Bürgermeisterwahl:Pähl wählt seinen Versöhner

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Zwei Einöden, vier Dörfer, sechs Weiler - und zwei Lager: Das ist Pähl. (Foto: Georgine Treybal)

Am Sonntag kürt die Gemeinde im Pfaffenwinkel auch ihren neuen Bürgermeister. Zwei Kandidaten gibt es - und ein übergeordnetes Ziel.

Von Viktoria Spinrad, Pähl

Es sind zwei ungleiche Kandidaten, aus denen die Pähler beim Urnengang am Sonntag ihre neue Rathausspitze küren können. Hier der junge, idealistische Sozialpädagoge und Politnovize Simon Sörgel, dort der alteingesessene, pragmatische Wirtschaftsprüfer und Ex-Vizebürgermeister Alexander Zink. Der eine ist 35, der andere 54 Jahre alt. Der eine wirbt mit seinen Ideen und Sozialfähigkeiten, der andere mit 18 Jahren im Gemeinderat. Zwei Willige, ein Kreuz.

Etwas verbindet Sörgel und Zink dann aber doch: Beide sind parteifrei - und der Meinung, dass jetzt Ruhe einkehren muss nach all den Turbulenzen im Pfaffenwinkel, wo die einstige Zusammenführung von Pähl und Fischen die Bürger bis heute in zwei Lager spaltet. Krachender Bürgerentscheid, Abwahl des umstrittenen Rathauschefs, dann der spektakuläre Abtritt des gänzlich unbekannten Wahlsiegers noch vor der Vereidigung - seit Monaten ist das kommissarisch geleitete Pähl wie gelähmt.

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Dabei gibt es viel zu tun. Allen voran gilt es, den maroden Schul- und Rathauskomplex in der Ortsmitte voranzubringen. Ein heißes Eisen in Pähl. Sanierung oder Neubau? Das halten beide Kandidaten noch offen. Sörgel hat sich grundsätzlich für eine möglichst transparente, bürgergetriebene Politik ausgesprochen, etwa mit halbjährigen Bürgerversammlungen. Zink hält von letzterem eher wenig. "Da muss man schon etwas Neues präsentieren können", sagt er. Seine Vision ist die einer schlanken Gemeinde, die sich auf ihre Pflichtaufgaben konzentriert.

Daneben lauern Baustellen wie ein Neubaugebiet, Kinderbetreuungsplätze, der ÖPNV und der Radweg nach Dießen. Aufgaben, die sich kaum bewältigen lassen in den nur zweieinhalb Jahren bis zur nächsten Wahl. Bis dahin soll der Rathauschef ehrenamtlich die Strippen ziehen - so hat es der Gemeinderat zuletzt beschlossen, um die Hürde zu senken für Bewerber, die das Risiko scheuen, ihren Beruf für unbestimmte Zukunft auf Eis zu legen.

Alexander Zink bekam mit 735 Stimmen gerade einmal 113 Stimmen weniger als Simon Sörgel (848) - und zeigt sich als fairer Verlierer. (Foto: privat)
Vom Schulsozialarbeiter zum Bürgermeister: Bereits am Donnerstag soll Simon Sörgel vereidigt werden. (Foto: Veit Stößel)

Sörgel hat angekündigt, mindestens einen, bei einer entsprechenden Entschädigung auch beide seiner Sozialjobs für die Rathausarbeit aufzugeben. Zink hingegen sieht sich zumindest vorerst eher als Bürgermeister in Teilzeit. Ihn hat vor allem das ehrenamtliche Format überzeugt. "Sonst müsste ich meine Berufszulassung zurückgeben", sagt der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

18 Jahre lang hat Zink im Gemeinderat gesessen, zwischen 2011 und 2020 war er Stellvertreter des damaligen Bürgermeisters Werner Grünbauer. Zwischen Selbstständigkeit und zwei kleinen Kindern zog er sich vor knapp drei Jahren aus der Kommunalpolitik zurück, im Glauben, die Projekte seien ja alle auf dem Weg.

Doch es kam anders. Der Bürgerentscheid über einen mehrere Millionen Euro teuren Rathausneubau am Ortsrand scheiterte krachend - und markierte denn auch das Ende der Ära Grünbauer. Mit dessen gewähltem, aber nie angetretenen Nachfolger, Marius Bleek, geht Zink hart ins Gericht: "Wenn die Wähler einem das Vertrauen schenken, dann kann man sich dem nicht entziehen."

Wie soll sich der Ort entwickeln?

Kaum umschiffbar sein wird für den neuen Rathauschef auch das Thema Ortsentwicklung. Soll noch mehr Wohnraum forciert werden - oder die 2500-Einwohner-Gemeinde eher aus sich heraus wachsen? Während Sörgel für bezahlbaren Wohnraum für Einheimische im Neubaugebiet plädiert, mahnt Zink vor dem Rattenschwanz schnellen Wachstums für die Infrastruktur. Er spricht sich für eine langsame Entwicklung des Ortes aus: "Einheimischenmodelle muss man als Gemeinde immer teuer erkaufen", sagt er.

Entscheidend sei es aber vor allem, die Leute wieder zusammenzubringen, sagt Zink. "Es muss aufhören, dass jeder über den anderen lacht." Ähnliche Worte hatte Sörgel zuletzt im SZ-Interview gewählt. "Querulantentum hat im Politikbetrieb nichts verloren", sagte er. Sörgels Wählergruppe "Pähl in Gemeinschaft" - oder das Zinks "Bürger für Pähl/Fischen"? Es dürfte ein enges Rennen werden am Sonntag. Für seine parteilose Bewerbung hatte Sörgel 116 Unterstützerunterschriften gesammelt - Zink kurz darauf 117.

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