ein Teil vom Kleegras ist kaputt. Die in Mitleidenschaft gezogenen Wiesen habe er bislang noch gar nicht mähen können, erzählt er, denn auf ihnen stand das Wasser.

Auch der nahegelegene Hof von Hubert Sontheim lag in der Hagelschneise. Der 53-Jährige betreibt dort eine konventionelle Landwirtschaft mit 50 Milchkühen. Er bewirtschaftet 46 Hektar Grünland. Auf einer Fläche von 5,5 Hektar hat er in diesem Jahr Mais angebaut. Der ist jetzt ebenfalls recht ramponiert. Bei den Halmen, die geknickt seien, schaue es schlecht aus, erzählt er. Seien aber nur die Blätter und nicht der Halm selbst beschädigt, habe man noch Chancen. Sontheim rechnet bei der Maisernte mit einem Minderertrag von 40 Prozent.

Die beiden Machtlfinger Landwirte sind natürlich nicht die einzigen, denen das Hagelunwetter übel mitgespielt hat. Kreisbauernobmann Georg Zankl, 67, hat auch von anderen Berufskollegen Ähnliches gehört. "Getreide und Mais hat es am meisten erwischt", sagt er. Allerdings seien viele der Kollegen glücklicherweise gegen Hagelschlag versichert. "Ich jedenfalls rate es jedem."

Den Mais hat es durch das Wetter schwer erwischt. (Foto: Hermann Albrecht)

Zankl selbst hatte vergangene Woche Glück. Gilching, wo er einen Schweinemastbetrieb mit 1200 Tieren betreibt, war recht glimpflich davongekommen. Der 67-Jährige erinnert sich aber noch gut an das Jahr 1984, als es in Gilching die ganze Ernte verhagelt habe. Er sei damals noch ein ziemlich junger Landwirt gewesen, habe den Hof gerade einmal ein paar Jahre zuvor übernommen gehabt.

"Mais, Getreide und Wintergerste - alles war damals kaputt", erinnert er sich. Im Herbst habe man dann sowohl Mais als auch Gerste zukaufen müssen, um die Tiere überhaupt ernähren zu können. "Ich weiß das alles noch wie heute."

© SZ vom 30.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: