Landtagswahl:Der Minister vor Magenta

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Das schrille Rosa der Starnberger "Wiege" wird zum Ambiente für einen Wahlkampfauftritt von Christian Lindner. Farblich passt das ganz gut zur FDP. (Foto: Arlet Ulfers)

Der FDP-Politiker Christian Lindner wird seinen Wahlkampfauftritt in Starnberg bei der farblich zur Partei passenden "Wiege" absolvieren. Doch ist die Installation sicher genug?

Von Michael Berzl, Starnberg

Sie ist schon kurios, diese laufstegartige Plattform, die seit fast zweieinhalb Jahren auf einem Grundstück in der Nähe des Bahnhofs rumsteht. 43 Meter lang, elf Meter breit, zehn Meter hoch - und von vorne bis hinten in leuchtendem Magenta gehalten. Bislang durfte die etwa 50 Stufen des Kunst-Konstrukts erklimmen, wer mag - um von oben den Blick auf See, Stadt und Bahnhof zu blicken. Nun bekommt die "Wiege von Starnberg" einen höheren Zweck, und zugleich einen logistisch durchaus aufwändigen. Denn für Politprominenz sind nicht Aussicht oder die Farbe entscheidend, sondern die Sicherheit.

Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner war schon öfter wahlkämpfend in Starnberg unterwegs. Vor der Bundestagswahl etwa konnte er sich vor zwei Jahren noch gemütlich auf dem Kirchplatz unters Volk mischen. Für einen Parteivorsitzenden war das kein Problem, für einen Finanzminister aber ist das nicht mehr so einfach möglich. Da haben die Leute vom Bundeskriminalamt (BKA) andere Vorstellungen, wie die FDP-Direktkandidatin Britta Hundesrügge erfahren musste, zu deren Unterstützung der Minister am 22. August an den Starnberger See kommt.

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Da gebe es ziemlich genaue Vorstellungen und strenge Auflagen. Zum Beispiel eine Absperrung für den Bereich, wo der Bundespolitiker auftritt. Auf dem Kirchplatz wäre das schlecht möglich. "Darum haben wir den Michael Ehret gefragt", erzählt Hundesrügge. Dem Immobilienentwickler gehört das Grundstück, auf dem als künstlerische Zwischennutzung die "Starnberger Wiege", eine Installation, steht bis es neu bebaut wird.

Bei der FDP sei man jedenfalls ganz glücklich, diesen Platz bekommen zu haben. Der Landesverband kümmere sich nun um die aufwändige Logistik des Auftritts, sagt die Landtagskandidatin Hundesrügge. BKA-Beamte hätten das Gelände schon besichtigt und wollten alles ganz genau wissen: wo Absperrgitter aufgestellt werden, wo sich Plakate und Banner befinden, ein Aufbauplan sollte gezeichnet werden, es musste gewährleistet sein, dass genügend Abstand zum Publikum eingehalten werde. "Was für ein Aufwand!"

Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner mit Britta Hundesrügge und Willi Boneberger (rechts) auf dem Kirchplatz in Starnberg. So unkompliziert wie vor der Bundestagswahl vor zwei Jahren ist ein Auftritt des Politikers heute nicht mehr. (Foto: Steffi Adam/imago)

Außer dem Minister und FDP-Bundesvorsitzenden Lindner sind als Redner auch der Spitzenkandidat Martin Hagen, Britta Hundesrügge und Felix Meyer, Direktkandidat aus dem Stimmkreis München-Moosach, angekündigt. Die Besucher werden von der FDP zu einem Eis eingeladen und stünden für Gespräche zur Verfügung, heißt es in der Ankündigung. Der Wahlkampf wird noch spannend für die Partei, denn in aktuellen Umfragen liegt die FDP bei vier Prozent. Für einen Einzug in den Landtag würde das nicht ausreichen.

Dessen ungeachtet gibt sich die Starnberger Kandidatin Hundesrügge zuversichtlich. Die Journalistin aus Gauting steht auf dem Listenplatz 3. "Aussichtsreicher geht nicht", sagt sie. Mit Magenta kennt sie sich aus, ist beim Einsatz dieser Farbe nach eigener Einschätzung sogar Vorreiterin. Hundesrügge, die sich schon für alle möglichen Ämter beworben hat, hat den Farbton für ihre Partei wenn schon nicht erfunden, so doch als erste ausprobiert. Wie sie sich erinnert, habe sie schon im Kommunalwahlkampf vor neun Jahren das grelle Rosa auf ihre Faltblätter drucken lassen, noch ehe die Partei insgesamt das schrille Accessoire übernommen hat.

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