Strom aus regenerativen Quellen:Neue Energie

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Die Windräder bei Berg liefern seit Jahren Strom. Solche Anlagen sind auch in den Gemeinden Gauting, Gilching, Wörthsee und Krailling geplant. (Foto: Nila Thiel)

Windräder und Photovoltaikanlagen erleben einen Boom, von "Goldgräberstimmung" ist die Rede. Die Technologie der Seethermie wird erstmals diskutiert.

Von Michael Berzl, Starnberg

Zwölf Jahre sind es noch, dann soll der Landkreis Starnberg seinen Energiebedarf komplett aus erneuerbaren Quellen decken. Weg von Öl und Gas, hin zu Strom aus Wind und Sonne. Das Ziel liegt aber noch in weiter Ferne, und wenn es in dem bisherigen Tempo weitergeht, dann ist es in der vorgegebenen Zeit auch nicht mehr zu erreichen. Aber gerade in diesem Jahr tut sich einiges: Fotovoltaikanlagen, Windräder und Geothermie werden geplant, Seethermie kommt erstmals ins Gespräch.

Durch neue gesetzliche Vorgaben kommt nach langer Flaute in diesem Jahr Schwung in die Debatte über Windräder. Im Landkreis Starnberg sind etwa 20 weitere Standorte vor allem im Norden und an der Lindauer Autobahn im Gespräch. Ein Informationsabend Anfang November in Gauting macht deutlich, wie groß das Interesse ist, und dass es auch einige Kritiker dieser Technologie gibt. Die Genehmigungsverfahren erweisen sich als kompliziert und langwierig.

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Allein auf Gautinger Flur kommen acht Standorte infrage. Sie liegen südlich von Buchendorf und in der Nähe von Königswiesen. Die Gilchinger planen zusammen mit den Nachbarn in Alling und Schöngeising zwei Windräder in der Nähe von Rottenried. Fünf Anlagen will die Familie Toerring auf eigenem Grund auf Wörthseer Gemeindegebiet errichten. Die Standorte befinden sich nördlich der Lindauer Autobahn. Im Kreuzlinger Forst und ebenfalls in der Nähe der Autobahn plant Krailling vier Windräder, doch dort gibt es wegen Einwänden der Luftfahrtbehörden Probleme mit der Höhe der Anlagen. Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) will juristisch und politisch für das Vorhaben kämpfen.

Die Photovoltaikanlage an der Lindauer Autobahn auf der Höhe von Geisenbrunn ist die größte im Landkreis Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bei der Fotovoltaik ist von "Goldgräberstimmung" die Rede. In den Rathäusern gehen viele Anfragen ein, Investoren suchen nach geeigneten Flächen. Im Januar fasst der Pöckinger Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss, wonach ein Grundstück südlich des Ascheringer Brunnens und ein gemeindeeigenes Grundstück in der Nähe der Maxhhof-Kaserne überplant werden sollen. Gauting beauftragt im Frühjahr Sachverständige, um herauszufinden, wo brauchbare Standorte sind. In der Gemeinde Tutzing soll ein fünf Hektar großer Bürgersolarpark am oberen Hirschberg im Ortsteil Monatshausen entstehen. Die Energiegenossenschaft Fünfseenland will in einer Kiesgrube bei Frieding in der Gemeinde Andechs auf 1,3 Hektar eine Freiflächenanlage errichten. An der Lindauer Autobahn auf der Höhe von Geisenbrunn laufen auf einer Fläche von etwa 14 Hektar bereits PV-Anlagen. Es sind die größten dieser Art im Landkreis.

Bevor im Geothermiekraftwerk Energie gewonnen werden kann, muss gebohrt werden. Wie hier in Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das wohl aussichtsreichste Geothermie-Projekt im Landkreis erleidet einen Rückschlag. Der Wasserschutz steht einer Tiefenbohrung am bisher vorgesehenen Platz im Weg, daher wird ein neues Grundstück gesichert. Schon seit acht Jahren laufen die Vorbereitungen, es wird verhandelt und geplant, Firmenkonstrukte werden gegründet. Im Winter in zwei Jahren soll die Wärme aus der Tiefe zur Verfügung stehen, versprechen die Betreiber rund um die Asto-Gruppe in Oberpfaffenhofen.

Das Thema Seethermie taucht erstmals auf

Eine Idee, die im Landkreis Starnberg in diesem Jahr erstmals auftaucht, ist die Seethermie. Der Schondorfer Bürgermeister Alexander Herrmann berichtet im Oktober von den Erfahrungen in der Schweiz. Das physikalische Prinzip klingt relativ einfach: Das Wasser in einer Tiefe zwischen 20 und 40 Metern hat das ganze Jahr eine relativ konstante Temperatur von vier Grad Celsius. Aus dieser Schicht wird Seewasser entnommen und dann einer Art Wärmetauscher zugeführt, der ein daran angeschlossenes Fern- oder Nahwärmenetz heizt. Diese Methode könnte theoretisch auch am Ammersee funktionieren.

Marco Lorenz von der Bürgerinitiative Tutzinger Klimaneutral berichtet im November in einer Ausschusssitzung, wie in der Schweiz das Wasser im Vierwaldstättersee zur Wärmegewinnung genutzt wird und er meint, dass das auch im Starnberger See möglich wäre. Es gebe Rückendeckung vom Umweltministerium. "Wir wären sehr, sehr weit vorn in Deutschland, wenn nicht sogar die Ersten."

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