Freizeit in Bayern:"Ich bin immer noch ziemlich aufgeregt"

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Martin Gruber betreibt eigentlich den Kiosk "Bayrische Brandung" in Herrsching. (Foto: Nila Thiel)

Martin Gruber veranstaltet heuer zum ersten Mal den Kunsthandwerkermarkt in Utting. Nach zweijähriger Corona-Pause soll dieser nun etwas anders aussehen als früher.

Interview von Armin Greune, Utting

Martin Gruber alias Miene Reinhard oder Mario Milchbrandtweinstätter ist im Fünfseenland bestens bekannt als Musiker, Einlinienzeichner, kabarettistischer "Demotivationstrainer" und Gastgeber am Herrschinger Kult-Kiosk "Bayrische Brandung". Nun hat der Allround-Unterhaltungskünstler als Veranstalter des Uttinger Kunsthandwerkermarkts eine weitere Aufgabe übernommen. Er tritt damit in die Fußstapfen von Christiane Graf, die das Kunsthandwerk- und Kultur-Event bis 2019 24 Mal veranstaltet hat und vor einem Jahr einem Krebsleiden erlag.

SZ: Sie sind ja früher mit ihrer Band Gruba auf dem Sommermarkt aufgetreten und haben Christiane Graf 2019 als Geschäftsführer für Kultur und Gastronomie unterstützt. Wie lange kannten Sie sich schon?

Martin Gruber: Seit meiner frühesten Kindheit, ich bin ja in Utting aufgewachsen. Sie leitete wohl meine Gruppe im evangelischen Kindergarten, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. Später war ich Stammkunde in ihrem Tee- und Textilladen in Utting. Trotz des Altersunterschied von fast 20 Jahren hatte sich da eine wirklich sehr nette Freundschaft entwickelt.

Zwei Jahre Pandemie-Zwangspause und der Tod der Veranstalterin: Ob der Kunsthandwerkermarkt je wieder stattfindet, war höchst fraglich. Wie kam es dazu, dass Sie die Veranstaltung übernommen haben?

Im Herbst lud mich Bürgermeister Florian Hoffmann ins Rathaus ein und bat mich, den Sommermarkt zu übernehmen. Die Gemeinde hat großes Interesse daran, dass diese Tradition weiter geführt wird, sie hat mich in jeder Hinsicht unterstützt.

Der Handwerkermarkt im Summerpark ist in Utting eine Institution. (Foto: Yorck Dertinger/oh)

Also kein Problem für jemanden wie Sie, der bereits vor 20 Jahren auf dem Tollwood mitgearbeitet hat.

Oh doch, im Fasching war ich total verzweifelt, weil die Inzidenzen nicht zurückgingen. Erst im April konnten wir voll aufs Gas treten. Und ich bin immer noch ziemlich aufgeregt, nachts beschleichen mich Gedanken wie "Was mache ich bloß, wenn keiner kommt?". Ursprünglich war der Markt immer am ersten Juliwochende. Das geht heuer nicht, weil dann Utting sein großes 900-Jahr-Fest feiert. Deshalb findet der Kunsthandwerkermarkt nun vom 17. bis 19. Juni zum Ende der Pfingstferien statt.

Bislang erstreckte sich die Veranstaltung nur über Samstag und Sonntag.

Ja, ich bin sehr froh, vom Gemeinderat die Erlaubnis bekommen zu haben, den Freitag mit einzubauen. Vielen Kunstschaffenden war früher die Anreise zu weit oder der Aufwand für nur zwei Tage zu hoch.

Wie viele Zusagen haben Sie erhalten?

Einschließlich Gastronomie kann ich mit mehr als 50 Ausstellern und Ausstellerinnen rechnen. Bei der Auswahl war mir wichtig, dass es sich um Artikel handelt, die fair gehandelt und möglichst nachhaltig gefertigt werden. Die Quote derer, die ihre Waren selbst produzieren, liegt bei fast 90 Prozent. Je mehr Selbsterzeuger du hast, um so höher das Niveau des Marktes.

Was wird denn alles so verkauft?

Selbstgemachter Schmuck, sehr viel Keramik, auch die Damenmoden sind mit ganz individuellen und abgefahrenen Sachen gut vertreten. Weiter gibt es etwa Kinderklamotten, eine Papeterie, eine Lederwerkstatt und vieles mehr.

Und das gastronomische Angebot?

Das reicht vom Uttinger Fischermeister über Bratwürstl vom Schondorfer Schwarzbrenner bis zu Fladenbrot und Falafel mit allem drum und dran aus der "Herz-und-Schnauze"-Ape. Die "Couch Potatoes" servieren Kartoffelgerichte, das Team vom Strandbad Pilsensee versorgt Veganer und Vegetarier, die Bäckerin vom Schondorfer Wochenmarkt steuert vegane Kuchen bei.

Einen Hendlwagen oder eine Grillstation gibt es also nicht?

Nein, ich bevorzuge verschiedene, kleine Essensangebote, die über den ganzen Platz verteilt sind. Es wird auch kein Einweg- oder Plastikgeschirr geben, man isst aus der Hand oder vom Papier.

Dem Konzertprogramm ist anzumerken, dass Sie gute Kontakte zur Szene im Fünfseenland haben. Was war hier das Auswahlkriterium?

Mir war wichtig, selbstgemachte Musik zur fördern und Vielfalt zu bieten. Das geht jetzt von im Pfaffenwinkel verwurzeltem Rootsreggae mit Ska-Jah über den intelligenten Electronic-Pop von Collector bis zu Dub-Remixes. Und ich bin sehr froh, dass die Tradition weiterlebt, wenn die Uttinger Blasmusikfreunde am Sonntag zur Eröffnung um 11 Uhr aufspielen.

Gibt es auch ein spezielles Kinderprogramm?

Die Waldschratin Pimpernella Pumpelsack wird eigene Märchen erzählen. Vor allem aber soll am 17. Juni der neue, wahnsinnig tolle Spielplatz im Summerpark eröffnet werden - also am gleichen Tag wie der Markt.

Das geplante Musikprogramm

Freitag, 17. Juni, 18 Uhr: Jakob Mühleisen, Singer/Songwriter aus Herrsching stellt sein drittes Album vor

17. Juni, 20 Uhr: Collector, raffinierter Minimal- und Elektropop im Stil von The Notwist oder Death Cab for Cutie.

Samstag, 18. Juni, 18 Uhr: Paul Gruber, skurril vorgetragene Songklassiker mit Translator ins Deutsche übersetzt

18. Juni, 20 Uhr: Ska-Jah, Bairischer Roots-Reggae mit Hansi Rohm, seiner Band und gesellschaftskritischen Texten

Sonntag, 19. Juni, 11 Uhr: Zum Frühschoppen spielen die Blasmusikfreunde Utting

19. Juni, 15 Uhr: DJ-Sets mit Manuel da Coll alias Captain Yossarian mit seinem mobilen Soundsystem und dem Uttinger Dub-Produzenten Andi Bauer aka Adubta

Der "Summermarkt" beginnt Freitag und Samstag um 14 Uhr, am Sonntag um 11 Uhr. Gastronomie und Programm schließen jeweils um 22 Uhr.

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