Das Vorurteil, dass Mädchen schlecht in Mathe sind, hat Katharina Kreitz bereits als Schülerin am Gymnasium widerlegt. "In Mathe hatte ich eine 1 und in Französisch eine 5. So hat sich das die Schulzeit durchgezogen", hat die Münchnerin einmal in einem Podcast verraten. Nach dem Abitur studierte Kreitz, Jahrgang 1987, Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München mit dem Ziel, Astronautin zu werden. Doch es kam anders: Im Jahr 2015 hat die Ingenieurin gemeinsam mit Christian Haigermoser die Vectoflow GmbH in Gilching gegründet. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen für Strömungsmesstechnik 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Vectoflow produziert standardisierte und maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedlichste Anwendungen. Durch ein innovatives Fertigungsverfahren wird die Robustheit stark erhöht, die Sonden sind auch in rauen Umgebungen einsatzfähig.
Voraussetzung für zuverlässige Messergebnisse ist die Kalibrierung der Sonden
Die beiden Unternehmer entwickelten die weltweit erste Strömungsmesstechnik mit Sonden, die im 3D-Druckverfahren hergestellt werden. Dabei sind die kleinsten Sonden nur 1,2 Millimeter klein. Die Technik wird beispielsweise im Motorsport, in der Luftfahrt oder in Turbomaschinen eingesetzt. Voraussetzung für zuverlässige Messergebnisse ist die Kalibrierung der Sonden. Dazu wird die Sonde in ein von einem Windkanal erzeugtes Strömungsfeld gehalten. Gemessen wird in einem speziellen Überschallwindkanal in einem Container nahe der Autobahnauffahrt bei Gilching. Erforderliche Parameter sind Geschwindigkeit, Strömungswinkel, Druck und Temperatur. Mit diesen Daten kann dann die Aerodynamik der jeweiligen Produkte optimiert, Strömungswiderstände reduziert und der Verbrauch von Brennstoff sowie Lärm verringert werden.
Es gibt aber noch weitere Anwendungen - zum Beispiel im Schiffsbau, Anlagenbau und in der chemischen Industrie. Denn die Sonden können neben der Strömung von Luft auch das fluiddynamische Verhalten von Gas, Wasser oder Öl in geschlossenen Systemen messen. Neben der Nominierung für den Starnberger Wirtschaftspreis hat die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) dem Team von Vectoflow Ende September die Ehrennadel der Deutschen Luftfahrt verliehen für ihre herausragenden "Verdienste eines Teams um die Entwicklung der Raumfahrt". Mit ihrer Karriere ist die junge Ingenieurin Kreitz aus München zu einem "Role Model" für andere Frauen geworden. Immer wieder einmal versucht sie deswegen in Vorträgen, Interviews oder vor Schulklassen Mädchen für Technik zu begeistern.
