Stadtplanung:Impulse für Neues sollten von der Stadt kommen - nicht von Ikea

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In Hamburg-Altona gibt es bereits seit Jahren ein Ikea-Geschäft in einer Fußgängerzone. (Foto: Bloomberg)

Das Unternehmen prüft, in der Innenstadt nicht nur ein Möbelhaus zu errichten, sondern ein ganzes Viertel. Doch warum muss eigentlich ein Konzern diese Idee anstoßen?

Kommentar von Pia Ratzesberger

Die Pläne, die Ikea hat, sind erst einmal keine schlechten. Das Unternehmen überlegt, ein Möbelhaus in der Münchner Innenstadt zu eröffnen. Und sollte das tatsächlich so kommen, will Ikea nicht nur wieder einen blau-gelben Bunker hochziehen. Sondern ein ganzes Viertel gestalten.

Es ist die Rede von neuen Wohnungen, von Räumen für Sportvereine und Konzerte, von kleinen Geschäften und Co-Working und Repair-Cafés, alles an einem Ort. Das klingt nach einem Viertel, in dem man gerne leben würde. Das Problem ist nur, dass dieser Vorschlag von Ikea kommt. Und nicht von der Stadt.

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Die Pläne sind gedacht aus der Perspektive junger Menschen, die kein Auto haben und die Arbeit und Leben wieder zusammenbringen wollen, auch örtlich. Sieht man sich die Studie an, die Wissenschaftler und Architekten im Auftrag des Möbelkonzerns erarbeitet haben, merkt man, dass es um entscheidende Fragen der Zukunft geht: Wie werden sich die Städte verändern? Wie die Menschen, die in ihnen leben, und wie ihre Bedürfnisse?

Natürlich kann die Stadt München nicht mal eben eine Immobilie wie die Paketposthalle an der Arnulfstraße kaufen und selbst einen so großen, neuen Komplex planen - aber sie könnte solche Pläne anstoßen. Der Impuls für Neues sollte von der Stadt kommen. Und nicht von Ikea.

Für den Fall, dass das Unternehmen in die Innenstadt zieht und dort ein ganzes Viertel baut, schlägt die Studie ohnehin Kooperationen mit der Stadt vor, und diese wären auch sinnvoll. Wenn eine Firma wie Ikea Geld in die Hand nehmen will, um einem Ort, der bisher öde war, zu Glanz zu verhelfen - warum nicht?

Es darf nur nicht dazu führen, dass Unternehmen sich die Städte so gestalten, wie sie möchten. Die Menschen, die in ihnen leben, müssen mitreden, vor allem auch die Menschen, die diese Städte verwalten. Deshalb ist auch die Frage, wer hier auf wen zugeht, wer von Beginn an den stärkeren Part einnimmt. Die Stadt München hat die Planungshoheit. Eigentlich ist also klar, welcher Part der ihre ist.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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