Bundestagswahl:Im Land des Lächelns

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Im Landkreis Starnberg füllen sich die Plakatwände: Es treten zwölf Direktkandidaten und exotische Gruppierungen wie die Hip-Hop-Partei an.

Von Michael Berzl, Starnberg

Zwölf Direktkandidaten und 26 Landeslisten für die Zweitstimme: In knapp sechs Wochen müssen sich die Wähler entscheiden, wen sie unterstützen bei der Zusammensetzung des neuen Bundestags. In den Behörden haben unterdessen schon die Vorbereitungen für die Wahl im September begonnen. Seit dieser Woche werden die Benachrichtigungen verschickt, am Mittwoch haben die zuständigen Sachbearbeiter aus den Rathäusern im Starnberger Landratsamt schon einmal eine Schulung für den Ablauf am Wahlabend erhalten. Und auch an den Straßen im Fünfseenland wird nun sichtbar, dass der Wahlkampf begonnen hat. Die Parteien sind eifrig dabei, ihre Plakate mit Slogans und Porträts anzubringen.

Insgesamt 248 000 Stimmzettel wurden diesmal gedruckt und an die Landratsämter in Starnberg und Landsberg geliefert, berichtet Holger Albertzarth, der als Leiter der Kommunalaufsicht in Starnberg für die Organisation von Wahlen zuständig ist. Zum Wahlkreis gehören außer dem Landkreis Starnberg mit etwa 103 000 Wählern auch der Landkreis Landsberg (94 000) und die Stadt Germering (29 000). Die langen Bögen mit den Namen von Bewerbern und Listen sind bereits je nach Kontingent weiterverteilt an die Rathäuser, denn dort werden schon bald die ersten Anforderungen von Briefwahlunterlagen eintreffen.

Der Anteil der Briefwähler werde auch diesmal wieder sehr hoch sein und über 30 Prozent liegen, glaubt Albertzarth. Dieser Trend der sich schon bei den vorherigen Abstimmungen über Landtag und Kommunalparlamente gezeigt habe, werde sich weiter fortsetzen. Außerdem stellt er sich auf eine insgesamt hohe Wahlbeteiligung ein. Ein Grund dafür sei, dass der neue Bundestag einen neuen Kanzler oder eine neue Kanzlerin wählen wird, da Angela Merkel nicht mehr antritt. "Das motiviert die Leute, zur Wahl zu gehen."

Favorit bei den Direktkandidaten ist Michael Kießling aus Landsberg, der seit einer Legislaturperiode für die CSU im Berliner Reichstag sitzt und sein Amt verteidigen will. Mitbewerber sind Carmen Wegge (SPD) aus München, Rainer Groß (AfD) und Britta Hundesrügge (FDP) aus Gauting, Martina Neubauer (Grüne) aus Starnberg, außerdem Simone Ketterl (Die Linke) aus Utting, Rasso Rebay von Ehrenwiesen (Freie Wähler) aus Weßling, Stella Sadowsky (ÖDP) aus Kaufering, Christoph Raab (Die Partei) aus Kinsau, Cornelia Fiegel (V-Partei³) aus Germering, Manfred Heinlein (Die Basis) aus Dießen und Joachim Nibbe (Volt) aus Herrsching. Auch die Bayernpartei hatte einen Wahlvorschlag eingereicht, der aber wegen eines Formfehlers nicht zugelassen wurde.

Besonders früh dran beim Plakatieren war zum Beispiel im Würmtal die neue Partei "Die Basis", die der Querdenker-Szene nahestehen soll. Dort engagiert sich auch der ehemalige Fernseh-Pfarrer Jürgen Fliege aus Feldafing, der dem vor einem Jahr gegründeten Kreisverband Starnberg-Ammersee nach dessen Angaben im April beigetreten ist und nun kräftig Werbung dafür macht.

Mittlerweile füllen sich auch die von den Kommunen aufgestellten, großen Plakatwände, wobei dort eine vorgegebene Platzierung einzuhalten ist, die sich aus der Reihenfolge auf den Wahlzetteln ergibt. Der Platz links oben ist demnach für Kießling reserviert; es folgen SPD, AfD, FDP, Grüne, Linke, Freie Wähler und ÖDP, die Satirepartei "Die Partei", V-Partei³ und "die Basis".

Ohne Direktkandidaten aber mit Landeslisten treten noch viele weitere Parteien an, die zum Teil weitgehend unbekannt sind. Das christliche "Bündnis C" zum Beispiel, eine Hip-Hop-Partei mit dem Namen "du." oder eine Partei für Gesundheitsforschung. Angesichts dieser Vielfalt sagt Kreis-Wahlleiter Albertzarth schmunzelnd: "Ich gehe davon aus, dass da irgendwo jeder seine politische Heimat finden kann."

© SZ vom 19.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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