Coronavirus-Krise:Zwangspause im Bosco

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Das Theaterforum sagt alle Kulturveranstaltungen im Gautinger Kulturhaus bis 19. April ab. Wie sehr der Verein damit in finanzielle Schieflage gerät, ist noch unklar.

Von Blanche Mamer, Gauting

Noch sind die Türen zum Büro des Kulturhauses Bosco in Gauting offen. Noch sind alle Mitarbeiter voll beschäftigt, zu informieren und umzuorganisieren. Denn: Das Theaterforum Gauting sagt alle zehn Kulturveranstaltungen im Bosco bis einschließlich Sonntag, 19. April, ab.

Das ist am Donnerstagabend nach einer Krisensitzung mit dem Vereinsvorstand und den Mitarbeitern des Kulturhauses beschlossen worden, wie Bosco-Leiterin Désirée Raff erklärt. Als erste ist die für Freitagabend, 13. März, vorgesehene Kabarettvorstellung mit Philipp Weber ("KI: Künstliche Idioten!") abgesetzt worden. "Das haben wir Freitag früh nach der Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder so entschieden. Wenn die Schulen geschlossen sind, können wir nicht offen bleiben", sagte Thomas Hilkert, der Vorsitzende des Theaterforum-Vereins. Er habe Bürgermeisterin Brigitte Kössinger gleich darüber informiert.

Wie sehr die Absagen das Bosco finanziell in Schieflage bringen werden, ist noch nicht klar. Hilkert sagte, noch könne er dazu keine Aussage machen, er hoffe darauf, dass einige Abende nachgeholt werden können. Das Theaterforum arbeite auf eigenes Risiko, eine Ausfallbürgschaft durch die Gemeinde, wie es sie in den Anfängen gab, existiere lange nicht mehr.

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Die Veranstaltung mit dem Comedian Weber war ausverkauft. Auch für das Klassikkonzert mit Jean-Guihen Queyras und Alexandre Tharaud, das für Montag, 16. März, auf dem Programm stand, gab es schon seit längerem keine Karten mehr. "Schade", sagt Hilkert. Mögliche Nachholtermine würden noch geprüft, so Raff. Das gelte für alle Konzerte und Theatervorstellungen, die in den kommenden vier Wochen geplant waren. Darunter auch das Schauspiel "Der Gott des Gemetzels" in bairischer Sprache mit der Wirtshausmannschaft, das für den 21. und 22. März gebucht war.

Die Entscheidung war schon angedacht, bevor die Staatsregierung die Empfehlung aussprach, zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus alle nicht notwendigen Veranstaltungen abzusagen. "Wir haben die Ankündigung sofort auf unserer Homepage veröffentlicht", sagt Raff. Allerdings seien derzeit alle Mitarbeiter damit beschäftigt, die Kartenbesitzer persönlich zu informieren. Das geschehe telefonisch oder per Mail. Auch werde alles getan, um mit Veranstaltern und Künstlern mögliche Nachholtermine zu organisieren. Es sei klar, dass die erworbenen Tickets ihre Gültigkeit behalten, falls es einen neuen Termin gebe. Für die Veranstaltungen, die entfallen, werde der Kaufpreis gegen Vorlage der Karten erstattet. Die Bosco-Chefin appelliert aber auch an die Geduld der Abonnenten und Besucher. "Es dauert etwas, bis wir umorganisiert haben, und feststeht, welche Konzerte und Aufführungen verlegt werden und welche entfallen."

Im vollbesetzten großen Saal des Kulturhauses haben 296 Zuschauer Platz. Da in jeder Aufführung eine Pause eingeplant ist, drängen sich die Besucher dann in der Bar Rosso dicht an dicht. Die Kulturveranstalter wollen in der jetzigen Situation aber kein Risiko eingehen. "Wir bitten um Verständnis, dass wir eine Gefährdung aller Beteiligten an unseren Veranstaltungen ausschließen möchten und uns daher zu diesem Schritt entschieden haben", heißt es in der Ankündigung. Derzeit werden auch Informationen eingeholt über Veranstaltungen von externen Mietern. Ob deren Planung beibehalten wird, will die Leitung des Bürger- und Kulturhauses so schnell wie möglich klären und dann darüber informieren.

© SZ vom 14.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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