Konzertreihe:Jetzt wird's sinfonisch

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So opulent wie noch nie (von links): Elisabeth Carr, Manfred Frei und Andreas Dessauer organisieren die Brahmstage 2022. (Foto: Nila Thiel)

Johannes Brahms verbrachte gerne die Sommerfrische am Starnberger See, deswegen gibt es in Tutzing auch die Brahmstage - zum 25. Jubiläum heuer mit besonders prominent besetzter Bühne.

Von Katja Sebald, Tutzing

Die Tutzinger Brahmstage feiern ihr Doppeljubiläum in diesem Jahr mit einem ganzen Sinfonieorchester. Zum 100. Todestag des Komponisten wurde der Konzertzyklus unter der künstlerischen Leitung von Christian Lange im Oktober 1997 ins Leben gerufen. Weil sich in diesem Jahr Brahms Todestag zum 125. Mal jährt und die Brahmstage zum 25. Mal stattfinden, wird sich das mittlerweile weit über die Region hinaus bekannte Klassikfestival erstmals dem sinfonischen Schaffen von Johannes Brahms widmen. An vier Sonntagen im Oktober werden die Münchner Symphoniker unter der Dirigentin Alondra de la Parra die vier großen Sinfonien von Brahms spielen und sie jeweils einer Sinfonie von Antonín Dvořák gegenüberstellen. Der Vorverkauf für den Konzertreigen hat jetzt begonnen.

"Schon mehrere Jahre freue ich mich über Sachen von Dvořák aus Prag", schrieb Brahms 1878 an seinen Verleger Fritz Simrock. Der Kollege sei ein "sehr talentierter Mensch" und "nebenbei arm". Aus der Empfehlung und Förderung durch den bereits etablierten Brahms entwickelten sich eine lebenslange Freundschaft und gegenseitige Bewunderung. Der Briefwechsel zwischen Brahms und Dvořák, gelesen von Peter Weiß und Alexander Netschajew im Festsaal der Evangelischen Akademie, wird das Jubiläum des Musikfestivals am 3. Oktober eröffnen. Danach wird die katholische Kirche St. Joseph zum Konzertort, weil dort das Sinfonieorchester den nötigen Platz und den richtigen Klangraum findet.

Vergangenes Jahr kam Tenor Julian Prégardien zu den Brahmstagen nach Tutzing. (Foto: Georgine Treybal)

Mit dem diesjährigen Programm bleiben die Brahmstage einerseits ihrer Tradition treu, Brahms einem anderen Komponisten gegenüberzustellen, andererseits betreten sie mit dem sinfonischen Werk absolutes Neuland. Am 9. ,16., 23. und 30. Oktober werden die vier großen Sinfonien von Johannes Brahms zusammen mit jeweils einer Sinfonie von Antonín Dvořák - der sechsten, siebten, achten und neunten - zu hören sein. Alle Werke entstanden in den Jahren 1876 bis 1893 in enger Aufeinanderfolge. Aufgezeigt werden sollen die unterschiedlichsten Einflüsse, die nicht zuletzt aus der freundschaftlichen Verbindung resultieren.

Nicht nur musikalisch sind die Brahmstage in diesem Jahr größer geworden. Der Freundeskreis Tutzinger Brahmstage und die Kulturveranstalterin Elisabeth Carr werden von Manfred Frei und seiner Musikproduktionsfirma Loft Music kompetent unterstützt. Frei ist es zu verdanken, dass mit den Münchner Symphonikern eines der renommiertesten Orchester Deutschlands und mit der aus Mexiko stammenden Alondra de la Parra eine der wenigen international etablierten Dirigentinnen verpflichtet werden konnten. "Die waren total begeistert und sehr gütig bei den Finanzen", berichtet Frei über seine erfolgreiche Vermittlung.

"Tutzing ist weit schöner, als wir uns neulich vorstellen konnten"

Die Ausgaben haben sich gegenüber dem Vorjahr dennoch verdreifacht, erläutert Andreas Dessauer, der Vorsitzende des Freundeskreises. Mit den Einnahmen aus dem Kartenverkauf könne man davon nur rund 20 Prozent erwirtschaften, für den Rest sei man auf Fördergelder angewiesen. Ein großer Teil davon komme diesmal wegen des Jubiläums aus dem Kulturfonds Bayern. Unterstützung gibt es aber nicht nur von der öffentlichen Hand, sondern auch aus der Privatwirtschaft - und nicht zuletzt von den Mitgliedern des Freundeskreises selbst.

"Tutzing ist weit schöner, als wir uns neulich vorstellen konnten", schrieb Johannes Brahms, der sich am Starnberger See zur Sommerfrische eingemietet hatte, an seinen Freund Hermann Levi in München. Er lobte die "sehr feine Adresse" und die wunderbare Aussicht über den See und auf die Berge: "Für gewöhnlich ist der See blau, doch schöner, tiefblauer als der Himmel, dazu die Kette schneebedeckter Berge - man sieht sich nicht satt." Die Tutzinger Brahmstage finden zur Erinnerung an jenen denkwürdigen Sommer 1873 statt, in dem Brahms in Tutzing unter anderem die Haydn-Variationen op. 56 komponierte. Im kommenden Jahr steht deshalb schon wieder ein großes Jubiläum an.

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