Zusammenhalten in Coronavirus-Krise:Gautinger wollen für Alte und Kranke einkaufen

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Nicole Luck (li.) will Menschen helfen, die wegen des Coronavirus den Gang in Supermärkte scheuen. Katharina Egginger unterstützt sie dabei. (Foto: Nila Thiel)

Nicole Luck bietet Hilfe für Menschen an, die zu einer Risikogruppe gehören und in Zeiten des Coronavirus lieber daheim bleiben. Dutzende machen mit.

Von Charlotte Alt, Gauting

"Es ist so einfach, Leuten zu helfen", findet Nicole Luck. Die 49-Jährige hat am Mittwochabend eine Hilfsaktion in einer Gautinger Facebook-Gruppe gestartet: für Menschen, die aufgrund ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen einer Risikogruppe angehören und angesichts der Ausbreitung des Coronavirus nun möglicherweise Angst haben, ihr Haus zu verlassen. Die Gautingerin hatte eigenen Worten nach im Internet einen ähnlichen Tweet aus Wien gesehen und sich gedacht: "Das ist cool, das können wir auch." Bis jetzt hat sich noch kein Hilfsbedürftiger gemeldet, doch ist die Resonanz auf Facebook durchweg positiv. Und Nicole Luck hat bereits große Ideen für die Aktion.

"Der Antrieb ist auf jeden Fall die Situation meiner Mutter", erzählt Luck, diese wohne nämlich alleine in der Nähe von Wolfsburg. Sie würde sich wünschen, dass es auch dort Initiativen gäbe, die ihre Mutter unterstützen könnten, sollte sich die Situation weiter verschlechtern. Gerade viele ältere Menschen würden sich jetzt Sorgen machen, sagt Luck, ihnen könnte man ganz einfach unter die Arme greifen, indem man für sie Einkäufe erledige, mit ihren Hunden Gassi gehe oder auch Kontakte zu Ärzten vermittle. Natürlich gratis.

Nach wenigen Stunden haben sich 50 Helfer gemeldet

Ihr Post auf dem Netzwerk Facebook erhielt innerhalb der ersten 20 Stunden schon fast 200 Likes, auch sicherten bereits mehr als 50 Leute ihre Hilfe zu. "Ich habe die Resonanz ehrlich gesagt nicht so erwartet", gibt Nicole Luck zu. Natürlich sei bis jetzt alles noch unverbindlich, "aber ich habe schon den Eindruck, dass die Leute helfen werden, wenn dann Not am Mann ist", meint sie.

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"Ich finde es eine super Idee", sagt Katharina Egginger. Sie hat sofort auf den Facebook-Post geantwortet und ihre Hilfe zugesichert. Die 25-Jährige geht selbst immer für ihre Oma einkaufen, die so betagt ist, dass sie kaum noch allein Lebensmittel und Haushaltswaren nach Hause schleppen kann. "Es kann ja jeden treffen, und ich denke, man selber wäre auch froh, wenn man weiß, dass es Menschen gibt, die sich um einen kümmern."

Geschäfte haben ihre Unterstützung angeboten

In erster Linie will Nicole Luck Menschen aus Risikogruppen unterstützen. "Aber es geht auch einfach darum, dass man sich jetzt gegenseitig hilft", sagt sie, da seien auch Menschen angesprochen, die wegen Verdachts oder akuter Infektion in Quarantäne sind. Noch habe niemand bei ihr um Hilfe gebeten, sagt Luck. Das könne sich aber schnell ändern, deswegen habe sie bereits Ideen, wie aus der Aktion eine größere Initiative gemacht werden könne.

So überlege sie, die Aktion auf der offiziellen Internetseite der Gemeinde Gauting zu veröffentlichen und bei Bedarf ein Organisationsteam zu gründen. Einige Geschäfte und Unternehmen hätten ihr bereits Unterstützung angeboten, erzählt Luck. "Es ist eine Chance für Gauting zusammenzuhalten", sagt sie über ihre Aktion. "Wir brauchen uns, gerade jetzt."

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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