Lisa Bittighofer hat es als Kind nicht anders gekannt: "Meine Oma hatte ein Lebensmittelgeschäft, sie hatte immer Geld", erzählt die 37-Jährige. Dass ihre Großmutter als Unternehmerin eine Ausnahme unter den Frauen war, weiß sie längst. Doch die Zeiten, als Frauen ihre Männer fragen mussten, ob sie arbeiten dürfen, sind vorbei. Umso erschreckender ist für Bittighofer, dass der Anteil der Frauen unter den Existenzgründern und -gründerinnen bei nur 36 Prozent liegt. Im Start-up-Bereich sind sogar nur 19 Prozent weiblich. "Dabei haben Frauen ein großes Potenzial", weiß die Herrschingerin. Ihr "Naked Minds Club" unterstützt seit zwei Jahren Unternehmerinnen von der ersten Idee bis zur Geschäftsgründung. Dafür wurde Bittighofer mit ihrer Firma für den Wirtschaftspreis des Landkreises nominiert, der heuer Unternehmensvorbilder "für frauenorientierten, profitablen Vorsprung" auszeichnet.
"Ich bin immer wieder begeistert, welche Kräfte entstehen, wenn Frauen mit Frauen zusammenarbeiten"
Zwölf Wochen dauert die Begleitung des "Naked Minds Club" im Modul-Verfahren und mit individueller Eins-zu-eins-Beratung. Weil Bittighofer entsprechend zertifiziert ist, wird ihren Kundinnen ein Großteil der Kosten von der Industrie- und Handelskammer oder dem Bund gefördert. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die finanzielle Begleitung und Absicherung der Projekte sowie die digitale Transformation. Zwei Bereiche, in denen viele Gründerinnen Defizite haben. Zudem verfügt die Herrschingerin über ein großes Netzwerk an Expertinnen für PR, Branding, Steuern oder Versicherungen. "Ich bin immer wieder begeistert, welche Kräfte entstehen, wenn Frauen mit Frauen zusammenarbeiten", sagt sie. Deshalb organisiert Bittighofer mehrmals im Jahr Events zum Kennenlernen und Vernetzen - mal geht es zum Wandern in die Berge, mal zum Feiern in die Stadt.
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Zwischen 15 und 20 Gründerinnen begleiten Bittighofer und ihr Team im Jahr, unter den Kundinnen sind Coachinnen oder eine Einschlafexpertin für Babys. Aktuell gäbe es viele tolle Ideen aus dem Bereich "Female Health", sagt die 37-Jährige.
Sie selbst schreibt gerade ihre Doktorarbeit für das berufsbegleitende betriebswirtschaftliche Studium an der Heriot-Watt University in Schottland. Ihr Thema: Female Entrepreneurship and Social Capital. Zuvor hat sie in verschiedenen Unternehmen im IT- und Softwarebereich gearbeitet. Dass Frauen verstärkt Unternehmen mit nachhaltigen Ansätzen gründen und - entgegen verbreiteter Mythen - besonders langlebige Geschäftsmodelle entwickeln, begeistert sie. "Frauen können super für andere sorgen", sagt sie. "Aber auch für sich selbst."