Gartenplage:Der Buchsbaumzünsler frisst sich jetzt durch Starnberg

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Jahrzehntealte Hecken sind binnen weniger Tage kahl. Nach Krailling und Gauting sind jetzt auch Gärten in Starnberg betroffen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl und Armin Greune, Starnberg

Das erste Exemplar hat Hannelore Hartmann erst vor wenigen Tagen entdeckt. Als sie wie jeden Morgen zum Tautreten in ihren Garten in Starnberg trat, fand sie an einer ihrer etwa 25 Jahre alten Buchsbaumkugeln eine grünschwarz gepunktete, etwa vier Zentimeter große Raupe. Sie entfernte den Schädling, den sie sofort als den gefürchteten Buchsbaumzünsler erkannte und untersuchte sofort alle Sträucher in ihrem Garten. "Sie sahen wunderbar gesund aus. Ich dachte nicht, dass ihnen etwas fehlt", sagt Hartmann.

Doch die Invasion kam geradezu über Nacht. Ein etwa 2 Meter hoher Buchsbaum schien plötzlich von ungewohntem Leben erfüllt: Alle frischen, hellgrünen Triebe bewegten sich. Bei näherem Hinsehen musste Hartmann feststellen, dass es an den Trieben von Raupen wimmelte, durch das Innere der Pflanze zogen sich weiße, netzartige Gespinste. Nachdem sie 40 der gefräßigen Schädlinge eingesammelt hatte, hörte sie auf zu zählen. Es blieb ihr nichts anderes, als zwei ihrer bis dato "traumhaften Pflanzen" mitsamt den Wurzelballen auszugraben.

25 Jahre waren die Buchsbaumkugeln von Hannelore Hartmann aus Starnberg alt, jetzt mussten sie entfernt werden. (Foto: Georgine Treybal)

Eigentlich stammt der Buchsbaumzünsler aus Ostasien, 2006 wurde er erstmals in Deutschland bemerkt. Seitdem breitet er sich beständig aus und ist von Norden aus auch in den Landkreis Starnberg vorgedrungen: Im Vorjahr wurde erstmals in Krailling ein massiver Raupenbefall entdeckt. Der Schädling breitet sich so rasant aus, dass Experten befürchten, er könne gar die Existenz seiner Wirtspflanze bedrohen, denn Buchsbäume werden ohnehin seit Jahren durch ein von Pilzen verursachtes Triebsterben dezimiert. Dabei sind die immergrünen Sträucher oder kleinen Bäume ein weit verbreitetes Gestaltungselement in Friedhöfen und Bauerngärten.

In wenigen Tagen können die Raupen Hecken komplett kahl fressen, nagen sie dann noch an den Rinden, drohen die Gehölze einzugehen. "Sie waren so kräftig. Plötzlich stellt man von einer Stunde auf die andere fest, dass sie unrettbar verloren sind", sagt Hartmann traurig. Wie empfohlen hat sie die befallenen Pflanzen in Abfallsäcke verpackt und in die Sonne gestellt, damit die Schädlinge absterben. Anschließend werden die Säcke in den Wertstoffhof zur Entsorgung gebracht. In der Hoffnung, dass es ein Mittel gibt, um die restlichen Buchsbäume im Garten vor einer weiteren Invasion zu schützen, fuhren die Hartmanns in den Baumarkt. Sie kauften zwar ein Spritzmittel, doch der zuständige Verkäufer erklärte ihnen, dass man nichts gegen einen Befall tun könne.

Ihre verbliebenen zwei Buchsbaumkugeln sind bislang gesund und noch nicht von Raupen befallen. Doch Hannelore Hartmann hat bereits einen der vier Zentimeter breiten Falter entdeckt: Er schimmert perlmuttartig weiß, seine Flügel sind braun gesäumt. "Sie können bis zu 150 Eier legen", weiß Hartmann. Den nachtaktiven Faltern bleiben nur maximal neun Tage zur Paarung und Eiablage an den Buchsbaumblättern, bevor sie sterben. Bei Temperaturen über 20 Grad brauchen die Larven für ihre sieben Wachstumsstadien drei Wochen, eine weitere Woche dauert es, bis aus den Puppen die Falter schlüpfen. Unter günstigen Bedingungen entwickeln sich so bis zu vier Generationen in einer Saison - mit verheerenden Folgen für die Wirtspflanzen, wo die Raupen dann in einem Kokon aus mit Spinnweben verklebten Blättern überwintern.

Hartmann rechnet damit, dass auch ihre übrigen Büsche nicht mehr zu retten sind. Derzeit wütet der Buchsbaumzünsler bei den Nachbarn, obwohl die zunächst gedacht hatten, sie blieben verschont. "Und wenn sie nicht betroffen sind, dann bekommen sie den Zünsler noch", ist die Hobbygärtnerin überzeugt. Sie selbst lehnt es ab, vorbeugend mit Gift zu spritzen, Hartmann pflegt ihren wunderschön eingewachsenen Garten seit Jahrzehnten nach biologischen Gesichtspunkten. Anstatt mit der chemischen Keule zuzuschlagen, geht die Starnbergerin lieber das Risiko ein, dass sie auch noch ihre letzten Buchsbäume noch entfernen muss.

Als Hausverwalterin ist sie mit dem Problem vertraut, dass nach dem Kahlfraß der nimmersatten Raupen nur noch traurige Pflanzengerippe übrig bleiben. In größeren Anlagen habe man bereits Ersatzpflanzungen mit Liguster vorgenommen, sagt sie. Das kommt auch für ihren Privatgarten als Alternative in Betracht. Liguster sei bienenfreundlich und die Spatzen lieben ihn, tröstet sie sich.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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