"Tafel" für Kino, Konzert und Theater:Sie verschenken Eintrittskarten an Arme

Kulturtafel präsentiert neue Ideen; Starnberger Kulturtafel

Bei der Vorstellung des Konzeptes für die Starnberger "Kulturtafel" (von links): Erika Ardelt, Helmut Kilian vom Seniorentreff, Helm-Andreas Heigl, Simone Berger, Sabine Gruber, Max Gerl, Pfarrer Stefan Koch, Gudrun Mann, Reinhard Dirr und Gabriele Liebl.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die "Kulturtafel" vermittelt bedürftigen Menschen Tickets, die sonst verfallen würden. Das Motto von Caritas, Seniorentreff und Co.: "Kultur darf kein Luxus sein."

Von Hannah Maassen

Bei der Starnberger Tafel bekommen Menschen, die wenig Geld haben, kostenlos Lebensmittel. Nach diesem Beispiel gibt es nun auch Gratis-Eintrittskarten für Bedürftige. "Kultur darf kein Luxus sein", lautet das Motto einer Initiative, die am Dienstag in der Kreisstadt vorgestellt wurde. Federführend sind dabei Helmut Kilian, der Leiter des Seniorentreffs, und Simone Berger vom Koordinationszentrum Bürgerschaftliches Engagement (Kobe). "Im Bereich Kultur für Menschen, die ein geringes Einkommen haben, wird bisher noch nicht viel getan", erklärte Max Gerl von der Caritas bei der Vorstellung.

Weil zur Lebensqualität nicht nur genug Essen und Trinken gehören, sondern auch soziale Teilhabe, hat ein Zusammenschluss aus verschiedenen Organisationen und Privatpersonen das Projekt auf die Beine gestellt. Vom nächsten Jahr an soll es in Starnberg außer der schon bekannten Tafel für Lebensmittel auch eine "Kulturtafel" geben. Die Konzepte sind aneinander angelehnt, statt Essen werden aber ansonsten ungenutzte, Karten oder Plätze für Veranstaltungen verschiedenster Art an "Kulturgäste" weitergegeben, wie Kilian und Berger finanziell Benachteiligte nennen.

"Tafel" für Kino, Konzert und Theater: Wenn Plätze im Kino frei bleiben, können sich Bedürftige Gratis-Karten holen. Das gilt auch für andere Veranstalter wie das Schloss Seefeld, die Bücherjolle oder die Musikreihe "Jazz am See".

Wenn Plätze im Kino frei bleiben, können sich Bedürftige Gratis-Karten holen. Das gilt auch für andere Veranstalter wie das Schloss Seefeld, die Bücherjolle oder die Musikreihe "Jazz am See".

(Foto: Arlet Ulfers)

Das sind nach den Kriterien der Kulturtafel zum Beispiel Menschen, die Arbeitslosengeld oder Bafög beziehen, aber auch Alleinerziehende, die wenig verdienen. Der Einkommensspielraum sei vergleichsweise hoch angesetzt; denn auch, wer etwas mehr als Arbeitslosengeld verdiene, könne sich den Luxus Kultur nicht unbedingt leisten, erklärt Kilian. Berger erklärt weiter: "Kultur ist eine Bereicherung und Unterbrechung im Alltag", die jedem zugänglich sein sollte.

Durch Anlaufstellen wie die Caritas, den Kinderschutzbund oder den Seniorentreff werden sozial Benachteiligte auf das Angebot aufmerksam gemacht. Wer in das Programm aufgenommen werden möchte, muss einen Fragebogen ausfüllen, sein Einkommen angeben und ankreuzen, welche Art von Veranstaltungen einen interessieren, die Angaben werden vertraulich behandelt. Von Politik über Kultur, Sport oder Faschingsvereine werden verschiedene Bereiche abgedeckt, auch für Kinder gibt es Angebote, zum Kino und Lesungen. Ein Team aus Ehrenamtlichen und einer Hauptamtlichen kümmert sich dann darum, dass bei freien Plätzen zum Beispiel in Kino oder Theater passende Kulturgäste kontaktiert werden.

Man sei bei Kulturveranstaltern im Vorfeld auf positive Resonanz gestoßen, erklärt Helm-Andreas Heigl, der für die Akquise von Partnern zuständig ist. Der Verein habe viele Unterstützer im Landkreis für das Projekt gewonnen, darunter die Breitwand-Kinos oder das Kulturschloss Seefeld. Von diesen kämen die Karten; das sei entweder durch Ticketspenden im Vorfeld oder bei reservierungspflichtigen Veranstaltungen durch Freigabe der leeren Plätze möglich. Man könne aber auch als Privatperson Karten spenden, die sonst verfallen würden. Das Konzept steht; bis Anfang nächsten Jahres soll auch die Website online gehen, eventuell können erste Freikarten noch in diesem Jahr vergeben werden. Weitere Informationen gibt es unter E-Mail info@starnberg-kulturtafel.de.

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