Nepomuk:Frau Stark ohne Zander

Lesezeit: 2 min

Moderator Alexander Tropschug kann nur gratulieren, hat aber keinen Pokal zur Hand. Theresa Stark hat gerade als erste Frau überhaupt das traditionsreiche Herrschinger Fischerstechen gewonnen. (Foto: privat)

Erstmals hat eine Frau überaus gleichberechtigt das Herrschinger Fischerstechen gewonnen, doch einen Pokal bekam sie nicht. Warum das so ist, weiß der Nepomuk.

Von eurem Nepomuk, Herrsching

Liebe Leut', den Spruch kennt ihr bestimmt: "Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad." Eine Redensart aus der feministischen Bewegung der 70er Jahre, zu der sich mittlerweile auch ein ellenlanger bierernster Beitrag bei Wikipedia finden lässt. In Dublin gibt es zum Thema sogar eine bewegliche Installation zu bewundern: eine mannsgroße Fischfigur auf einem Damenrad.

Ich aber frag' mich, ob auch der Umkehrschluss gilt: Ist ein Mann ohne Fahrrad wie eine Frau ohne Fisch? Der Gedanke geht mir schon wochenlang durch den Kopf, seit ich dem jüngsten Fischerstechen in Herrsching beiwohnen durfte - ist ja quasi Pflichtprogramm für einen Wassergeist wie mich.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Im Rahmen des bald 50 Jahre bestehenden Schlossgartenfestes richtet der Verein D' Herrschinger den Traditionswettbewerb aus. Heuer kündigte ihn der bewährte Moderator Alexander Tropschug gar als "Europameisterschaft" an und betonte explizit auch die Frauenbeteiligung. Doch selbst wenn sich unter den 21 Startern Menschen weiblichen Geschlechts befänden, sei er auf Dauer nicht bereit, stets umständlich, dafür aber gendergerecht Teilnehmer und Teilnehmerinnen oder Stecher und Stecherinnen anzusprechen. Was man als Animateur halt so sagt für ein paar billige Lacher.

Diesmal aber kam es, wie es wohl irgendwann einmal kommen musste: Zum ersten Mal in der Historie des Turniers errang eine Frau den als "fischerkoenig@vomammersee" ausgeschriebenen Titel. Theresa Stark war unter dem starken Motto "Stark im Stechen" angetreten. Im Halbfinale stieß sie nach fünfminütigem Kampf auch ihren Freund ins Wasser, das Finale war dann nur noch reine Formsache.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Viel mehr aber hab' ich mich bei der SiegerInnenehrung gewundert. Die Theresa bekam zwar wie üblich eine Urkunde und den Essensgutschein überreicht, mehr aber nicht. Wo blieb der Fisch? Also ich mein' jetzt den imposanten Wanderpokal, in den ich mich bei den früheren Turnieren verguckt habt: Fast meterhoch erhebt sich da ein kupferner Zander aus einer güldenen Krone. Oder ist es eine Zanderin? Jedenfalls ging Theresa leer aus, worauf dann selbst der Himmel heftig zu weinen begann.

2022 zuletzt dem Fischerkönig überreicht: Der prachtvolle Wanderpokal mit kupfernem Zander auf güldener Krone (Foto: privat)

Wie mir der Darchinger Ludwig als Chef "D'Herrschinger" erklärt hat, sei der Zander-Cup "voll", sprich: restlos mit den Namen der Fischerkönige beschrieben. Ein neuer Pokal sei aber schon in Arbeit. Der Ludwig ist übrigens gerade am Gardasee unterwegs. Und zwar mit dem Fahrrad und seinem alten Spezi, dem Schiller Christian. Der ist ja jetzt Herrschinger Bürgermeister, wäre aber vielleicht viel lieber Fischerkönig geworden und trat deshalb vor vielen Jahren zum Stechen an. Weder den Fisch hat er damals bekommen, noch ein Fahrrad. Aber eine Frau: Angeblich lernte er auf dem Schlossgartenfest seine Partnerin Eva kennen. Aber das erzähl' ich Euch vielleicht ein anderes Mal.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Serie: Vergessene Orte im Münchner Umland
:Die heruntergekommene Villa von Starnberg

Im so aufgeräumten Starnberg verkommt seit Jahren eine alte Villa. Hier wohnte einst der Vorsteher des Finanzamtes, nun gehört das Gebäude dem Freistaat. Der "diskutiert Nutzungsvarianten", während der Efeu wuchert.

Von Peter Haacke und Georgine Treybal

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: