Kunstprojekt in Feldafing:Netzprobleme

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Könnten sich in diesen bunten Fischernetzen Vögel und Fledermäuse verfangen? Die Untere Naturschutzbehörde befürchtet das und ordnet den Abbau der Installationen von Ricardo Salazar aus Venezuela an, der mit seinem Kunstwerk die Bewohner des BRK-Altenheims erfreuen wollte. Interesse an der filigranen Arbeit des Künstlers zeigt nun aber auch das Buchheim-Museum in Bernried. (Foto: Nila Thiel)

Der venezolanische Künstler Ricardo Salazar wollte mit seinen Installationen im Schlosspark Garatshausen Senioren erfreuen. Doch die Naturschutzbehörde lässt das Projekt wieder abbauen.

Von Christian Deussing, Feldafing

Die bunt gefärbten Fischernetze hängen in luftiger Höhe zwischen alten Bäumen im Schlosspark Garatshausen. Die Netze sind ein Blickfang und gehören zur Ausstellungsreihe "Künstler für Senioren" auf dem Areal neben der BRK-Seniorenresidenz. Der Künstler Ricardo Salazar aus Venezuela musste aber bereits nach zwei Tagen seine Netze am Freitag wieder abhängen. Grund: Vögel und Fledermäuse könnten sich darin verfangen, befürchtet die Untere Naturschutzbehörde in Starnberg, die einem kritischen Hinweis einer Spaziergängerin nachgegangen ist.

Nach dem frühen Aus für die drei Netz-Installationen im Schlosspark hat nun aber das Buchheim-Museum sein Interesse bekundet, die Objekte möglicherweise auf seinem Gelände zu präsentieren. Darauf hofft auch der 60-jährige Künstler, der mit einer Münchner Grafikdesignerin verheiratet ist. Er musste seine Nylonwerke abbauen, die eigentlich noch bis Ende Oktober zu einem Mondscheinfest betrachtet und abends auch effektvoll angestrahlt werden sollten. Er sei von der Anweisung, seine Installationen zu entfernen, "recht enttäuscht und überrascht", sagt er im Gespräch mit der SZ. "Denn ich wollte den Parkbesuchern und Altenheimbewohnern Farbe und Freude bringen." Er spiele mit dem Licht in unterschiedlichen Perspektiven, wobei das Kunstwerk vom Betrachter "über 360 Grad in harmonischer Umgebung entdeckt" werde, erläutert Salzar sein Konzept, der an der Kunstschule in Caracas studiert hat und auch architektonisch Möbel entwirft und baut.

Die Bedenken der Naturschutzbehörde kann der Venezolaner nicht nachvollziehen - er hält sie für unbegründet. Denn diese Fischernetze mit den breiten Maschen seien auch in einem weitläufigen Park in seiner Heimat monatelang ausgestellt gewesen, in dem es vielmehr Vögel und Fledermäuse gebe. "Aber kein einziges Tier hat sich in den Netzen verfangen", betont Salazar, der dazu auch ein Referenzschreiben der Parkverwaltung aus Venezuela jetzt vorlegen will. Zudem sei er im Gespräch mit einer Ornithologin, um eine mögliche Gefährdung von Vögeln durch seine Netze genau zu erkunden.

Dieses Problem hat ebenso Sabine Bergmann, Sprecherin des Buchheim-Museums, im Blick. Sie hat sich am Freitag im Schlosspark die hellgrün, goldfarbenen, orangenfarbenen und blauen Netze an den drei Standorten im Park angeschaut und zeigte sich von der "frei schwebenden filigranen Arbeit" des Künstlers beeindruckt. Ihr gefalle diese interessante Optik, die sie an die "Op-Art" erinnere. Bergmann will nun mit der Leitung des Buchheim-Museums über die Installationen des Venezolaners im eigenen Park beraten.

Dass nun so frühzeitig und plötzlich die neue Ausstellung im Schlosspark beendet werden musste, bedauert Katja Schwankhart, die stellvertretende Leiterin der BRK-Seniorenresidenz. Aber ihr sei nicht nur die Kunst, sondern auch der Vogelschutz wichtig, betont sie und gibt dem Künstler Salazar die Hand, der gefasst darauf reagiert. Denn es gibt ja jetzt für ihn etwas weiter südlich am Starnberger See an prominenter Stelle eine neue Chance, seine bunten und etwa zwölf Meter breiten und bis zu acht Meter hohen Fischernetze aufzuhängen, in denen sich bislang kein einziges Tier verfangen haben soll.

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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