Landtagswahl in Bayern:"Vielleicht wäre es sogar besser, das Wahlalter noch etwas anzuheben"

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Zur U18-Landtagswahl gibt es auch eine Umfrage im Jugendtreff Gilching zum Thema "Wahlalter aus 16 Jahre herabsetzen". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie sinnvoll wäre es, wenn man schon mit 16 Jahren seine Stimme abgeben dürfte? Eine Umfrage unter Jugendlichen, die bei den U-18 Wahlen in Gilching und Starnberg teilgenommen haben.

Von Yara van Kempen, Starnberg

Von welchem Alter an sollte man eigentlich wählen dürfen? Bei der Abgabe der Stimme geht es schließlich auch um geistige Reife. Also erst mit 18 Jahren? Oder doch schon früher?

Um sich ein Bild davon machen zu können, was die Jugendlichen im Freistaat wählen würden, gab es in der vergangenen Woche die U18-Wahlen an verschiedenen Schulen und Jugendtreffs. Was würden sie davon halten, künftig ganz regulär auch schon mit 16 wählen zu dürfen? Das sagen Jugendliche dazu, die im Wahllokal des Jugendtreffs in Gilching und im Jugendtreff Nepomuk in Starnberg an der U18-Wahl teilgenommen haben.

Sophie Holtz, 16

Sophie Holtz (15) aus Gilching ist auch Mitglied im Jugendbeirat. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Ich finde die U18-Wahlen an sich nicht schlecht, es ist sinnvoll, diese Situation schonmal zu üben und auch ein Stück weit ein gewisses Grundwissen zu erlernen. Ich würde sagen, dass ich nicht unbedingt politisch aktiv, aber sehr interessiert bin.

Das Wahlalter auf 16 zu senken sehe ich kritisch, die meisten sind einfach noch zu kindisch in dem Alter. Manche in meinem Alter wollen vielleicht cool sein und wählen dann aus Witz oder Trotz eine Partei, die nicht so gut ist, zum Beispiel die AfD. Ich glaube sogar, es wäre besser, wenn man eher das Alter noch etwas anhebt, also vielleicht auf 21. Es ist wichtig, dass man erst wählen darf, wenn man ein bisschen Ahnung hat und sich gut vorbereitet und informiert hat. Ich war mir auch nicht ganz sicher, wen ich bei der U18-Wahl wählen sollte, das musste ich mir auch erst genau überlegen."

Leon Rettig, 16

Leon Rettig (16) aus Weßling. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Mit 16 hat man schon genug Reife, um zu wählen - und ich würde auch schon gerne mit wählen können. Bis dahin finde ich es gut, dass meine Meinung schon bei der U18-Wahlen mit einbezogen wird. Und es ist auch wichtig, schon vorher mit der Frage konfrontiert zu werden, was man wählen würde.

Mit 16 kann ich schon viel Verantwortung übernehmen - ich kann aber auch genauso beeinflusst werden wie ein Erwachsener. Es hat nichts mit dem Alter zu tun, ob man zu seiner Meinung steht, ich glaube, das hat einfach mit Charakterstärke zu tun - und die kann man auch schon vor 18 haben. Ich habe die vegane Partei gewählt. Da ist mir egal, wie groß die Partei ist oder wie viele die wählen. Ich habe mich mit denen einfach am besten identifizieren können, sie passt zu meinem Charakter. Seit neun Jahren bin ich nämlich Vegetarier und seit einem Jahr lebe ich vegan - und dazu stehe ich."

Yasin Gök, 15

Yasin Gök (15) aus Gilching. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Ich habe mir unabhängig von meinen Eltern alle Parteien angeschaut und bin zum Entschluss gekommen, dass ich die CSU am besten finde, deshalb habe ich die auch gewählt. Ich finde, die haben bisher einen guten Job gemacht und ich mag es, dass sie einen Ausgleich bieten. Alle Parteien gehen mir zu stark in eine Richtung. Ich finde es gut, dass die CSU da eine Mitte bildet.

Es ist echt interessant, zu sehen, welche Entscheidung Jugendliche bei der U18- Wahlen fällen, auch wie sehr die Entscheidung von den Eltern abhängig ist. Das finde ich prinzipiell gut, aber ich bin trotzdem gegen das Wählen ab 16. Zu viele können dafür nicht genug Verantwortung übernehmen. Man muss erst Reife erlangen und man ist auch noch viel zu leicht manipulierbar über Social Media. Da bräuchte es echt mehr Einschränkungen, weil das Risiko für Fake News viel zu groß ist."

Annika Horn, 14

Annika Horn (14) aus Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Ich finde es wichtig, dass Menschen, die schon wissen, was sie verändern wollen und sich informieren können, auch wählen dürfen. Ich meine, man darf ja auch schon andere Sachen mit 16 machen und entscheiden, also warum nicht auch wählen. 16-Jährige sind schon reif genug, um so etwas entscheiden zu können.

Ach, am liebsten würde ich die Schulzeiten verkürzen. Nein, Quatsch. Aber wir haben schon viel Nachmittagsunterricht, dafür habe ich vor allem in der Schule etwas über Parteien gelernt. Das hat mich auch besonders motiviert, dann hier bei den U18-Wahlen Wahlhelferin zu sein. Es hat so Spaß gemacht, den Jüngeren das Wählen zu erklären. Bisschen was von den Parteien erzählen, ihnen den Stimmzettel geben, vor der Wahlkabine warten und dann den Zettel in die Wahlurne werfen. Wir haben dafür sogar echte Urnen und Kabinen von der Stadt gestellt bekommen."

Selina Stieglmaier, 15

Selina Stieglmaier (15) aus Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Durch die Wahl-Aktion vom Jugendtreff habe ich echt viel über das Wahlsystem dazugelernt. Wir haben in den vergangenen Tagen sehr viel über die Parteien geredet und darüber, wofür sie stehen. Ich habe auch den Wahl-O-Mat gemacht, das hat echt Spaß gemacht, ein bisschen wie ein Videospiel.

Mir ist bei einer Partei nur wichtig, dass sie für Menschen und nicht gegen sie arbeitet. Ich will, dass es einfach allen Menschengruppen besser geht, es sind so viele so oft schlecht gelaunt auf der Straße. Und bestimmte Parteien, glaube ich, würden nur vieles noch schlimmer machen, weil sie gegen Menschen sind.

Wenn ich was in Starnberg ändern könnte, würde ich mehr Busse anbieten. Oft können Freunde von mir manche Sachen nicht mitmachen, weil sie nicht wissen, wie sie hin oder wieder zurückkommen, weil sie auch niemand fahren kann."

Karam Alhendi, 15

Karam Alhendi (15) aus Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Ich bin dem Jugendbeirat beigetreten, weil ich es wichtig finde, mitzubestimmen. Mir macht es Spaß, politisch aktiv zu sein und das Gefühl zu haben, vielleicht auch was verändern zu können. Ich bin da jetzt seit einem Jahr dabei. Und in einem weiteren sind wieder Neuwahlen. Ich bin gespannt, ob ich dann wieder gewählt werde.

Es ist sehr wichtig, dass junge Menschen bei Wahlen mitentscheiden können. Denn viele alte Menschen wissen gar nicht, was den Jungen genau wichtig ist, sie können da nur Vermutungen anstellen. Ich und viele Freunde von mir würden sich zum Beispiel über mehr Partymöglichkeiten in Starnberg freuen, das Angebot ist da sehr klein, finde ich. Was ich gewählt habe, darüber will ich nicht reden. Es ist von Bedeutung, in der Demokratie geheim zu wählen, das habe ich letztens im Jugendtreff gelernt."

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