Interview:"Wir haben ähnliche Visionen"

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Arnaud Salmon, Bürgermeister von Starnbergs Partnerstadt Dinard. (Foto: Patrick Chevalier/Ville Dinard)

Vom 15. bis 21. Mai findet die französische Woche in Starnberg statt. Aber taugt die Städtepartnerschaft mit Dinard für mehr als zum Austern- und Cidre-Schlemmern? "Selbstverständlich", sagt der Bürgermeister Arnaud Salmon.

Interview von Léonardo Kahn, Starnberg

Tausend Kilometer Luftlinie liegen zwischen Starnberg und seiner Partnerstadt Dinard. Man müsste einmal quer durch Deutschland und dann noch einmal quer durch Frankreich fahren, bis man die bretonische Küstenstadt erreicht. Doch trotz der geographischen Entfernung, verbinde die Bewohner der beiden Partnerstädten vieles, sagt der französische Bürgermeister Arnaud Salmon, 46, am Telefon.

SZ: Monsieur Salmon, was bedeutet Starnberg für Sie?

Arnaud Salmon: Starnberg war meine erste Auslandsreise überhaupt. Mein Vater war Fliesenleger und wir sind nur selten verreist, daher habe ich Frankreich zum ersten Mal vor dreißig Jahren bei einem Schüleraustausch verlassen. Als ich vergangenes Jahr dann als Bürgermeister zum ersten Mal wieder nach Starnberg zurückkehrte, haben sie meinen damaligen Austauschschüler Florian Oberhage eingeladen. Was für eine schöne Überraschung!

Haben Sie hier auch einen Lieblingsort?

Ja, den See. Als Bretone brauche ich immer einen Zugang zum Wasser. Das verbindet auch die Starnberger und die Bewohner von Dinard: Wir sind beide Seevölker.

Was verbindet beide Städte noch?

Vieles! Die Stadt-Soziologie ähnelt sich, weil Dinard in der Nähe der Großstadt Rennes liegt und Starnberg in der Nähe von München. Deshalb ziehen wir Stadtbewohner an, die lieber in der Natur leben. Außerdem verstehe ich mich gut mit eurem Bürgermeister Patrick Janik. Wir sind etwa gleich alt, wurden im selben Jahr gewählt und haben ähnliche Visionen, wie wir die Städtepartnerschaft vorantreiben wollen. Das macht uns zu einem guten Team.

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In der französischen Woche werden hier Austern und Cidre verkauft. Aber was hat Dinard von der Partnerschaft mit Starnberg?

Im Juni haben wir ja auch hier so etwas wie eine deutsche Woche. Am Wochenende nach dem 16. Juni kommen nicht nur die "Freunde von Dinard" zu uns, sondern auch einige Abgeordnete und die Austauschschüler vom Gymnasium. Das war mir wichtig, dass alle zusammen hier sind, damit die deutsch-französische Freundschaft von Generation zu Generation weitergetragen wird.

Vor genau sechzig Jahren wurde der Élysée-Vertrag von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterschrieben. Wie sehen sie die Zukunft der deutsch-französischen Freundschaft?

Für mich sind demokratische und bürgerliche Werte das Fundament meines politischen Engagements. Deshalb beunruhigt mich das Aufflammen des Nationalismus in Europa und auch in Frankreich enorm. Da sieht man, wie schnell wir unsere eigene Geschichte vergessen. Ich werde mich als Politiker stets für die Stärkung der deutsch-französischen Freundschaft einsetzen, weil beide Länder meines Erachtens die wichtigste Vermittlerrolle in der EU tragen.

Und wie trägt die Städtepartnerschaft zu dem Erhalt bei?

Die Stärkung der Beziehung fängt bei uns an. Wir sind sozusagen das kleinste Glied der deutsch-französischen Freundschaft. Internationale Abkommen und weitere politische Rahmenbedingungen sind zwar auch wichtig, aber die Verflechtung beider Länder beginnt im Kleinen: beim Schüleraustausch wie bei mir, oder eben in der französischen Woche in Starnberg.

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