Klimaschutz:Warum die Gilchinger Firma Torqeedo Greta Thunberg unterstützt

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Unternehmenschef Christoph Ballin spricht über seine Rolle beim Segeltörn der Aktivistin - und warum er diese Reise trotz Kritik für wichtig hält.

Interview von Michael Berzl, Gilching/Plymouth

Als die Klimaaktivistin Greta Thunberg in dieser Woche mit den Skippern Pierre Casiraghi und Boris Herrmann zu ihrer Atlantik-Überquerung in einer hochmodernen Segeljacht Malizia II aufgebrochen ist, wurde sie in Schlauchbooten der Firma Torqeedo aus Gilching an Bord gebracht. Auch bei der Ankunft in den USA werden sie im Einsatz sein. Firmengründer Christoph Ballin erklärt, wie es dazu kam und was er sich dabei denkt.

Starnberger SZ: Was war die Aufgabe der Tenderboote im Hafen von Plymouth?

Christoph Ballin: Wir haben elektrische Boote für das Manövrieren im Hafen und für den Transport von Greta und der Crew auf die Malizia gestellt. Außerdem wurden unsere Boote nach dem Ablegen von Journalisten für Kamerafahrten benutzt. Das gleiche machen wir auch bei der Ankunft in New York.

Wie kam der Kontakt zu der Malizia-Crew zustande?

Wir kennen die Crew schon seit längerem und sind von dem Team der Malizia angesprochen worden. Torqeedo ist ja in der Bootsbranche durchaus international bekannt. Elektrische Boote in England und USA zur Verfügung zu stellen, ist etwas, das im Moment nur wir können, weil wir der einzige große Anbieter von Elektromobilität auf dem Wasser sind.

Greta Thunberg besteigt eines der Gilchinger E-Boote. (Foto: Getty Images)

Was verspricht sich Torqeedo davon, Greta Thunberg zu unterstützen?

Der Wandel unserer Mobilität hin zu klimaneutraleren Antrieben ist der Kern, um den es bei Torqeedo geht. Deshalb unterstützen wir Aktionen, die dieses Thema fördern, von Herzen gern.

Mussten die Boote extra dorthin transportiert werden? Das wäre dann eigentlich widersinnig . . .

Wir haben Boote ausgesucht, die in der Nähe waren. Die Boote, die in England verwendet wurden, gehören englischen Kunden von uns, die nur zu gern bereit waren, sie für diese Aktion zur Verfügung zu stellen. Aber die Frage berührt einen wichtigen Punkt: Es geht bei der Aktion nicht darum, drei Tonnen CO₂ einzusparen. Es geht auch nicht darum, Fliegen künftig durch Segeln zu ersetzen. Es geht darum, durch einen Umbau unserer Mobilität in den nächsten Jahren Gigatonnen an CO₂-Emissionen einzusparen. Für diesen Umbau ist die Reise ein Symbol.

. . . die auch mit viel PR verbunden ist, was der ganzen Geschichte auch Kritik einbringt. Denn während Greta segelt, unternehmen etliche Leute in dem Zusammenhang jetzt Flugreisen.

Das Malizia-Team kompensiert die Emissionen des Projektes durch Spenden an klimafreundliche Projekte, aber das ist hier meines Erachtens gar nicht entscheidend. Das ist nicht der Punkt. Es geht darum, dass wir uns damit beschäftigen, wie wir Gefahren des Klimawandels für unsere Kinder abwehren und nicht darum, ob drei Flugtickets zu viel ausgestellt wurden. Die Kritik an der Aktion kommt mir ein bisschen vor, als würde man einem Arzt Körperverletzung vorwerfen, weil er einem Verletzten in den Arm sticht, um eine Bluttransfusion vorzunehmen.

Wie halten Sie es denn persönlich? Müssen Sie viel fliegen?

Natürlich fliegen wir auch. Aber wir fliegen, um die Transformation der Mobilität zu klimaneutralen Antrieben hinzukriegen. Andere fliegen, um weiter klimaschädliche Produkte zu fördern. Der Umbau unserer Mobilität ist eine riesige Herausforderung. Wir werden diese Herausforderung definitiv nicht bewältigen, wenn für den Umbau kein Gramm CO₂ ausgestoßen werden darf. Die Diskussion sollte nicht von der notwendigen Eindämmung des Klimawandels ablenken, sonst laufen wir in die komplett falsche Richtung.

© SZ vom 17.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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