Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Frau Stark ohne Zander

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Erstmals hat eine Frau überaus gleichberechtigt das Herrschinger Fischerstechen gewonnen, doch einen Pokal bekam sie nicht. Warum das so ist, weiß der Nepomuk.

Von eurem Nepomuk, Herrsching

Liebe Leut', den Spruch kennt ihr bestimmt: "Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad." Eine Redensart aus der feministischen Bewegung der 70er Jahre, zu der sich mittlerweile auch ein ellenlanger bierernster Beitrag bei Wikipedia finden lässt. In Dublin gibt es zum Thema sogar eine bewegliche Installation zu bewundern: eine mannsgroße Fischfigur auf einem Damenrad.

Ich aber frag' mich, ob auch der Umkehrschluss gilt: Ist ein Mann ohne Fahrrad wie eine Frau ohne Fisch? Der Gedanke geht mir schon wochenlang durch den Kopf, seit ich dem jüngsten Fischerstechen in Herrsching beiwohnen durfte - ist ja quasi Pflichtprogramm für einen Wassergeist wie mich.

Im Rahmen des bald 50 Jahre bestehenden Schlossgartenfestes richtet der Verein D' Herrschinger den Traditionswettbewerb aus. Heuer kündigte ihn der bewährte Moderator Alexander Tropschug gar als "Europameisterschaft" an und betonte explizit auch die Frauenbeteiligung. Doch selbst wenn sich unter den 21 Startern Menschen weiblichen Geschlechts befänden, sei er auf Dauer nicht bereit, stets umständlich, dafür aber gendergerecht Teilnehmer und Teilnehmerinnen oder Stecher und Stecherinnen anzusprechen. Was man als Animateur halt so sagt für ein paar billige Lacher.

Diesmal aber kam es, wie es wohl irgendwann einmal kommen musste: Zum ersten Mal in der Historie des Turniers errang eine Frau den als "fischerkoenig@vomammersee" ausgeschriebenen Titel. Theresa Stark war unter dem starken Motto "Stark im Stechen" angetreten. Im Halbfinale stieß sie nach fünfminütigem Kampf auch ihren Freund ins Wasser, das Finale war dann nur noch reine Formsache.

Viel mehr aber hab' ich mich bei der SiegerInnenehrung gewundert. Die Theresa bekam zwar wie üblich eine Urkunde und den Essensgutschein überreicht, mehr aber nicht. Wo blieb der Fisch? Also ich mein' jetzt den imposanten Wanderpokal, in den ich mich bei den früheren Turnieren verguckt habt: Fast meterhoch erhebt sich da ein kupferner Zander aus einer güldenen Krone. Oder ist es eine Zanderin? Jedenfalls ging Theresa leer aus, worauf dann selbst der Himmel heftig zu weinen begann.

Wie mir der Darchinger Ludwig als Chef "D'Herrschinger" erklärt hat, sei der Zander-Cup "voll", sprich: restlos mit den Namen der Fischerkönige beschrieben. Ein neuer Pokal sei aber schon in Arbeit. Der Ludwig ist übrigens gerade am Gardasee unterwegs. Und zwar mit dem Fahrrad und seinem alten Spezi, dem Schiller Christian. Der ist ja jetzt Herrschinger Bürgermeister, wäre aber vielleicht viel lieber Fischerkönig geworden und trat deshalb vor vielen Jahren zum Stechen an. Weder den Fisch hat er damals bekommen, noch ein Fahrrad. Aber eine Frau: Angeblich lernte er auf dem Schlossgartenfest seine Partnerin Eva kennen. Aber das erzähl' ich Euch vielleicht ein anderes Mal.

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