Strandbad Pilsensee:Currywurst statt Quinoa

Lesezeit: 3 min

Gert Folger (Mitte) ist der neue Pächter im Strandbad Pilsensee. (Foto: Nila Thiel)

Der Kiosk im Hechendorfer Badegelände hat einen neuen Pächter: Gert Folger. Warum sich der Seefelder von dem vegan-vegetarischen Konzept seiner Vorgängerin verabschiedet hat.

Von Astrid Becker, Seefeld

Was ihm jetzt noch fehlt, ist ein griffiger, unverwechselbarer Name. Am besten einer, der auf die Geschichte des Strandbades Pilsensee im Seefelder Ortsteil Hechendorf Bezug nimmt. Doch bislang weiß niemand mehr so recht, wie das alles genau angefangen hat, dort unten am See der Grafen Toerring-Jettenbach, auf dem Grundstück, das eigentlich dem Bistum Augsburg gehört und das die Gemeinde gepachtet hat. Mit Gert Folger hat das Seefelder Rathaus nun einen neuen Pächter für den dortigen Kiosk gefunden.

Folger ist in dieser gastronomischen Sparte alles andere als unerfahren - und auch im Fünfseenland dürfte ihn so mancher kennen: 1995 hatte er den Kiosk im Andechser Strandbad am Ammersee eröffnet, ihm den Namen "Froschgartl" verpasst und mit seiner Art, ihn zu führen, den Ruf des Badegeländes weit über die Landkreisgrenzen begründet.

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Dabei hatte der heute 60-Jährige zunächst keine große Erfahrung in der Gastronomie, sondern einfach nur Lust darauf: Er war eigentlich Polizist, zuletzt als ziviler Ermittler bei der Polizeiinspektion in Gauting eingesetzt. Doch von dem "Beamtenmäßigen" dieser Zeit fühlte er sich offenbar eingeengt: "Heute ist das alles nicht mehr so streng wie damals, es gibt heute ja auch Teilzeit und andere Dinge - das war zu meiner Zeit nicht so." Also verabschiedete er sich von seinem sicheren Job als Beamter und sprang in die Selbstständigkeit.

Bereut hat er diesen Schritt offenbar nicht: Denn schon ein Jahr nach dem "Froschgartl" übernahm er auch den Campingplatz Seefeld 2 am Wörthsee. Gute zehn Jahre funktionierte alles prächtig - bis das Landratsamt den heutigen TQ-Systems-Badeplatz schließen ließ. "Zu der Zeit gab es ja hier bei uns viele Schwarzbauten, der Campingplatz war wohl einer davon", erzählt Folger. Also bewarb er sich für den Campingplatz München-Thalkirchen und wurde "zu meiner Überraschung" sogar genommen: "Dachte, das wird in München bestimmt nichts."

Bis 2015 blieb Folger dort, bis sich die Pachtbedingungen so änderten, dass er ausstieg. Er half einige Jahre im Kiosk in Oberndorf aus und legt eine "Art Sabbatical" ein. Über die sozialen Medien bekam der Seefelder mit, dass Gundi Römer und ihre Tochter ihren Kiosk im Strandbad Pilsensee nach zwölf Jahren aufgeben werden. Er bewarb sich und erhielt den Zuschlag.

Seine Currywurst mit Pommes sei am meisten gefragt, sagt Gert Folger. (Foto: Nila Thiel)

"Mich hat seine langjährige Erfahrung überzeugt", sagt Seefelds Rathauschef Klaus Kögel - und wohl auch die klassische Kioskküche, die Folger dort zu vergleichsweise moderaten Preisen anbietet: Allen voran seine bereits am meisten gefragte Currywurst für 8,50 Euro. Aber natürlich gibt es auch normale Bratwurst, Debreziner, Wiener in der Semmel, bayerischen und Schweizer Wurstsalat, Obazdn, Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat oder auch Kartoffel-Wedges mit Kräuterquark. Hinzu kommen noch wechselnde Tagesgerichte, Thai-Curry zum Beispiel, Käsespätzle oder auch Tagliatelle mit Tomatensauce. "Diese Gerichte koche ich alle selbst, ebenso wie die Gulaschsuppe, die es immer gibt", sagt er. Das komme gut an.

Nur die Toasts, die er anfangs auf der Karte hatte, mit Tomate und Mozzarella oder mit Thunfisch und Zwiebeln, hat Folger wieder gestrichen: "Da habe ich mich geirrt, die liefen nicht." Seinen Gästen gefalle das veränderte Angebot - zumindest den meisten: "Klar, da gibt es immer welche, die das alternativere Angebot meiner Vorgängerin vermissen." Aber er sei eben nicht der Typ für Flammkuchen, Quinoa und Co. - und selbst Kuchen backen, wie Gundi Römer: "Sie hatte ja auch noch ein Catering, das mache ich aber nicht, weil ich damit keine Erfahrung habe." Auch Salate wird es bei ihm keine geben - weil das schlichtweg gar nicht gehe: "Nach den heutigen Vorschriften bräuchte ich da mehrere Kühlhäuser, man darf ja kein Obst und Gemüse neben Salami oder Wurst lagern." Und den Platz habe er schlichtweg nicht. Dafür stammen alle Wurst- und Fleischwaren von der ortsansässigen Metzgerei Ruf.

Der neue Wirt ist auch für das gesamte Badegelände zuständig. (Foto: Nila Thiel)

Neben dem gastronomischen Angebot ist Folger auch für das gesamte Badegelände und die Kabinen, die für 80 Euro im Jahr vermietet werden, zuständig: "Die sind aber bereits alle vergeben". Das alles aber vorerst nur für ein Jahr: Der Pachtvertrag ist befristet, obwohl Folger viel Geld in die Ausstattung seiner Küche gesteckt und auch die Gemeinde rund 50 000 Euro für neue Fenster, verbesserte sanitäre Anlagen, Elektrik, Technik und vieles mehr investiert hat: "Wir wollen erst einmal schauen, wie es läuft", sagt Bürgermeister Kögel, "und wo wir gegebenenfalls nachjustieren müssen - aber klar: die Verlängerungsoption ist gegeben."

Bei einer Sache gilt das ganz bestimmt: Bei den Parkplätzen vor dem Strandbad, die seit Saisonbeginn im Mai kostenpflichtig sind. Um Wildparkerei entgegenzuwirken und den Nachbargemeinden in nichts nachzustehen, wie Kögel die Entscheidung begründet. Die Investitionen dafür, etwa in die App "Easy Park" und in die Automaten, amortisiere sich aber erst in drei, vier Jahren, schätzt er. Dann wird das Strandbad Pilsensee wahrscheinlich längst unter einem anderen Namen bekannt sein.

Der Kiosk im Strandbad Pilsensee ist bis zum Saisonende am 1. Oktober täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Nur bei dauerhaftem Regen bleibt der Kiosk geschlossen.

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