Gruß aus der Küche:Plätzchen aus Wörthsee begeistern das Internet

Lesezeit: 4 min

Die Bloggerin Kathrin Runge aus Wörthsee backt aus Leidenschaft und veröffentlicht ihre Rezepte im Internet. (Foto: Arlet Ulfers)

Mit ihren Rezepten erreicht Kathrin Runge Hunderttausende Follower. Ihr Foodblog "Backen macht glücklich" wird millionenfach angeklickt - und das jeden Monat.

Von Patrizia Steipe, Wörthsee

Butterplätzchen? Echt jetzt? So ein unspektakuläres Rezept für einen Keks, der nur aus Butter, Ei, Zucker und Mehl besteht. Ein Rezept, das es in dieser Form tausendfach im Internet gibt, hat es bei der Googlesuche ganz nach oben geschafft? Kathrin Runge zückt ihr Handy und schaut nach. "Das Plätzchenrezept steht zumindest heute an der Spitze", freut sie sich. Aber auch ihre Spitzbuben - die gleichen Zutaten, dazu Marmelade zum Füllen - rangieren unter den Top-Rezepten.

Dabei ist Kathrin Runge weder eine Sterneköchin noch eine Landfrau oder Konditorin. Die 38-jährige ist Bloggerin. Und ja, das ist genauso wie Influencer nicht nur eine Flause, die Teenager als Berufswunsch im Kopf haben, sondern ein Beruf, mit dem man tatsächlich Geld verdienen kann. Als Influencerin sieht sich die Wörthseerin aber nicht. "Ich stelle nicht mich in den Mittelpunkt", erklärt sie und schon gar nicht ihre beiden fünf und neun Jahre alten Kinder, und sie ist auch nicht, so wie ab und an in den Anfangsjahren, auf Werbepartner angewiesen, die ihr Küchenutensilien zuschicken, die sie in die Kamera halten soll. Einnahmen erzielt sie jetzt über Werbebanner auf ihren Seiten; darauf dreht sich alles um ihre Leidenschaft, das Backen.

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Unter dem Motto "Backen macht glücklich" - so lautet auch ihre Homepage - ist Kathrin Runge seit etwa zwölf Jahren als Foodbloggerin auf den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen im Internet erfolgreich. Bei Pinterest sind es 247 000, die ihr folgen, auf Instagram hat sie 155 000 Follower, auf Facebook sind es 114 000. Dann gibt es noch 31 000 Abonnenten des Newsletters und eine werbungsfreie App. Seit ein paar Monaten kann man ihre Rezepte dazu in ihrem neuen Buch "Backen macht glücklich - das Familienbackbuch" (Verlag Dorling Kindersley) finden. Auch diese Tatsache lässt staunen. Warum braucht es ein Buch, wenn die Rezepte im Internet so erfolgreich sind?

Für Kathrin Runge ist das kein Widerspruch. "Wenn ich etwas Konkretes backen möchte, suche ich im Internet nach einem Rezept, von Büchern lasse ich mich dagegen inspirieren", erklärt sie. Sie selbst hat "eine Masse an Backbüchern", die sie gerne durchblättert. Tipps und Tricks sollten sie nach ihrem Geschmack beinhalten, nicht zu aufwendig sein und mit appetitanregenden Fotos versehen sein. So wie bei den 80 Rezepten in ihrem neuen Buch.

Und so entstehen die leckeren Plätzchen: Spitzbubenteig wird ausgerollt und ausgestochen. (Foto: Arlet Ulfers)
Dann werden sie mit Marmelade gefüllt und mit Puderzucker bestäubt. (Foto: Arlet Ulfers)
Ab in den Ofen: Hier werden weiche Lebkuchen gebacken und mit Zuckerguss überzogen. (Foto: Arlet Ulfers)

Für das Internet legt Kathrin Runge viel Wert auf die Fotos, mit denen sie ihre Backwaren in Szene setzt. Ein eigenes Fotostudio oder ein Stylingteam braucht sie aber nicht. "Die Fotos mache ich selbst", versichert sie. Und es sind echte Fotos. Hilfsmittel wie Rasierschaum oder Haarlack auf dem Kuchen statt Schlagsahne, wie es Foodfotografen verwenden, kommen für sie nicht infrage. "Bei mir kann alles nachher gegessen werden". Die Backergebnisse fotografiert sie auf dem Fußboden. Denn da hat sie das beste natürliche Licht. Außer dem Parkett hat sie zur Abwechslung weitere Untergründe, die sie auflegen kann, auf die dann die Backwaren gestellt werden. Das Ganze wird noch mit Gewürzen, Zutaten, hübschem Geschirr oder Tüchern arrangiert. Je nach Rezept werden Früchte oder Gewürze dazu drapiert.

In ihrem neuen Buch hat Kathrin Runge bei den Fotos eine Ausnahme gemacht. Hier sieht man sie in Kochschürze beim Teig ausrollen, Butter und Mehl in die Küchenmaschine schütten und Glasur auftragen. Hübsch ordentlich sehen die gestellten Fotografenfotos aus. Kathrin Runge lacht: "Wenn ich backe, dann sieht es bei mir aber aus wie Chaos."

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:So gelingen die Plätzchen

Beispiele aus dem neuen Backbuch von Food-Bloggerin Kathrin Runge.

So schön die Plätzchen im Internet und im Buch aussehen, es stellt sich doch die Frage, ob sie halten, was sie versprechen. Kathrin Runge tritt für die Süddeutsche Zeitung den Beweis in ihrer heimischen Küche an. Sie ist in modernen Grau- und Weißtönen gehalten, nur die rote Küchenmaschine sticht als Blickfang heraus. Gebacken werden Spitzbuben und weiche Lebkuchen. Butter, Zucker, Ei und Mehl werden für die Spitzbuben zu einem Teig verarbeitet und kommen in den Kühlschrank. Damit das Ausrollen leichter geht, hat Kathrin Runge eine Teigplatte vorab ausgerollt und in den Kühlschrank gestellt. Nun wird das Ganze auf eine Backmatte gelegt, dünn gewalkt und mit Förmchen ausgestochen. Jeweils zwei Plätzchen müssen zusammenpassen. Das obere wird in der Mitte ausgestanzt. Und ab in den Ofen.

Nach etwa zwölf Minuten sind die Plätzchen an den Spitzen leicht braun und es duftet nach Advent. Den Lebkuchenteig hat die Plätzchenbäckerin bereits vorbereitet. Sie legt kleine Oblaten auf ein Backblech und greift nach einer sogenannten Lebkuchenglocke aus Holz. Diesen Küchenhelfer hat sie von ihrer fränkischen Großmutter bekommen. In die Holzmodel wird Teig gestrichen, dann dreht man das Ganze und ein perfekt geformter Teigling fällt auf die Oblate. Die Spitzbuben werden mit Marmelade bestrichen und zusammengeklebt, auf den Lebkuchen kommen eine Glasur und Nüsse zur Dekoration. Dann darf probiert werden. Beide Backwaren schmecken richtig gut; eben so, wie man es von Kindheit an gewöhnt ist. Kein Wunder, denn viele der Rezepte stammen von der 90-jährigen Großmutter und sind also seit Jahrzehnten bewährt.

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Für ihre neuen Rezepte backe sie oft verschiedene Varianten, um die beste zu finden, berichtet Kathrin Runge. Da kann es schon mal passieren, dass ein Kuchen zerläuft oder eine Backware zerbröselt. "Es geht es mir nicht anders, als anderen", gibt sie zu. Aus Spaß posten sie und ihre Follower die Fehler mit lustigen Bemerkungen garniert unter dem Hashtag Backfailfriday.

Überhaupt lesen sich die Anweisungen und Tipps locker und angenehm. Kein Wunder. Eigentlich ist Kathrin Runge Journalistin. Nach Studium und Volontariat arbeitete sie für Tageszeitungen und Magazine. Als die damalige Wirtschaftskrise die Verlage traf, wurden vor allem junge Mitarbeiter entlassen, darunter Kathrin Runge. Da sie immer schon gerne gebacken habe, schlug ihr Mann Jan den Foodblog vor. Der IT- und Medienfachmann hatte bereits als Student Webseiten programmiert und übernahm die technischen Aufgaben.

Schön dekoriert werden die Plätzchen fotografiert und auf verschiedenen Social-Media-Kanälen veröffentlicht. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Anfangsjahre waren mühsam, allmählich lief es aber immer besser. Zuletzt wurde die Webseite ihres Blogs 11,6 Millionen Mal in einem Monat aufgerufen. Auch Ehemann Jan ist mittlerweile hauptberuflich mit "Backen macht glücklich" beschäftigt. Immer wieder stellt Kathrin Runge etwas Neues ins Netz. Neben den beliebten Klassikern gibt es ausgefallene Rezepte, "Abwechslung ist wichtig", erklärt sie. Ihre Follower können aus einem Fundus aus 900 Rezepten auswählen. Um im Netz gefunden zu werden und an die Spitze zu klettern, muss Kathrin Runge allerdings einige Tricks beachten. Am wichtigsten ist, dass ihre Online-Texte für Suchmaschinen optimiert sind. Bestimmte Schlüsselwörter müssen dazu im Text geschickt platziert werden und auch die Ladezeit für ein Foto darf nicht zu lange sein, "sonst stuft Google den Beitrag herab", weiß die Foodbloggerin.

Zum Abschied gibt sie ein Rezept für geröstete Honig-Salz-Nüsse mit auf den Weg, mit dem man die Mengen an Nüssen aus der Adventszeit zu einem Knabbersnack verarbeiten kann.

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