Ehrenamt:Die Starnberger Tafel ist eine große Familie

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Hier bekommen Arme nicht nur Essen, sondern auch Hilfe im Alltag. Für viele ist sie ein Treffpunkt - deshalb wird Weihnachten mit einem besonderen Fest gefeiert.

Von Hannah Maassen, Starnberg

Es ist beides zugleich: Die Starnberger Tafel, wie sie wöchentlich neben der evangelischen Kirche in der Kaiser-Wilhelm-Straße stattfindet. Und eben auch nicht. Anders ist bei der Lebensmittelausgabe mit Weihnachtsfest am Donnerstag zum einen, dass, begleitet von der Starnberger Stadtkapelle, Weihnachtslieder gesungen werden und auch, das besondere Essen: Rinderbraten mit Sauce, Knödeln und Blaukraut.

Für jeden Gast gibt es Geschenktüten und Kinder bekommen - von fremden Bürgern eingekaufte und verpackte - Präsente, die sie sich zuvor gewünscht haben. Bürgermeisterin Eva John spricht und bedankt sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die "in der scheinbar reichen Region das ganze Jahr für die Ärmsten der Armen unterwegs sind". Pfarrer Stefan Koch, redet über Weihnachten und sagt, er müsse "jeden Donnerstag daran denken, was für ein Geschenk die Tafel ist".

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Das sagen auch Tafelgäste Klaus und die "Wilde Hilde", wie sie selbst sich nennt. Sie sitzen gemeinsam an der geschmückten Bierbank lachen, ratschen und rauchen miteinander. Der Mann, der schon seit 2010 mit nur wenigen Ausnahmen jeden Donnerstag kommt, erklärt, die Leute, die er dort immer trifft, seien "wie eine Familie". Wenn die beiden erzählen, klingt es wie ein kleines, wöchentliches Weihnachtsfest, dass die Tafel ihnen bietet: Man hat Spaß zusammen, bekommt Essen, und hilft einander aus, zum Beispiel bei Fragen zum Arbeitsamt.

Zumindest für ein paar Stunden komme man so "aus der Dunkelheit raus", die einen sonst umgibt, erklärt Klaus, der durch Krankheit arbeitslos geworden ist. Auch die Mitarbeiter seien toll, sie stünden immer mit Rat und Tat zur Seite, besorgten Kleinigkeiten, wenn man danach frage und helfen bei Fragen. Klaus erzählt, dass das Fest mit der Tafel, das einzige Weihnachten sei, das er in diesem Jahr feiere. Er habe keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, aber "hier habe ich Freunde, die ich einmal die Woche sehe", sagt er, und "mit bestimmten Leuten hier ist es wie in der Familie".

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Rund 40 Ehrenamtliche, 26 davon an diesem Tag, stemmen die wöchentliche Essensausgabe, sie helfen beim Einsammeln und Ausgeben der Lebensmittel, erklärt Tanja Unbehaun, Zweite Vorsitzende und operative Leitung des gemeinnützigen Vereins. Eine Frau, die Milchprodukte ausgibt, weiß auf die Frage, warum sie das mache, auf Anhieb keine Antwort. Die Kundin, die sie gerade bedient, sagt, mit Dankbarkeit in der Stimme: "Weil es hilft".

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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