Nach Sturmtief "Zoltan":Stegbauer im Dauereinsatz

Lesezeit: 2 min

Arbeiter reparieren den Steg auf dem Gelände am Yacht-Club-Ambach (v. li.): Steven Stock, Jörg Dietrich und Franz Gistl am Ostufer des Starnberger Sees. (Foto: Nila Thiel)

Handwerker reparieren die durch Unwetter zerstörten Anlegestellen an Ammersee und Starnberger See. Die Arbeiten sind teuer - deshalb startet Herrsching nun eine Spendenaktion für die gemeindlichen Badestege.

Von Sabine Bader, Herrsching/Ambach

Die Zerstörungen am Ostufer des Ammersees und des Starnberger Sees sind unübersehbar. An den Ufern liegt noch immer haufenweise Schwemmholz und Kies. Sturmtief "Zoltan" war kurz vor dem Jahreswechsel über das Fünfseenland hinweg gefegt und hatte an den östlichen Ufern von Ammersee und Starnberger See Schäden in Millionenhöhe verursacht.

Am schlimmsten hat es die Gemeinde Herrsching erwischt. Etwa zehn Steganlagen, davon drei im Eigentum der Gemeinde, sind durch den massiven Wellenschlag des Ammersees komplett zerstört worden, andere Stege kamen mit Blessuren davon. Auch den Herrschinger Dampfersteg der Bayerischen Seenschifffahrt hat das Sturmtief in Mitleidenschaft gezogen. Der Schaden ist laut dem Betriebsleiter am Ammersee, Florian Schmid, inzwischen behoben. Doch der Reparaturbedarf ist andernorts nach wie vor groß.

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Auch am Ostufer des Starnberger Sees hat es viele Steganlagen erwischt. Betroffen sind vornehmlich die Seeanrainer zwischen Ambach, Ammerland, Berg, Leoni und Kempfenhausen. Stegbauer Florian Brennauer ist dort derzeit im Dauereinsatz - er repariert, bessert aus und hat mit seinen Mitarbeitern alle Hände voll zu tun.

Vor allem der hohe Wasserstand am See und der heftige Sturm hatten die Wellen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen derart in die Höhe gepeitscht, dass diese die Bretter und Balken an den Stegen wegrissen, erzählt der 44-jährige Zimmerermeister und Bautechniker. "Da ist alles zusammengekommen." An die zehn Reparaturen haben Brennauer und seine Mitarbeiter in den vergangenen Wochen schon erledigt. "Und wir sind immer noch dabei", sagt er. Etliche Treppenanlagen habe es ebenso erwischt wie die Wellenbrecher in den Häfen. Auch sie seien in Mitleidenschaft gezogen. Drei bis vier Tage lang sind Brennauer und seine Kollegen durchschnittlich an jedem Steg beschäftigt, ehe dieser wieder in Ordnung ist.

Firmenchef Florian Brennauer auf einem privaten Steg am Ostufer. (Foto: Sabine Bader)

Brennauer hat sein Handwerk einst in Tutzing gelernt, in einem Betrieb, der ebenfalls viel mit Steg- und Bootshausbau zu tun hatte. Hier absolvierte er seine Lehr-und Gesellenjahre. 2012 machte er sich in Haunshofen selbständig. Als sein ehemaliger Chef 2018 seinen Tutzinger Betrieb aus Altersgründen aufgab, übernahm Brennauer von ihm Motorboot, Arbeitsfloß, Pfahlramme und faktisch auch den kompletten Kundenstamm.

Zurück zum Ammersee und den massiven Sturmschäden am dortigen Ostufer: Zimmerermeister Florian Volk leitet den gleichnamigen Zimmereibetrieb in Inning. Er weiß, wovon er spricht, wenn er erzählt, dass in Herrsching rund 80 Prozent der Stege durch das Unwetter zur Jahreswende schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber Volk und seine Mitarbeiter sind momentan nicht nur in Herrsching beschäftigt, sondern auch bei Seeanrainern in Stegen, Buch, Breitbrunn und Wartaweil. Das ganze Jahr über ist seine Firma im Einsatz und übernimmt Reparaturarbeiten am Ostufer des Ammersees.

Florian Volk, Chef der Zimmerei Volk in Inning, tauscht einen beschädigten Pfosten an einem Steg am Ammersees aus. (Foto: Zimmerei Volk/privat)

Betroffen sind am Ammersee nicht nur Privatleute. Auch drei Badestege in Besitz der Gemeinde Herrsching hat es schwer getroffen - zwei am Seewinkel sowie den Steg am Sportplatz. "Alle drei sind komplett zerstört, wir müssen sie also neu aufbauen", sagt Bürgermeister Christian Schiller. Für dieses Vorhaben muss die Gemeinde die Stege allerdings neu beim Landratsamt in Landsberg und bei der bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung beantragen. Erste Gespräche sind bereits geführt worden. "Wie es aussieht, bekommen wir auch den Wiederaufbau genehmigt, wir müssen aber erst die Pläne und Unterlagen einreichen." Aus den beiden Stegen am Seewinkel will die Gemeinde laut Schiller einen machen, der stabiler und etwas höher werden soll. Der Badesteg am Sportplatz dagegen soll in derselben Länge wie zuvor wieder errichtet werden - allerdings einige Zentimeter höher, damit er künftigem Hochwasser besser standhält.

Bild der Verwüstung: der ehemalige Badesteg der Gemeinde am Herrschinger Sportplatz. Ihn hat Stumtief "Zoltan" völlig zerstört. (Foto: Foto: Gemeinde Herrsching)
Wie viele Steganlagen es erwischt hat, wird auf diesem Bild deutlich - auch zwei Badestege der Gemeinde an den Seeanlagen sind darunter. (Foto: Foto: Gemeinde Herrsching)

Der Neubau der beiden Stege wird laut Schiller aller Voraussicht nach etwa 250 000 Euro kosten. Da der Herrschinger Haushalt bereits beschlossen war, als das Unwetter über die Gemeinde hereinbrach, sind für diese außerplanmäßigen Ausgaben keine Mittel im Etat 2024 eingeplant. Und so rief Schiller vor gut einer Woche im Rahmen der Bürgerversammlung zu einer Spendenaktion auf. Und wer eine Großspende macht, hat sogar die Chance sich ein Namensrecht am neuen Steg zu sichern. "Das wär doch was", findet Schiller.

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