Es wird ein heiterer Sommer - in der Stadt wie am Starnberger See und Ammersee. Für sein diesjähriges Lachfestival hat das Münchener "Forum Humor und komische Kunst" neben der Landeshauptstadt und Bernried einen dritten Standort gefunden: In der Alten Brauerei Stegen finden im Juni und Oktober ein Druck-Workshop und ein Witz-Seminar, ein Poetry-Slam und drei Lesungen mit Hochkarätern komischer Literatur statt. Und erstmals wird heuer nicht nur an der Promenade am Westufer des Starnberger Sees, sondern auch am Nordufer des Ammersees ein Humorparcours mit Cartoons und Karikaturen eingerichtet.
Zum Auftakt und Finale tritt Bayerns bekanntester Kabarettist an: Gerhard Polt ist schließlich für Reinhard Wittmann, den Vorsitzenden des Humorforums, "Inspirator der Initiative". Der Startschuss für das vierte "Humorfestival München und Umgebung" 2024 fällt bereits am 8. April in München: Dort gibt Polt im Salon Luitpold Auskunft über die "Bedeutung des Humors in gesellschaftlichen Extremsituationen". Als weiteren Gast zur neuen, dreiteiligen Veranstaltungsreihe "Humor und Demokratie" erwartet Wittmann am 14. Mai Nockherberg-Fastenredner Maxi Schafroth zum Gespräch, Thema ist die unmittelbare Wirkung von Satire auf Politiker. Am 11. Juni diskutieren dann im Salon Kabarettist Bruno Jonas und Professorin Ursula Münch, Direktorin der politischen Akademie Tutzing, über die Grenzen der Meinungs- und Kunstfreiheit.
Der Humorparcours am Stegener Strand eröffnet am Samstag, 11. Mai. Entlang des Uferwegs von der Alten Brauerei sind Richtung Inning auf Metallplatten mit Goldrahmen 28 Cartoons von komischen Künstlern zum Thema "Sommer, Sonne, Sonnenbrand" aufgereiht. Mit von der Landpartie sind höchst prominente Vertreter der Zunft wie etwa Rudi Hurzlmeier, Til Mette, Horst Haitzinger oder Greser & Lenz. Unter jedem Stahlschild findet sich ein QR-Code, der im Internet zur Homepage des Festivals führt. Der Parcours entsteht gerade in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Inning und Daniel Betz vom Groundlift Studio. Über die LAG-Ammersee wird die Installation mit 2500 Euro aus dem EU-Leader-Programm gefördert.
Am Eröffnungstag zeichnet der bekannte Karikaturist und bekennende Geflügelspezialist Peter Gaymann unter dem Motto "Musik und Hühner" live. Begleitet wird er dabei von Josef Brustmann: Der Autor und Musiker (Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn) wurde 2015 mit dem Sonderpreis des Deutschen Kabarettpreises ausgezeichnet und hat in der Alten Brauerei auf jeden Fall seine Zither dabei.
In den Räumen der Nachbarschaftshilfe Inning (NBH) findet am Donnerstag, 6. Juni, ein Monotype-Workshop für Kinder und Jugendliche von etwa neun bis zwölf Jahren statt. Die Münchener Illustratorin und Autorin Susanne Straßer ("Waschbär macht Wäsche") zeigt, wie man mit Glasplatte, Druckfarbe, Farbwalze kleine humoristische Kunstwerke gestalten kann. "Kann ich lachen verschenken?" Mit dieser Frage leitet Georg Cadeggianini am 1. Juli nachmittags an zu einer zweistündigen Scherz-Beratung in die NBH ein. Der Profi-Witzbold hat das Standardwerk "Das wirklich witzige Witzebuch" verfasst, ist SZ-Redakteur und hat sieben Kinder.
Bis zu 70 junge und jung gebliebene Menschen können dabei sein, wenn Cadeggianini seine Witzklingel, das fast unbestechliche Applausometer und jede Menge frische Lieblingswitze präsentiert. Im Workshop bietet sich die Gelegenheit, eine Scherz-Postkarte zu gestalten. Ein Publikum aller Altersgruppen wird auch mit dem Poetry Slam am Donnerstag, 27. Juni, angesprochen. Dazu treten acht erfahrene Kandidaten an, darunter als Lokalmatadorin Meike Harms aus Gilching. Für die Moderation des komödiantischen Poeten-Wettstreits konnte das Urgestein der Münchener Slammer-Szene, Ko Bylanzky, gewonnen werden.
Den Lesungen in der Alten Brauerei kommt offensichtlich zugute, dass Wittmann sie kuratiert - schließlich hat er ja von 1999 bis 2016 das Münchener Literaturhaus geleitet. Am Donnerstag, 13. Juni, liest Gisela Schneeberger Kindheitsgeschichten bekannter Autoren. Die Schauspielerin, die auch durch ihre Arbeit mit Polt bekannt wurde, hat gleich zwei Mal den Grimme- und den Deutschen Fernsehpreis erhalten. Neben witzigen Texten wird sie die Eugen Toths anrührende Kurzgeschichte "Der Regenschirm" rezitieren.
Am 10. Oktober gibt Jan Weiler ein Gastspiel. Der Journalist und Schriftsteller hat die Konfrontationen mit der angeheirateten italienischen Sippschaft ("Maria, ihm schmeckt's nicht!") und seinen "Pubertieren" überstanden - nur, um jetzt mit der Reifung des Nachwuchses auf neue Herausforderungen zu treffen. In seiner "Älternzeit" muss Weiler sich etwa belehren lassen, keine Alufolie zu verbrauchen und dass Männer über fünfzig keine schwarzen Hemden mehr tragen sollten.
Schließlich liest Gerhard Polt am 17. Oktober aus seinem autobiografischen Buch "Hundskrüppel: Lehrjahre eines Übeltäters" - einem "nicht zu unterschätzender Beitrag gegen zu früh einsetzende Bravheit", wie sein Verlag findet. Begleitet wird er in Stegen von Ardhi Engl: Der deutsch-indonesische Gitarrist, Multiinstrumentalist, experimenteller Komponist, Klangforscher und Instrumentenbauer gilt dem Bayerischen Rundfunk als "Valentin der Töne".
"Sommer, Sonne und Sonnenbrand" finden vom 28. Juni an am Starnberger See eine Fortsetzung und Ergänzung: Wie schon 2021 bis 2023 werden in Bernried am Weg zum Dampfersteg 25 weitere Cartoons von deutschsprachigen Zeichnern gezeigt. Im Park des Buchheim Museums findet vom 31. August an die Ausstellung "Karl Valentin und die Musik" statt, zu der zehn Künstler Werke beisteuern. Im Herbst verlegt das Humorforum dann wieder seinen Schwerpunkt nach München, wo etwa eine Comic- und Cartoonausstellung im Kunstlabor stattfindet. Doch deswegen muss im Fünfseenland das Lachen noch lange nicht vergehen: Schließlich bleibt der Inninger Humorparcours bis zum 3. November bestehen.
