Filmpremiere in Gauting:Leben nach dem Tod

Lesezeit: 2 min

Josephine Roy und Jannis Hain haben "Abgeschieden" in Tutzing gedreht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Josephine Roy und Jannis Hain haben in Tutzing mit "Abgeschieden" einen Film über Sterben und Glauben gedreht, der Hoffnung geben soll. Er stimmt aber auch nachdenklich, wie die Premiere zeigt.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Gauting

Jeder weiß, dass er sterben muss, aber nur wenige Menschen befassen sich mit dem Thema Tod . Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Herrmann (Jannis Hain) das Gespräch abwürgt, als ihm seine Lebenspartnerin Marta (Leoni Beckenbach) erzählt, sie habe von seinem Tod geträumt. Am selben Tag stirbt er tatsächlich. Der Kurzfilm "Abgeschieden", der am Sonntag im Breitwand-Kino in Gauting Premiere hatte, will Hoffnung geben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Doch er stimmt auch nachdenklich, wie das anschließende Filmgespräch zeigte.

Der Kurzfilm wurde von den Inhabern des "Lichtwort Verlags", Josephine Roy und Jannis Hain, produziert, die auch Regie führten. Innerhalb von nur wenigen Tagen haben sie das Werk 2021 in Tutzing gedreht. Die Mitwirkenden haben ohne Honorar gearbeitet und auch die Drehorte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Dennoch hat es noch mehr als zwei Jahre gedauert, bis das Werk der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Der Film habe noch "nachreifen" müssen und auch die Nachbearbeitung habe einige Zeit in Anspruch genommen, erklärte Hain.

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Dem Film liegt ein Kapitel aus dem Buch "Licht der Wahrheit - Gralsbotschaft" von Oskar Ernst Bernhardt zugrunde. Das dreiteilige Werk des Schriftstellers, der von 1925 bis 1930 in Tutzing lebte, ist vor knapp 100 Jahren erschienen. Jannis Hain, der auch das Drehbuch verfasst hat und die Hauptrolle spielt, war davon schon mit 16 Jahren beeindruckt. Er habe damals schon vor Augen gehabt, dass diese Szene verfilmt werden müsse, sagte der 39-Jährige. Hain ist ausgebildeter Schauspieler. Er trat regelmäßig mit der Starnberger Theatergruppe Tragaudion auf. Im Lichtwort-Verlag produziert er zusammen mit seiner Partnerin unter anderem Hörbücher. Oft habe er sich beim Lernen der Rollen gedacht, man müsse die Geschichte anders erzählen. Der Film gab ihm nun die Freiheit, das zu tun.

Nach Roys Angaben war das Drehbuch lediglich ein Entwurf, der während des Drehs mehrmals abgeändert wurde. Die Szenen mit Herrmann als Verstorbenen wurden in Schwarz-Weiß gedreht. Allerdings sind Beerdigungsszenen, in der sich der Verstorbene unter die Angehörigen mischt und sich wundert, dass diese ihn nicht hören und sehen können, schon oft gezeigt worden und daher wenig originell. Doch als Herrmann auf seinem Sarg sitzt und sich über die Kommentare der Trauergäste amüsiert, ist das nicht ohne Humor. Auch der Wechsel zwischen rockiger und tragender Filmmusik (Andreas Begert) passt gut.

Herrmann (Jannis Hain) will sich nicht mit dem Tod beschäftigen - bis er selbst betroffen ist. (Foto: Lichtwort-Verlag)
Das Publikum stellt beim Filmgespräch Fragen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Dass einige Szenen teilweise sehr stark gestrafft wurden, ist sicherlich dem niedrigen Budget geschuldet. Dennoch hätten manche Einstellungen ausführlicher erzählt werden können, wie etwa die abwehrende Haltung Herrmanns, als er als Lebender mit dem Thema Tod konfrontiert wird. Auch sein Dasein als Verstorbener in einem dunklen, zeitlosen Raum, in dem es erst heller wird, als er betet, hätte eingehender betrachtet werden können. Zumal es eine Schlüsselszene ist, weil sie laut Roy zeigen soll, wie viel Kraft, Zuversicht und Hoffnung ein Gebet geben kann. Allerdings hatte das Team nach Angaben der Aufnahmeleiterin nur eine Stunde Zeit, um die Jenseits-Szene zu drehen.

Die Frage, ob er gläubig sei, beantwortete Hain offen. Es sei interessant, dass im Film ersichtlich sei, welche Rolle der Glaube bei ihm spiele, sagte Hain. Im Filmgespräch tauchte zudem die Frage auf, warum der Protagonist als Toter blind und taub dargestellt wird. Herrmann habe nicht an ein Weiterleben nach dem Tod geglaubt, sagte Hain. "Wenn man denkt, nach dem Tod gibt es nichts, hört und sieht man nichts." Ein Zuschauer wies darauf hin, dass Menschen auch im Erdenleben oft Dinge nicht hören und sehen wollten. In diesem Sinn gebe der Film Hoffnung, denn "wir sollten nicht in Angst leben". Ob der Film noch einmal gezeigt wird, wissen die Produzenten noch nicht. Er könne sich vorstellen, sagte Hain, dass der Film im Religionsunterricht verwendet werde.

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