Starnberg:Eltern demonstrieren gegen die Maskenpflicht

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Angeführt von einem "Friedensfahrzeug" laufen die Demonstranten auf der B2 zum Starnberger Kirchplatz. (Foto: Nila Thiel)

Etwa 50 Erwachsene und 20 Kinder ziehen durch die Kreisstadt. Eine Teilnehmerin verliest eine Rede, die von Lichtbringern handelt. Passanten schütteln den Kopf über die Kundgebung.

Von Christine Setzwein, Starnberg

Der "Friedensboote" aus Richtung Pöcking hat Verspätung. So kann die Demonstration gegen die Maskenpflicht bei Kindern und andere Corona-Beschränkungen erst 20 Minuten später als geplant starten. Etwa 50 Erwachsene und 20 Kinder versammeln sich am Dienstagnachmittag am Parkplatz des Landratsamts, um im "friedlichen Protest" zum Kirchplatz zu ziehen, wie es Harald von Herget ausdrückt. Er ist Sprecher der Starnberger Ortsgruppe der Initiative "Eltern stehen auf" und Veranstalter der Demo.

"Kinder haben keine Lobby", "Hört auf, unserer Kinder zu quälen", "Die Triage findet statt" oder "Deutschland blutet aus" steht auf den Schildern. Einige Teilnehmer tragen Anstecker mit "Umarmbar". Fotografiert werden wollen die Demonstranten eigentlich nicht, ihre Namen wollen sie schon gar nicht nennen. Und überhaupt brauchen sie die Lokalzeitungen nicht, "wir haben unsere eigenen Medien". Die Aufforderung einer Frau an die Reporterinnen, "dieses Mal bitte realistisch berichten", beantwortet ein Demonstrant in Lederhose mit: "Das entscheiden doch die nicht, das bestimmt der Chefredakteur, was die schreiben dürfen." Mund-Nasen-Schutz trägt kein einziger.

Appell in Rot: eine Teilnehmerin der Starnberger Demo. (Foto: Nila Thiel)

Der Zug, angeführt vom "Friedensfahrzeug" in den Farben eines Polizeiautos, setzt sich in Bewegung. Neun Beamte der Polizeiinspektion Starnberg sichern die Demo. Dazu wird die B 2 in Richtung Stadtmitte vom Landratsamt bis zum Kirchplatz gesperrt, an den Kreuzungen auch die Gegenfahrbahn. Das finden nicht alle Autofahrer gut. Der Rückstau reicht zurück bis Kempfenhausen, berichtet Oliver Jauch von der Polizei später. Gut 25 Minuten später erreicht der Zug den Kirchplatz. Das Boot wird zur Bühne. Lieder werden zum Besten gegeben mit Texten wie "Ramba Zamba vor der Schule" oder "werft die Masken in den Dreck". Florian, der Besitzer von Fahrzeug und Boot, berichtet, dass der Schulleiter einer Montessorischule in München den "Corona-Zwangstest" an seinen Schülern abgesagt habe, nachdem er und seine Mitstreiter eine Demo angekündigt hätten. Zu der auch Querdenker gehören. Querdenker seien "die Friedlichsten überhaupt, und das Lügenfass der Regierenden wird bald überlaufen", sagt er.

Eine Demonstrantin aus Mühlheim hat eine Rede geschrieben, die sie vorliest. Sie erlebe so viel Angst, "aber wir sind die Wegbereiter, die Lichtbringer". Lehrern und Pädagogen wirft sie vor zuzuschauen, "wie unsere Kinder leiden".

Viele Passanten schütteln nur den Kopf über die Kundgebung. Eine Starnbergerin meint, dass jeder demonstrieren könne, aber es sei egoistisch und unsolidarisch, wenn die Leute ohne Maske eng an eng stehen. Eine andere Frau, die nichts sagen will, hält ein Schild hoch mit der Aufschrift "Maske auf bedeutet Solidarität".

Um 18.20 Uhr ist die Kundgebung beendet. Laut Einsatzleiter Kai Motschmann verlief alles störungsfrei, die Abstände seien weitgehend eingehalten worden. Die Beamten dürfen Feierabend machen, nachdem sie das "Grundrecht auf Demonstration gewährleistet" haben.

© SZ vom 11.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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