Druck auf Ausflugsregionen:Wenn das Dorf überrannt wird

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Die Landtagsabgeordneten Gabriele Triebel und Christian Zwanziger (Mitte) zusammen mit Uli Ernst im Uttinger Hochseilgarten. (Foto: Nila Thiel)

Lärm, überfüllte Badestrände, volle Straßen. Christian Zwanziger, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, macht sich am Ammersee ein Bild vom vielfach beklagten "Overtourism" - und nennt mögliche Lösungen.

Von Renate Greil, Utting

Eben hat der Landtagsabgeordnete Christian Zwanziger (Grüne) mit seiner Fraktionskollegin Gabriele Triebel aus Kaufering den Hochseilgarten Ammersee und das Labyrinth Ex Ornamentis im Uttinger Freizeitgelände besichtigt. Nun geht es mit dem Fahrrad ein Stück weiter auf den Weinhügel des findigen Landwirts Uli Ernst, der mit Blick auf den Ammersee seine Weinstöcke am Südhang herzeigt. Doch die Zeit drängt, die geplante Weinverkostung muss ausfallen, denn im Biergarten Alte Villa werden Zwanziger und Triebel schon von einem Dutzend Interessierter zum Gespräch erwartet.

Zwanziger kommt aus Erlangen, ist Geograf - und schickt voraus, dass er sich als Sprecher für Tourismus gerne vor Ort einen Eindruck verschafft. Die Termine absolviert er mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dieses Jahr sei Oberbayern an der Reihe, sagt der sportliche 35-Jährige. Sein Tagesprogramm: Am Vormittag informierte er sich in Tutzing über den Tagungs- uns Bildungstourismus, anschließend radelte er über Andechs nach Utting ins Freizeitgelände. Fehlen Schilder, die auf die Attraktionen dort hinweisen? Uli Ernst stuft eine Beschilderung als nicht mehr so wichtig wie früher ein, denn im Umgang mit dem Kartendienst von Google seien inzwischen viele versiert. Ein anderer Zuhörer schildert allerdings das sonntägliche Szenario am Uttinger Bahnhof so: Jede Menge Gäste steigen aus und sehen als erstes den Summerpark - und bleiben dort. Ins Freizeitgelände, ein paar Gehminuten Richtung Norden, schaffe es kaum jemand, stellt er fest. Der Park sei inzwischen eine Badewiese geworden. Am vergangenen Sonntag sei Utting "aus den Nähten geplatzt", schildert er die Lage.

Wo viele Leute sind, brauche es Toiletten, findet auch Zwanziger

Ein Anwohner des Summerparks klagt über Lärm und Dreck bei Tag und Nacht, auch die Notdurft werde am Zaun erledigt. Auch die örtlichen Gemeinderäte Lisa Vogt und Niki Högenauer sind beim tourismuspolitischen Biergartengespräch dabei. Sie verweisen auf die neue WC-Anlage, die kommen soll. Högenauer beziffert die Kosten auf 80 000 bis 120 000 Euro - und findet, dass solche Einrichtungen bezuschusst werden sollten.

Der Landtagsabgeordnete Zwanziger kennt das Problem. Wo viele Leute sind, braucht es auch öffentliche Toiletten, stellt er fest. Es sei ein Ärgernis, dass man die Kommunen damit alleine lasse. Triebel spricht den Druck durch Tagestouristen aus München an, dem die Gemeinden an den Seen an den Wochenenden standhalten müssen. Sie sieht den Ausweg im Umstieg auf die Bahn und wünscht sich eine durchgängige Anbindung ohne Umsteigen nach München.

Zwanziger hört zu und fragt nach: Wie werden die Besucherströme gelenkt? Schon im Zug und am Bahnhof könnte man Hinweise geben. Einen Shuttlebus einzurichten, der mehrere Stationen abfährt und auch die Nachbarorte einbindet, war eine Idee aus der Runde. Es fehle auch an Übernachtungsmöglichkeiten im Ort, auch die Anzahl der Ferienwohnungen nehme ab, da es laut Högenauer leichter sei "an einen Zahnarzt aus München eine Zweitwohnung zu vermieten". Der Campingplatz in Utting sei aus den 1970er-Jahren und müsse nach Högenauers Ansicht verkleinert und neugestaltet werden, im gleichen Zug müsse man den vorgelagerten Badebereich im Freizeitgelände vergrößern.

In der Runde kommt auch die Frage auf, ob inzwischen zu viele Gäste kommen? Zwanziger hält es zum Stichwort "Overtourism" für nötig, Lösungen zu entwickeln und die Akzeptanz vor Ort hoch zu halten. Er sieht dabei den Freistaat in der Pflicht, Mobilitätskonzepte vor Ort zu entwickeln. Man müsse "im Landtag noch dicke Bretter bohren", verweist er aber auf die Chancen eines entsprechenden Antrages, den er neu auflegen will.

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