Prozess:Busfahrer muss ins Gefängnis

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Auf dem Busparkplatz in der Augsburger Straße in Fürstenfeldbruck hat sich der 51-Jährige an der jungen Frau vergangen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Fahrer eines Regionalbusses freundet sich mit einer Schülerin an. Doch dabei bleibt es nicht. Der 51-Jährige vergewaltigt die junge Frau. Für die Tat verurteilt das Landgericht München II ihn zu drei Jahren Haft.

Von Andreas Salch, Fürstenfeldbruck/Starnberg

Für sie war Nedeljko V. der nette Busfahrer, der sich immer mit ihr unterhielt, ihr Schokolade schenkte und sie entgegen dem Fahrplan sogar manchmal näher zu ihrer Arbeitsstelle brachte. Ema Z. ( Name geändert) fuhr regelmäßig mit einem öffentlichen Regionalbus vom Landkreis Starnberg nach Fürstenfeldbruck, wo sie die Schule besuchte. Nedeljko V., der kaum Deutsch kann, hatte einmal zufällig mitbekommen, dass die 19-Jährige die gleiche Sprache spricht wie er. Doch der 51 Jahre alte Busfahrer aus Fürstenfeldbruck wollte sich mit Ema Z. nicht nur unterhalten. Er wollte mehr.

Am 6. Juli vergangenen Jahres, als Ema Z. wie gewohnt frühmorgens an ihrem Wohnort im Landkreis Starnberg in den Bus eingestiegen war, um in Fürstenfeldbruck die Schule zu besuchen, hielt Nedeljko V. plötzlich gegen 7.20 Uhr an einer Haltestelle zwischen Grafrath und Schöngeising an und forderte seine Fahrgäste auf, auszusteigen. Nur Ema Z. konnte sitzen bleiben. Nedeljko V. fuhr mit ihr weiter zu einem Busparkplatz in der Augsburger Straße in Fürstenfeldbruck, verschloss die Türen und verging sich an der 19-Jährigen. Für die Tat verurteilte die 4. Strafkammer am Landgericht München II Nedeljko V. am Freitag wegen Vergewaltigung zu drei Jahren Haft. Der 51-Jährige nahm das Urteil äußerlich regungslos zur Kenntnis.

Schwer traumatisiert

Nach der Tat hatte Nedeljko V. die junge Frau in seinem Pkw zu ihrer Schule gefahren. Danach, so Staatsanwalt Morawitz-Bardenheuer bei seinem Plädoyer, sei die 19-Jährige in den Unterricht gegangen und habe geschwiegen. Doch dann sei es aus ihr herausgebrochen. Erst habe sie sich einer Mitschülerin anvertraut, dann einem Lehrer. Ema Z., so der Anklagevertreter, sei Nedeljko V. im Bus "hilflos ausgeliefert" gewesen. Auch wenn der Angeklagte die 19-Jährige "nur zwei Minuten" missbraucht habe - "für das Opfer muss es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben", sagte der Staatsanwalt. Er forderte dreieinhalb Jahre Haft wegen Vergewaltigung. Die Verteidiger, Rechtsanwältin Ingrid Babic und Ömer Sahinci indes sprachen sich für eine Strafe von "nicht über drei Jahren" aus. Nachdem die Kammer unter Vorsitz von Richter Thomas Lenz Nedeljko V. im Falle eines Geständnisses zugesichert hatte, eine Haftstrafe von mindestens drei und höchstens vier Jahren zu verhängen, räumte der 51-Jährige den Vorwurf aus der Anklage ein. Außerdem zahlt er der Schülerin im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs insgesamt 8000 Euro.

Richter Lenz sagte bei der Urteilsbegründung, der Angeklagte habe nach dem anfänglichen Austausch von Nettigkeiten "eigene Vorstellungen entwickelt, was das mit der jungen Dame werden könnte". Nachdem alle Fahrgäste aufgefordert worden waren, aus dem Bus auszusteigen, sei Ema Z. nur deshalb sitzen geblieben, weil sie dem "netten Busfahrer" vertraut habe, "der ihr nichts Böses will." Durch seine Tat habe der Angeklagte sein Opfer auch erniedrigt, so Richter Lenz. Ema Z. sei für ihn "bloßes Objekt" gewesen, dass er nicht wie eine Frau, sondern wie ein "Spielzeug" behandelt habe. Außerdem habe der Angeklagte seine Vertrauensstellung als Busfahrer missbraucht, sagte der Vorsitzende und fügte hinzu: "Das ist perfide und völlig ungehörig."

Dennoch rechnete es das Gericht Nedeljko V. an, dass er sich in einer Erklärung glaubhaft "persönlich betroffen" über seine Tat gezeigt und durch sein Geständnis dem Opfer eine Aussage erspart habe.

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