Mit einem Hauptpreis für die Dießener Videokünstlerin Vanessa Hafenbrädl und einem Sozialpreis für das Café Blabla in Herrsching gingen gleich zwei von insgesamt 13 Tassilo-Auszeichnungen an den Ammersee. Vor allem für Hafenbrädl, die bis zuletzt nicht wusste, ob sie einen Förderpreis oder einen Hauptpreis bekommen würde, war es ein aufregender Abend. Die ehrenamtlichen Organisatoren des Café Blabla aber hatten einen doppelten Grund zum Feiern.
"Ich fühle mich wirklich sehr geehrt", sagte Hafenbrädl nach der Preisverleihung am Donnerstag im Münchner Künstlerhaus. "Es macht einfach etwas mit mir, dass meine Arbeit gesehen wird." Schon alleine durch die Nominierung habe sie in den vergangenen Wochen viel Aufmerksamkeit bekommen: "Es haben sich neue Kontakte ergeben und Türen geöffnet." Auf der Bühne hatte sie zuvor noch einmal erläutert, was das Besondere an ihrer Vorgehensweise ist: "Ich habe mich bei meinen Videomappings mehr oder weniger von der Zweidimensionalität verabschiedet", sagte sie.
Stattdessen bespielt sie mittlerweile vorzugsweise Gebäude wie zuletzt den Innenhof der Blutenburg in Obermenzing, wo sie Rundbögen, Türme und Fensteröffnungen bei den Projektionen als gestalterische Elemente einsetzte. "Am besten ist es, wenn ich mir die Architektur selbst aussuchen darf und nicht wie bei einem Lichtkunstfestival schon alles vorgegeben ist."
Vanessa Hafenbrädl stammt aus einer Glasbläserfamilie im Bayerischen Wald und beschäftigte sich selbst vor einigen Jahren mit dem Glasmacherhandwerk. Am Beispiel der glitzernden Kronleuchter im Festsaal des Münchner Künstlerhauses erklärte sie dem Publikum, wie in ihren Installationen das Licht und die Filme in einem Glaskörper gebrochen werden.
Am Tisch der Herrschinger Vertreterinnen des Blabla-Cafés brandete lautstarker Jubel auf, als sie auf die Bühne gebeten wurden, um den vom SZ-Adventskalender gestifteten Sozialpreis entgegenzunehmen. "Für uns gibt es heute noch einen zweiten Grund zum Feiern", sagte Silvana Prosperi, als sie die Urkunde in den Händen hielt: Am Tag der Preisverleihung habe einer der Geflüchteten, die vom Café Blabla betreut werden, nach sieben Jahren und unzähligen Behördengängen endlich seine Aufenthaltserlaubnis bekommen. "Sie sind Vorreiter für ganz Deutschland", sagte die Pianistin Sophie Pacini, die Patin des Sozialpreises.
Mit viel Herzenswärme lobte Pacini das Caféprojekt, das Geflüchtete dabei unterstützt, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen. Auch ihr italienischer Vater sei an der deutschen Bürokratie schier verzweifelt, erzählte sie. Sie sei ebenfalls die Tochter eines Italieners, antwortete Prosperi, und die Probleme der Geflüchteten von heute seien immer noch dieselben wie die ihrer Eltern vor mehr als fünfzig Jahren. "Wenn ihr was braucht, nehmt einfach den Hörer in die Hand und ruft uns an", sagte Anita Niedermeier, die Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders, sichtlich berührt und beeindruckt vom Engagement der ehrenamtlichen Helfer.