Podcast "Von Starnberg nach Berlin":Wer fehlt, muss zahlen

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Die Kostenpauschale von Abgeordneten wird konsequent gekürzt, selbst wenn sie krank sind - oder wie Carmen Wegge wegen eines Trauerfalls nicht im Bundestag arbeiten können. Nur zwei Fehlgründe akzeptiert der Bundestag ohne Strafzahlungen, wie die Politikerin im Podcast "Von Starnberg nach Berlin" erzählt.

Von Carolin Fries, Starnberg

Unentschuldigt nicht im Plenum erscheinen? Das kostet. 200 Euro werden den Bundestagsabgeordneten pro Sitzungstag von ihrer Kostenpauschale abgezogen, an Tagen ohne Plenum sind es 100 Euro. Doch auch wer entschuldigt fehlt oder wie Bundestags-Neuling Carmen Wegge (SPD) wegen eines Trauerfalls in der Familie ausfällt, "muss Strafe zahlen", wie die 32-Jährige es formuliert. 100 Euro würden dann pro Sitzungstag abgezogen. "Wenn man im Bundestag beschäftigt ist, hat die Nicht-Anwesenheit andere Konsequenzen, als wenn man abhängig beschäftigt ist", fasst Wegge in der neuen Folge des Podcasts "Von Starnberg nach Berlin" zusammen.

Ein Attest einreichen oder frei nehmen, wenn familiär was dazwischen kommt und trotzdem volles Gehalt beziehen - das geht nicht im Bundestag. "Selbst bei ärztlich nachgewiesener Arbeitsunfähigkeit und beim Aufenthalt in einem Krankenhaus zahlt man 20 Euro pro Tag", gleiches gelte für vom Bundestag genehmigte Dienstreisen. Grundsätzlich verstehe sie ja, dass Bundestagsabgeordnete "einen besonders wichtigen Job" haben und mit wenigen Ausnahmen ihrer Verantwortung nachkommen müssen. "Ein bisschen absurd" findet die Sozialdemokratin aus dem Wahlkreis Starnberg-Landsberg es aber schon, dass "wenn man nachgewiesenermaßen nicht arbeiten kann oder für den Bundestag an einem anderen Ort arbeitet, trotzdem Strafe zahlen muss."

Rückt in den Vorstand der Fraktion auf: SPD-Bundestagsabgeordnete Carmen Wegge. (Foto: Arlet Ulfers)

Nur zwei Gründe akzeptiert der Bundestag laut Wegge für ein Fehlen ohne Strafzahlung. Das sind Fehltage während des Mutterschutzes oder aber ein krankes Kind muss im Haushalt persönlich betreut werden - und letzteres offenbar auch erst seit Corona, wie der jungen Mutter andere Eltern im Bundestag erzählten.

Carmen Wegge, die in den vergangenen zwei Wochen nur an vier anstatt an zehn Tagen in Berlin arbeiten konnte, rechnet damit, dass ihr nun "umgerechnet wohl zweimal Wahlkreisbüro-Miete" abgezogen werden. Aber: "In einer schweren Situation bei seiner Familie zu sein, ist viel mehr wert, als alles andere."

Alle Folgen "Von Starnberg nach Berlin" gibt es hier zum Nachhören.

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