Open-Air-Kinofestival:Einfach davonfliegen

Lesezeit: 2 min

Munterer Plausch auf der blauen Couch: Der Veranstalter des Open Airs, Matthias Helwig, mit dem Schauspieler Elmar Wepper. (Foto: Nila Thiel)

Zur Preview ihres neuen Films "Grüner wird's nicht" kommen Elmar Wepper und Florian Gallenberger nach Starnberg.

Von Carina Seeburg, Starnberg

Alles zurücklassen und den eigenen Problemen einfach davonfliegen - davon träumen viele Menschen. Elmar Wepper hat es getan. Zumindest im Film. In seinem neuen Streifen "Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon" mimt er einen in die Jahre gekommenen bayerischen Griesgram, der sich mit seinem roten Propellerflugzeug auf und davon macht, als er kurz vor der Pleite steht. Er selbst sei nicht der Typ, einfach abzuhauen. "Weglaufen ist für mich keine Option. Die holen einen nämlich irgendwann wieder ein, die Probleme", weiß Wepper.

Die Preview beim Kino-Open-Air des Fünfseen-Filmfestivals am Ufer des Starnberger Sees ist am Samstagabend bis auf den letzten Platz ausverkauft. Premiere hat an diesem Abend auch das "Blaue Sofa" der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (Gwt) und ist sogleich prominent besetzt: Auf der Couch sitzen Schauspieler Elmar Wepper und Regisseur Florian Gallenberger. Unzählige Augenpaare blicken ihnen an diesem lauen Sommerabend aus der Dunkelheit gespannt entgegen. Festival-Leiter Matthias Helwig sieht unschlüssig vom einen zum anderen. "Heute haben wir zwei Gäste hier, von denen ich gar nicht weiß, wer berühmter ist", sagt er.

Für den oscarprämierten Regisseur Florian Gallenberger ("Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück") ist das Filmgespräch am Starnberger See ein Heimspiel. Gallenberger ist in Planegg zur Schule gegangen und hat in München studiert. Dann ging's von Bayern in die Welt. Für seinen Kurzfilm "Quiero ser" über zwei Straßenkinder in Mexiko-Stadt hat Gallenberger 2001 von Ben Stiller den Oscar überreicht bekommen. "Ein guter Moment", erzählt Gallenberger, "aber dann musste ich auf die Bühne. Millionen Menschen sitzen vorm Fernseher und mein einziger Gedanke war: Hoffentlich erzähl ich jetzt keinen Schmarrn!" "Grüner wird's nicht" hat Gallenberger zurück in die Heimat gebracht. Es sei sein erster in Deutschland gedrehter Film. Besonders im heimatlichen Bayern zu arbeiten, sei schön gewesen. "Ich bin ja ursprünglich aus Bayern. Ich mag die Mundart, und ich kenne mich hier aus. Vor allem kenne ich auch diesen Typus des griesgrämigen, grantigen bayerischen Mannes, der auf gar keinen Fall über Gefühle spricht", sagt Gallenberger.

Einen ebensolchen Griesgram mimt Elmar Wepper ("Der Kommissar", "Kirschblüten-Hanami") in der Rolle des Gärtners Schorsch Kemper. Seinem trostlosen Leben in einer bayerischen Kleinstadt entflieht Kemper spontan, als ihm die Pfändung seines heiß geliebten Propellerflugzeugs droht. Es beginnt eine Reise quer durch Deutschland - von Bayern bis nach Sylt. Mit jedem Start und jeder Landung und mit jeder Begegnung öffnet der Gärtner langsam wieder sein Herz für das Leben. Wepper läuft in der Rolle zu Höchstform auf. Mit bestechend feiner Wandlungsfähigkeit bringt er die innere Entwicklung des Grantlers auf die Leinwand. "Man kann zusehen, wie der Schutzpanzer von Kemper langsam aufbricht und er am Ende sein Lächeln wiederfindet. Das ist tatsächlich eine Reise, die ich mir für viele bayerischen Männer wünschen würde", meint Gallenberger.

Nach zahlreichen Filmen mit ernstem, historischen Hintergrund ist "Grüner wird's nicht", basierend auf dem gleichnamigen Roman des Kabarettisten Jockel Tschiersch, die erste Tragikomödie Gallenbergers. Sie kommt am 30. August in die deutschen Kinos.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: