Klimakrise:Wenn der Rekord zur Regel wird

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Heiß ist es auch für die Kinder auf dem Spielplatz im Summerpark in Utting. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf den wärmsten Februar folgt im Alpenvorland der wärmste März seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Monat ist jetzt um 4,6 Grad wärmer als zu Beginn der Industrialisierung.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Die Klimaerwärmung nimmt vor allem im Alpenvorland immer drastischere Züge an. Auf den wärmsten Februar seit Beginn der Aufzeichnungen ist nun der heißeste März gefolgt, den das meteorologische Observatorium Hohenpeißenberg in der 244-jährigen Messserie verzeichnet.

Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,4 Grad lag der März 2024 um 3,4 Grad über dem langjährigen Monatsmittel. Der Februar übertraf die Norm gar um erstaunliche 5,6 Grad: Statt knapp unter null wurde auf dem Hohenpeißenberg ein Monatsdurchschnitt von 5,5 Grad Celsius registriert. Den bisherigen Rekord hielt der Februar 1990 mit 5,1 Grad.

In diese Serie der Hitzerekorde passt auch der vergangene Winter. Die Monate Dezember bis Februar 2023/24 waren mit einer Mitteltemperatur von 3,2 Grad Celsius die wärmsten der 244-jährigen Messgeschichte - gleichauf mit dem Winter 2019/20. Und das gesamte Jahr 2023 verpasste die Höchstmarke nur knapp und reihte sich in Hohenpeißenberg als zweitwärmstes Jahr ein, hinter 2022.

Deutschland- und weltweit war 2023 das bislang heißeste Jahr der jeweiligen Statistiken. Was die Märztemperaturen betrifft, nimmt auch der bundesweite Mittelwert 2024 den Spitzenplatz seit Aufzeichnungsbeginn 1881 ein. Aber während das deutsche Messnetz nur 80 Prozent des langjährigen Mittelwerts an Niederschlag vermeldet, fielen auf dem Hohen Peißenberg im März 94 Liter pro Quadratmeter - 39 Prozent mehr als die Statistik erwarten ließe. Die Sonnenscheindauer am Observatorium erreichte mit 148 Stunden genau den langjährigen Märzdurchschnitt.

Siegmar Lorenz, der dort seit vielen Jahren für den Deutschen Wetterdienst als Beobachter arbeitet, fasst die Temperaturentwicklung im Laufe der weltweit längsten verlässlichen Messserie prägnant zusammen: In den ersten acht Jahrzehnten lag die mittlere Märztemperatur noch auf dem Gefrierpunkt. Von 1870 bis 1970 stieg der Wert auf dem Hohen Peißenberg allmählich auf zwei Grad. "Ab dem Jahr 2000 beschleunigte sich der Erwärmungstrend ganz markant", sagt Lorenz: von 2,6 Grad im ersten Dezennium über 3,7 Grad Celsius in den 2010er-Jahren auf 4,6 Grad von 2021 bis 2024.

Es ist daher durchaus realistisch, dass der erste Frühlingsmonat bis zum Ende dieses Jahrzehnts noch die Fünf-Grad-Marke reißt.

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