Seeanbindung Starnberg:Protest zur Planfeststellung

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Anfahren und abfahren, heizen oder kühlen, rattern und quietschen: Triebwagen der S-Bahnen erzeugen Lärm. Der Verein "Interkommunale Lärm-Initiative" rät daher ab von einem Abstell- und Wendegleis in der Nähe von Wohnbebauung. (Foto: Georgine Treybal)

Die "Interkommunale Lärmschutz-Initiative" rät betroffenen Anwohnern, Einwendungen gegen das geplante Wendegleis im Süden der Stadt wegen erhöhter Emissionen geltend zu machen: S-Bahnen und Regionalzüge machen bekanntermaßen Krach.

Von Peter Haacke, Starnberg

In die Starnberger Debatte zu den Plänen der Seeanbindung hat sich nun auch die "Interkommunale Lärmschutz-Initiative" (ILI) eingebracht. Der rund 200 Mitglieder starke Verein für Natur- und Umweltschutz aus 25 Städten und Gemeinden in Oberbayern und Schwaben sieht die Belange der Starnberger Anwohner im Bereich des geplanten Wende- und Abstellgleises durch das Bauvorhaben erheblich berührt. Die ILI rät Betroffenen, spätestens zum öffentlichen Planfeststellungsverfahren ihre Einwendungen schriftlich einzureichen.

Vertreter der Stadt Starnberg und der Deutschen Bahn (DB) hatten Ende Januar ihre Pläne zum Jahrhundertprojekt "Seeanbindung" skizziert, Anfang März folgte eine gut besuchte Bürgerinformationsveranstaltung. Die wesentlichen Eckpunkte der jüngsten Vereinbarung: Die derzeit vier Gleise am Bahnhof See werden auf drei reduziert, die DB verzichtet auf eine Durchfahrtgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern, Tempo 60 reicht. Der Regionalzughalt wird vom Bahnhof See an den Bahnhof Nord verlegt. Das Klageverfahren des Staatskonzerns um Schadenersatz über 170 Millionen Euro ist derweil ausgesetzt.

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Abgesehen von der bislang ungewissen Finanzierung des Vorhabens könnte sich insbesondere aus der Lage des geplanten Wende- und Abstellgleises im Starnberger Süden Ungemach ergeben: Anwohner des Oberen Seewegs, Oberfeld und Oskar-von-Miller-Straße könnten sich durch zusätzliche Lärmemissionen gestört fühlen. Nach Ansicht der ILI bringt die geplante Tieferlegung des geplanten Abstellgleises keine Abschirmung, weil der Lärm von abgestellten Zügen nur partiell vom Unterflurbereich ausgehe.

Im Süden der Stadt droht den Anwohnern Ungemach: Die S-Bahn ist ein massiver Lärmverursacher

"In der Regel bereiten die Klima-Aggregate auf dem Dach die größten Lärmprobleme", heißt es in einer Mitteilung. "Bei einer Fahrzeughöhe von 4,20 Meter kann eine Tieferlegung zur Abschirmung keine wirksame Maßnahme sein." Eine Tieferlegung der Gleise senke auch die Höhe lärmender Aggregate ab, somit werde der Schall "noch direkter auf die Häuser gerichtet". Ohne Lärmschutzwände - oder besser: eine vollständige Einhausung - sei dort massiver Lärm programmiert, weil die Triebfahrzeuge "bei jedem Wendevorgang oft über längere Zeit massiv Lärm verursachen". Weitere Emissionen ergäben sich durch eine schnelle Überfahrt der Weichen.

Die Darstellung der Stadt zu Schallschutz sowie Anzahl der Park- und Wendevorgänge der Züge sei daher "irreführend", zumal sich schnell Änderungen durch Änderung oder Erhöhung der Taktfrequenzen ergeben könnten. Für die ILI stellt sich die Frage, was wichtiger ist: Ein Wende-/Abstellgleis in maximal einem Kilometer Entfernung zum Bahnhof See und den Anwohnern des Wende-/Abstellgleises jahrzehntelang Lärmbelastungen zuzumuten oder einen alternativen, wenn auch etwas weiter entfernten, Standort dafür in Betracht zu ziehen - noch weiter südlich in "freier Natur" auf Pöckinger Flur oder nördlich des Nord-Bahnhofs bei den Sport- und Gewerbegebieten.

Nach den Erfahrungen der 2008 gegründeten ILI können S-Bahn- und Regionalbahn-Triebfahrzeuge im Wendebetrieb und in der Abstellung erheblichen Lärm verursachen. Andererseits gilt es als unwahrscheinlich, dass sich die DB nach jahrelangen, zähen Verhandlungen erneut auf Änderungen einlässt.

Die Seeanbindung gilt als wichtigstes städtebauliches Vorhaben der Stadt Starnberg. Im Kern geht es um eine Umgestaltung der Seepromenade unter Optimierung der Gleisführung entlang des Seeufers. Die mittlerweile modifizierten Vereinbarungen zwischen Starnberg und Deutscher Bahn basieren auf einem - bislang nur teilerfüllten - Vertrag aus dem Jahr 1987. Nach aktuellem Stand ist das Gesamtvorhaben mit 170 Millionen Euro veranschlagt.

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