Landmetzgerei:Konradhof will Landratsamt verklagen

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Konradhof-Chef Stefan Dellinger hat sein Fahrsilo bereits zu 85 Prozent entleert. Nun will er in Ruhe entscheiden, wie es mit dem Betrieb weitergeht. (Foto: Nila Thiel)

Landwirt Stefan Dellinger aus Unering fürchtet 1,5 Millionen Euro Verlust, weil er seit zweieinhalb Jahren auf eine Genehmigung für die neuen Ställe wartet.

Von Christian Deussing, Seefeld

Nach dem Streit um das undichte Fahrsilo auf seinem Uneringer Konradhof und wegen jahrelanger Verzögerungen für die geplante Außenstelle mit Hochsilo will Landwirt Stefan Dellinger nun das Landratsamt Starnberg verklagen. Denn er befürchte einen Umsatzverlust von 1,5 Millionen Euro, nachdem er seit fast zweieinhalb Jahren auf die Genehmigung für die neuen Ställen warte - unter anderem für 300 Mastbullen, 1000 Schweine mit Freilauf, 200 Kälber sowie 20 000 Hähnchen und eine Biogasanlage. Dellinger wollte nach eigenen Angaben fünf Millionen Euro in die Erweiterung investieren. Er glaubt, dass seine eingereichten Unterlagen entweder in den Fachabteilungen nicht bearbeitet oder nicht weitergereicht worden seien. Zudem seien immer wieder sehr spät nachträgliche Belege von der Kreisbehörde angefordert worden. "Ich bin hingehalten und gegängelt worden", klagt der 40-Jährige, dessen Konradhof seine Fleischproduktion nach 500 Jahren deshalb aufgibt.

Dagegen verweist Landratsamtssprecherin Barbara Beck darauf, dass es zwar seit Anfang 2017 über das Großprojekt des Uneringer Landwirts Gespräche gegeben habe, aber ein Antrag erst seit August vorigen Jahres vorliege. Dieser müsse von "zig Fachbehörden in einem emissionsrechtlichen Verfahren aufwendig geprüft werden", was eben seine Zeit benötige, erläutert Beck.

Sie erwähnt allerdings auch, dass es am Dienstag zwischen Vertretern der Kreisbehörde und Dellinger auf dem Konradhof "endlich zu einer ruhigen und sachlichen" Unterredung gekommen sei. Es ging um das 43 Jahre alte Fahrsilo, aus dem offenbar seit längerem schon Silagesickersaft ausgelaufen war. Jetzt muss Dellinger mit Sandsäcken und großen Planen die Maissilage abdichten und abdecken. Das Silo hat er jedoch zu 85 Prozent bereits leer geräumt. Später noch benötigtes Futter für die Mastbullen darf der Konradhof-Chef in einem Siloschlauch über den 31. Oktober hinaus lagern. "Es darf aber keine Suppe mehr herauslaufen", die bislang zu einer Boden- und Gewässerverunreinigung geführt habe, wie Beck betont.

Der Kompromiss in puncto Fahrsilo sei "praktikabel", findet Dellinger. Er könne zumindest "mal durchschnaufen" und habe in dieser Sache ein wenig Zeit gewonnen - um zu überlegen, das Silo später zu sanieren. Aber das würde 200 000 Euro kosten, und es sei zu bedenken, dass die Rinder trotzdem weiter gefüttert werden müssten, sagt Dellinger. Er werde jedenfalls in den nächstem Wochen etwa 80 Mastbullen schlachten müssen, denn das Futter reiche sonst für den Bestand von noch 200 Rindern nicht mehr aus.

Der Konradhof-Chef hatte nach dem Ärger mit der Bürokratie keine Chance mehr gesehen, seine Businesspläne mit weiteren Großställen im Außenbereich zu verwirklichen. Er zog sich vor kurzem von den Wochenmärkten zurück und hat seinen Hofladen nur noch freitags und samstags geöffnet. "Das enttäuscht leider viele Kunden", sagt der studierte Landwirt. Auch Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum bedauert diese Entwicklung und hofft, dass Dellinger seine bisher "erfolgreiche Direktvermarktung" von Fleisch doch nicht aufgibt.

© SZ vom 05.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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