Kraillinger Tanklager:Protest gegen Container-Terminal im Wald

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Zum Kraillinger Tanklager gehört ein Schienennetz mit 14 Kilometer Gleisen. Eine Firma mit Sitz in Hamburg könnte sich dort einen Verladebahnhof vorstellen. (Foto: Nila Thiel)

Auf dem Gelände des Kraillinger Tanklagers könnte ein Verladebahnhof entstehen. Politiker aus dem Landkreis Starnberg und Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas reagieren mit Ablehnung.

Von Michael Berzl und Andreas Ostermeier, Krailling

Das riesige Tanklager im Wald zwischen Krailling und Germering fällt nach außen hin kaum auf. Gebaut in der NS-Zeit, später von der Nato als Depot verwendet, wird es jetzt genutzt von dem Unternehmen "Krailling Oils Development". Das Tor an der Einfahrt für Lastwagen ist meist verschlossen, manchmal fahren auf den Gleisen in der Nähe der Lindauer Autobahn Züge mit Kesselwagen auf das Gelände. Hinter den Kulissen jedoch tut sich einiges. Diverse Firmen und Unternehmen würden die Flächen gerne nutzen, berichtet der Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux (FDP). Eine Tochterfirma des Hamburger Hafens könnte sich dort sogar einen Verladebahnhof vorstellen. Eine Idee, die bei Politikern in den Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck auf klare Ablehnung stößt.

"Ich halte von einem Containerterminal und Verladebahnhof gar nichts; alleine schon von den Dimensionen", erklärte der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU) am Mittwoch. "Das passt nicht in den Landkreis. Hier geht es nur um die Interessen eines Unternehmens, nicht um die Interessen des Landkreises." Hinter den Plänen für das Tanklager-Gelände steckt die Metrans, ein Tochter-Unternehmen der Hamburger Hafen und Logistik (HHLA).

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Das Tanklager-Gelände hat einiges zu bieten. Nach Angaben von Krailling Oils unter anderem 21 unterirdische Tanks und drei Großtanks, vier Bahnhöfe und 20 Ladestellen für Tankwagen, Brunnen und Trafostationen, 14 Kilometer Gleis. Diese Infrastruktur sei in der Wirtschaft bekannt, es gebe zahlreiche Anfragen, sagt Bürgermeister Haux. Über einige davon habe er am Dienstag den Gemeinderat informiert.

So müsse die Post ihren Standort in der Nähe des Gautinger Bahnhofs bis Ende nächsten Jahres aufgeben und brauche daher eine Alternative, wo die Post für die Würmtal-Gemeinden Krailling, Planegg und Gauting umsortiert werden könne. Dies lehne die Gemeinde Krailling aber im Tanklager-Gelände ab. Eher könnte sich Haux dort ein Recycling für Autobatterien vorstellen, wie es in einer weiteren Anfrage vorgesehen sei. Das würde auch eher zu einem Ökoenergiepark passen, den die Kommune für das Areal entwickeln will. Auch eine Wasserstoffproduktion oder ein in den unterirdischen Tanks untergebrachter Eisspeicher sei dort denkbar.

Die Firma "Krailling Oils Development" betreibt das Tanklager seit 2016. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Alarmiert sind dagegen Politiker vom Bürgermeister bis zur Landtagsabgeordneten von der Idee eines Containerterminals im Kreuzlinger Forst. Laut Metrans könnten dort täglich die Güter von 150 Lastwagen auf Züge umgeladen werden. Dabei ist sogar die Rede davon, ein schon lange stillgelegtes Gleis nach Gauting wieder zu aktivieren. Derlei Pläne lehnen Politiker in einer gemeinsamen Erklärung ab. Unterzeichner sind die Bürgermeister von Germering und Gauting, Andreas Haas und Brigitte Kössinger, die Landräte Frey und Thomas Karmasin (alle CSU), sowie die CSU-Landtags- und Bundestagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch und Ute Eiling-Hütig sowie Michael Kießling.

Lokale Politiker fürchten, keinen Einfluss auf die Dimensionen nehmen zu können

Gerade ein Verladebahnhof könnte planungsrechtlich aber Dimensionen erreichen, in denen die Kommunalpolitiker in Germering und Krailling, Gauting und Starnberg kaum mehr Einflussmöglichkeiten haben. Bei einem solchen Vorhaben von weitreichender Bedeutung für die Infrastruktur könnte ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. "Da sind der Landkreis und die Gemeinden nur noch Zaungäste", warnt Starnbergs Landrat Frey. Überhaupt hält er es für einen Fehler, dass der Bund das Tanklager verkauft hat. Vor 14 Jahren hatten neue Eigentümer das Gelände übernommen und zunächst Treibstoffreserven der tschechischen Republik dort eingelagert.

Zuständig für ein Planfeststellungsverfahren und die Genehmigung eines Verladebahnhofs wäre die Regierung von Oberbayern. Diese teilte am Mittwoch mit, ihr seien Überlegungen für die Errichtung eines Container-Terminals auf dem Gelände des Tanklagers Krailling bekannt. Allerdings habe die Behörde noch keine Planunterlagen vorgelegt bekommen, heißt es in der Mitteilung.

Deutlich in der Ablehnung eines solchen Projekts wird Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas. "Wir erwarten, dass diese Planung eingestellt wird", sagte er am Dienstag vor dem Stadtrat. Der Kreuzlinger Forst eigne sich nicht für einen Verladebahnhof. Konkret befürchtet Haas eine starke Zunahme der Lärmbelastung wegen der Be- und Entladung von Zügen und Lastwagen sowie mehr Verkehr. Gerade erst ist die Galerie an der Lindauer Autobahn fertig geworden, die den Verkehrslärm für die Anwohner reduziert. Da passt eine Zunahme des Lastwagenverkehrs nicht ins Bild.

Außerdem führt das Gleis, das das Tanklager mit dem Schienenstrang nach München verbindet am südlichen Stadtrand entlang. Dass dort erheblich mehr Güterzüge fahren sollen, will die Stadt Germering nicht dulden. Haas befürchtet, dass die Güterzüge vor allem nachts fahren würden, weil dann die Bahnstrecke weniger genutzt wird als durch die S-Bahn am Tag. Die Stadt lasse sich bereits juristisch beraten, teilte der Oberbürgermeister mit.

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